Die dänische Schauspielerin Benedikte Hansen, bekannt auch aus vielen Fernsehserien, betritt am 24. September 1958 in Gentofte in der Hauptstadtregion nördlich von København die Bühne des Lebens.

Benedikte Hansen ist eine dänische Schauspielerin. Neben einer erfolgreichen Theaterkarriere hat sie seit Mitte der 1980er-Jahre in mehr als 40 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Größere Bekanntheit erlangte sie unter anderem durch wiederkehrende Rollen in den dänischen Fernsehserien „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ (2009) und „Borgen – Gefährliche Seilschaften“ (2010–2013).

Die Tochter eines Arztes und einer ausgebildeten Juristin wurde in Gentofte geboren, wo sie mit vier Geschwistern aufwuchs. Benedikte Hansen stammte aus einer Familie, die keine Beziehung zur Schauspielerei hatte. Sie kam eigenen Angaben zufolge erst durch einen Freund mit der Schauspielerei in Berührung, der aus einer Theaterfamilie stammte.

Nach ihrem Schulabschluss 1977 an der Staatlichen Schule in Gentofte absolvierte Hansen von 1978 bis 1981 ihr Schauspielstudium an der Staatlichen Theaterschule in København. Nach Ende ihrer Ausbildung sammelte sie erste Bühnenerfahrung am Rimfaxe Teater in Roskilde. Ab Mitte der 1980er-Jahre gelang es ihr, sich in Dänemark als ernstzunehmende Theaterschauspielerin zu etablieren. Der Durchbruch an Københavns Bühnen stellte sich 1986 mit zwei unterschiedlichen Hauptrollen ein – Hansen spielte mit Erfolg die Eliza Doolittle im Musical „My Fair Lady“ (Amager Scenen) sowie die Hilde Wangel in dem Drama „Baumeister Solneß“ (Aveny Teatret).

Seit 1990 ist Hansen festes Ensemblemitglied am Königlich Dänischen Theater in København (Det Kongelige Teater). Sie bekleidete seitdem sowohl Hauptrollen in klassischen Stücken, als auch moderneren Stoffen sowie an experimentellen Bühnen. Die dänische Tageszeitung „Politiken“ ließ Hansen Ende der 1990er-Jahre inoffiziell den Titel der führenden Theaterschauspielerin Dänemarks zukommen und hob vor allem ihre Darstellung von starken und leidenschaftlichen Frauenfiguren hervor, durch die sie dem Publikum bekannt geworden sei.

Sie spiele hochkonzentriert mit gefühlvoller Kraft und intellektueller Empathie, entblöße ihre häufig gefährlich und unberechenbar wirkenden Figuren nicht vollständig, sondern lasse Raum für Geheimnisse und Spannung über die Bühne hinaus. Dazu zählen u. a. Haupt- bzw. Titelrollen in Eugene O’Neills „Trauer muss Elektra tragen“ (1993), Adam Oehlenschlägers „Kjartan og Gudrun“ (1993), die Lady Macbeth in Ole Bornedals „Macbeth“-Inszenierung am Gladsaxe Teater (1998) sowie die erotischen Auftritte als Anne in Bille Augusts Inszenierung von Lars Noréns „Detaljer“ (2002) oder der Part der Mrs. Robinson in der dänischen Inszenierung der US-amerikanischen Filmkomödie „Die Reifeprüfung“ am Nørrebro Teater („Fagre voksne verde“, 2004).

Für ihre Leistungen als Prinzessin von Eboli in „Don Karlos“ nach Schiller und „Herr Bengts hustru“ nach Strindberg sowie die Xenia in Astrid Saalbachs „Verdens ende“ und die Gertrude in „Hamlet“ wurde Hansen dreimal für den dänischen Reumert-Theaterpreis nominiert. Zwei weitere Nominierungen erhielt sie für die Auszeichnung der dänischen Theaterkritiker (Teaterpokal), darunter für ihre Darstellung der Cleopatra in „Antonius und Cleopatr“a (2001). 2007 wurde Hansen für ihre Theaterarbeit das mit 30.000 DKK (4.000 Euro) verbundene Olaf-Poulsen-Stipendium zuteil. Bereits 2003 wurde sie von der dänischen Königin Margrethe zum Ritter erster Klasse des Dannebrogordens ernannt. Hansen bewundert die Schauspieler Max von Sydow und Al Pacino.

Parallel zu ihrer Arbeit im Theater hat Hansen seit Mitte der 1980er-Jahre an mehr als 30 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Im Gegensatz zu ihrer Theaterkarriere blieben ihr Hauptrollen bisher weitgehend verwehrt. Die Tageszeitung „Politiken“ mutmaßte 2008, Hansens geringer Erfolg im Film und Fernsehen könnte ihrer eher unmodern wirkenden deutlichen Aussprache geschuldet sein. In der Vergangenheit war sie auch wiederholt als Sprecherin von Hörspielen in Erscheinung getreten.

Im dänischen Fernsehen bekleidete Hansen u. a. wiederkehrende Auftritte als Kriminalreporterin Trine in den Serie „Unit One – Die Spezialisten“ (2000–2004) sowie als intrigante Oppositionspolitikerin Birgitte Agger in der zweiten Staffel der Serie „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ (2009) neben Nicolas Bro. Internationales Lob seitens der Fachkritik wurde Hansen ab 2010 für ihre Nebenrolle in der Fernsehproduktion „Borgen – Gefährliche Seilschaften“ (2010–2013) zuteil. In der preisgekrönten Politserie spielte sie an der Seite von Sidse Babett Knudsen, Pilou Asbæk und Birgitte Hjort Sørensen die einsame und dem Alkohol zugetane Journalistin Hanne Holm.

2008 setzte der Künstler Jesper Just die Schauspielerin in seinen international vorgestellten Kurzfilmen „A Vicious Undertow“, „A Room of One’s Own“ und „A Voyage of Dwelling“ in Szene. 2009 übernahm Hansen den Part als böse Hexe in dem Märchenfilm „De vilde svaner“ mit Stine Fischer Christensen. Mit der Serie „Above Suspicion: Deadly Intent“ (2011) und dem Film „The Lady Vanishes“ (2012) folgten Ausflüge ins britische Fernsehen.

Benedikte Hansen lebt in Frederiksberg und ist mit ihrem dänischen Schauspielkollegen Viggo Sommer liiert. Zwei frühere Ehen führte sie mit dem Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur Gerz Feigenberg (1983–1993) und dem ehemaligen Leiter des Königlich Dänischen Theaters Michael Christiansen (1998–2007).

von

Günter Schwarz – 24.09.2017