Die Inseln und Halligen Nordfrieslands argumentieren, der Aufbau und die Unterhaltung der Infrastruktur für Touristen sei teuer und die muss finanziert werden. Somit könnten Tagestouren nach Föhr, Amrum, Pellworm und Helgoland sowie zu den Halligen schon bald zwischen zwei und drei Euro pro Person teurer werden.

Die Insel- und Halligkonferenz, ein Zusammenschluss aller Eilande an der deutschen Westküste, möchte die Reedereien verpflichten, beim Fahrkartenverkauf von sämtlichen Passagieren zugleich eine Tageskurabgabe einzuziehen, wogegen sich die Fährbetreiber allerdings vehement wehren, noch einen Extra-Obolus für einen Inselausflug einzuziehen.

In einer Resolution fordert die Insel- und Halligkonferenz die dazu nötige Änderung des Kommunalabgabengesetzes durch den Kieler Landtag. Der Amtsausschuss von Föhr und Amrum hat einen gleichlautenden Antrag an die Landespolitik verabschiedet. Darin verweisen die Insulaner auf die ostfriesischen Inseln. Dort ist der Einzug einer Tageskurabgabe durch die Reedereien bereits seit längerer Zeit gängige Praxis.

„Die Infrastruktur, die wir für Touristen vorhalten müssen, ist nicht gerade günstig“, argumentiert der Bürgermeister von Wyk auf Föhr, Paul Raffelhüschen, für eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Angebote kämen Tagestouristen ebenso zugute wie Übernachtungsgästen, die standardmäßig Kurtaxe beim Vermieter zahlen. Raffelhüschen nennt als Beispiele regelmäßig gereinigte Strände, bewachte Badestellen, öffentliche WCs oder Open-Air-Veranstaltungen. Auch würde er gern das jährliche Defizit des Wellenbads von 1,2 Millionen Euro durch ein höheres Kurabgabe-Aufkommen kompensieren.

Der größte Gewinner einer lückenlos einkassierten Tageskurabgabe wäre jedoch Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland. Dort gab es im vergangenen Jahr nur rund 82.000 Übernachtungsgäste, aber 275.000 Tagesausflügler. „Bei beispielsweise 2,50 Euro Tageskurabgabe kämen überschlagsmäßig schon 690.000 Euro zusammen“, rechnet Tourismusdirektor Lars Johansson hoch. „Damit könnten wir unter anderem unser Veranstaltungsprogramm ausweiten.“

Ein Stück weit als Vorbild gilt der „Halligtaler“ in Höhe von einem Euro, den Hooge vor fünf Jahren eingeführt hat. Seitdem hat er 300.000 Euro in den dortigen Haushalt gespült. Allerdings wird der Taler nicht an Bord, sondern durch einen Gemeindeangestellten nach dem Aussteigen kassiert. Das verursacht Personalkosten und wird auf den Inseln wegen der ungleich größeren Besucherzahlen für nicht praktikabel gehalten. Die Insel- und Halligkonferenz sorgt sich vor „kaum zumutbaren Warteschlangen“.

Die Fährbetreiber indes wehren sich gegen die Aufgabe. „Den Aufwand können wir nicht betreiben“, sagt Axel Meynköhn, Geschäftsführer der Wyker Dampfschiffsreederei (WDR). Wie etwa solle man Touristen von Fahrgästen unterscheiden, die beruflich unterwegs sind. „Subjektiv würde das als Fahrpreiserhöhung wahrgenommen“, ärgert sich Meynköhn. „Einen positiven Effekt auf den Tagesausflugsverkehr dürfte das nicht haben.“

Föhrs Bürgermeister Raffelhüschen ist hingegen zuversichtlich und meint: „Die Inseln sind so schön, die Leute kommen auch so.“

Die Landesregierung in Kiel befindet sich noch im Meinungsbildungsprozess und will von dagher noch nicht festlegen. Sie führe „derzeit mit den Reedereien und den Kommunen Gespräche, um sich eine abschließende Meinung zu bilden“, hieß es aus dem Innenministerium.

von

Günter Schwarz – 11.10.2017