Das Forschungsschiff „Galathea“ verlässt am 15. Oktober 1950 den Hafen von København zu seiner Tiefsee-Expedition, die das Schiff innerhalb von zwei Jahren  rund um die Welt führt.

Die dänische Fregatte „Galathea“ (A546) war ein Forschungsschiff, das 1949 von der Royal Navy des Vereinigten Königreichs angekauft wurde. Es war der zweite Neubau der Sloops der Grimsby-Klasse für die Royal Navy, und es wurde zu Beginn der 1930er Jahre von der Marinewerft in Devonport im südenglischen Plymouth gebaut.

Als HMS „Leith“ wurde das Schiff 1934 fertiggestellt und für die Royal Navy in Dienst gestellt. In der Vorkriegszeit in Neuseeland stationiert, diente die „Leith“ dann während des Zweiten Weltkrieges meist als Geleitschiff von Nordatlantik-Konvois. 1946 wurde sie verkauft und in „Byron“ umbenannt. Eine dänische Organisation kaufte 1948 die ehemalige Sloop an und benannte sie „Freedom“.

Der dänische Staat übernahm die anfangs privaten Forschungsideen und das für diesen Zweck vorgesehene Schiff. Es sollte bei einer Forschungsreise um die Welt auch für Dänemark werben und an die Weltumseglung der dänischen Korvette „Galathea“ etwa 100 Jahre zuvor erinnern.

Noch im Weltkrieg hatten dänische Bürger und Wissenschaftler die Idee einer Wiederholung der Reise der Korvette „Galathea“ in den Jahren 1845 bis 1847 entwickelt. Die Idee fand nach dem Kriegsende auch Interesse in der dänischen Regierung und sie wurde von staatlicher Seite weiterentwickelt. Die einem dänischen Friedenskomitee gehörende ehemalige Sloop „Leith“ wurde am 26. August 1949 für die Marine angekauft und zu einem Forschungsschiff umgebaut.

Schwerpunkte der Reise um die Erde sollten Forschungen zum Erdmagnetismus sowie zum Leben in größeren Meerestiefen sein. Zur Erinnerung an die erste dänische Weltumseglung erhielt das Schiff den Namen „Galathea“ und wurde als Fregatte bezeichnet. Die abgerüstete Sloop wurde – obwohl ein Marineschiff – nicht wieder bewaffnet und erhielt lediglich drei 57-mm-Salutgeschütze. Vom 4. bis 16. September 1950 machte das Schiff dann die erste größere Probefahrt nach Norwegen.

Am 15. Oktober 1950 verließ die „Galathea“ København zur Reise um die Welt, die zwei Jahre dauern sollte. Verabschiedet wurde das Schiff vom dänischen Königspaar und einer großen Menge Schaulustiger. Neben der Marinebesatzung waren in der Regel um vierzehn Zivilisten an Bord. Bei den Wissenschaftlern änderte sich die Zusammensetzung nach der Art der anstehenden Aufgaben. Dazu waren auch wechselnde Journalisten an Bord, die über den Verlauf der Reise berichteten und sich in den angelaufenen Häfen um eine etwaige dänische Community kümmerten.

Die erste Etappe führte um Skagen durch die Nordsee bis nach Plymouth, wo das Schiff ursprünglich entstanden war. Dann folgten Lissabon, Teneriffa und Dakar, um dann nahe der Küste die wichtigsten Häfen anzulaufen.

In Accra wurde dann erstmals eine Sonderaufgabe des Schiffes relevant. Dort hatte sich in Christiansborg bis 1850 das Zentrum der Dänischen Besitzungen an der Goldküste befunden, die 1850 an Großbritannien verkauft worden waren. Die Dokumentation etwaiger Reste der dänischen Kolonialbestrebungen war eine der wenigen Aufgaben an Land und sollte die Situation auch mit den Berichten der ersten „Galathea“ vergleichen.

Nach dem Besuch weiterer Häfen und ersten Versuchen mit dem Tiefsee-Schleppnetz verbrachte das Schiff Weihnachten in der Walvisbay (Walfischbucht) im heutigen Namibia und Neujahr im südafrikanischen Kapstadt. Anschließend fand eine erste Überholung des Schiffes in der südafrikanischen Marinebasis Simonstown statt. Das Schleppnetz wurde mit einem neuen, über 12 km langen Stahlkabel versehen, das aus Stabilitätsgründen im Vorschiff gelagert wurde und über Umlenker auf dem Schiff das Schleppnetz über das Heck ausbrachte. Darüber hinaus wurde die elektrische Anlage verbessert und eine neue Lichtmaschine eingebaut.Neben den üblichen Wechseln unter den Zivilisten an Bord wurde auch der Kommandant des Schiffes planmäßig ausgetauscht.

Mitte Februar 1951 setzte die „Galathea“ ihre Reise fort und füllte ihre Bunker günstig im portugiesischen Beira. Das schlechte Wetter um die Jahreszeit ließ die Fregatte bis nach Mombasa gehen, ehe sie von dort die Querung des Indischen Ozean in Angriff nahm. Über die Seychellen wurde Mitte April Colombo, die Hauptstadt des heutigen Sri Lankas, erreicht.

Die drei folgenden Stationen führten das Schiff wieder in Dänemarks Kolonialgeschichte. Zuerst wurde die kleine indische Stadt Trankebar (heute Tharangambadi) angelaufen, die bis zum Verkauf an die Briten 1845 der Hauptort von Dänisch-Ostindien und der Ausgangspunkt für die lutherische Missionstätigkeit in Indien war. Dann folgte Kalkutta, wo im nahen Serampore die erste Universität in Asien nach europäischen Vorbild durch dänische Missionare entstand, als der Ort auch zu Dänisch-Ostindien gehörte.

Vom 6. bis zum 8. Mai folgte dann noch der Besuch der Nikobaren, die schließlich die letzte Kolonie Dänemarks in Südasien waren. Dänemark hatte seine Ansprüche 1868 aufgegeben, worauf die Briten 1869 die Inseln besetzten und sie Britisch-Indien angliederten.

Das Schiff lief dann weiter nach Singapur, das für sechs Wochen die Basis des Schiffes wurde, das jetzt intensiv mit der Tiefseeforschung begann. Dazu wurde auch eine Fahrt entlang der malaiischen Küste bis nach Bangkok genutzt. Um das Schleppnetz am Grund zu halten, durfte das Schiff nur sehr langsame Fahrt von etwa 1,5 Knoten machen. Im Juli und August folgten umfangreiche Untersuchungen des Philippinengrabens und die Entdeckung des Galatheatiefs als die tiefste Stelle des Grabens mit 10.540 m Meerestiefe. Zur Überraschung der Forscher konnte auch in dieser Tiefe noch Leben festgestellt werden.

Nach diesen Untersuchungen lief das Schiff weiter durch Indonesien, besuchte unter anderem Djakarta und dann Port Moresby, wo das Schiff 14 Tage verblieb, um dann als erstes dänisches Kriegsschiff nach Australien zu gehen, wo Brisbane, Sydney, Adelaide und Melbourne besucht wurden. Zu Weihnachten 1951 war die „Galathea“ dann im neuseeländischen Wellington. Im ersten Stationierungsgebiet des Schiffes als britisches Kanonenboot verblieb sie zwei Monate und besuchte etliche Häfen.

Sie verließ am 28. Februar 1952 Auckland und überquerte den Pazifik mit Stops in Raoul Island, Nukualofa, Pago Pago bei der Vermessung des Kermadecgraben und Honolulu nach San Francisco, wo das Schiff am 10. April 1952 eintraf, entlang der amerikanischen Pazifikküste lief die „Galathea“ dann zum Panamakanal mit einem längeren Aufenthalt in der US-amerikanischen Marinebasis San Diego und weiteren Hafenbesuchen, aber auch letzten Tiefseeuntersuchungen vor der mittelamerikanischen Küste. Der letzte große Besuch des Schiffes fand vom 26. bis 30. Mai 1952 in Charlotte Amalie statt. Die der dänischen Königin Charlotte Amalie benannte Hauptstadt der Amerikanischen Jungferninseln war eine dänische Gründung und bis zum Verkauf an die USA 1917 Hauptort von Dänisch-Westindien.

Puerto Rico, die Azoren und Plymouth waren dann die letzten Stationen der Reise der „Galathea“, die am 29. Juni 1952 vor etwa 20.000. Zuschauern in København einlief.

Das große Interesse an der Rückkehr des Schiffes war auf die kontinuierliche Berichterstattung während der Reise zurückzuführen. Von großer Bedeutung waren die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Expedition für die Meeresbiologie, über hundert Tiefsee-Lebewesen wurden entdeckt und dokumentiert. Das gesammelte Material über die ehemals dänischen Kolonien und die an diesen Orten gefertigten Filme fanden durch den Eingang in den Schulunterricht eine weite öffentliche Aufmerksamkeit.

Eine erwogene weitere Verwendung des Schiffes durch die dänische Marine unterblieb. Im Dezember 1954 wurde die „Galathea“ außer Dienst gestellt und die ehemals britische Geleit-Sloop 1955 in Odense abgewrackt und verschrottet.

Eine dritte „Galathea-Expedition“ zur Erforschung der Weltmeere sandte Dänemark inzwischen erneut aus, bei der das Forschungsschiff allerdings nicht den Traditionsnamen „Galathea“ erhielt. Das für diese Expedition ausgestattete Forschungsschiff „Vædderen“ verließ den Kai in Amalienhavn in København am 11. August 2006, und es kehrte nach acht Monaten am 25. April 2007 an die Langelinie in die Hauptstadt zurück.

von

Günter Schwarz – 15.10.2017