(Schleswig) – Am Mittwoch, den 18. Oktober 2017, zeigt unser Schleswig-Holsteinisches Landestheater den Schleswigern abends ab 19:30 Uhr im Slesvighus einmal eine „Italienische Nacht“ der „anderen Art auf – nichts von wegen „Bella Italia“ mit „molto Amore“ und „Doce Vita“ unter einem strahlendblauen Himmel!

Mit diesem kritischen Volkstheater, das am 20. März 1931 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin seine Uraufführung feierte und das die gesellschaftlichen Entwicklungen der 1920er Jahre widerspiegelt, hat Ödön von Horváth, ohne auf Gefühl und Humor zu verzichten, einen Schwank geschrieben, der heute leider wieder sehr aktuell ist und auch in unserer heutigen Gesellschaft vor dem erneut aufkommenden Nationalismus und Faschismus in Teilen der Bevölkerung warnt. Damals wie heute sind Parallelen vorhanden. − Insofern kann man Horváths Stück durchaus als Kritik zu den Wahlergebnissen bei Landtagswahlen und der Bundestagswahl in unserem Land der vergangenen Wochen und Monate betrachten, bei denen „ewig Gestrige“ teils erschreckenswerte Wahlerfolge erzielen konnten.

Das Stück spielt 1930 am „Vorabend“ der sogenannten Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in einer süddeutschen Kleinstadt im Voralpenland. In dem Lustspiel wird über zugrunde liegende Ereignisse aus jener Zeit im traditionell geprägten oberbayrischen Murnau berichtet, die sich im weiteren Verlauf der historischen Ereignisse als alles andere als „lustig“ für Deutschland, ganz Europa und die Welt entwickeln sollten.

Fernsehspiel aus dem Jahr 1965 – „Italienische Nacht“ nach dem Volksstück von Ödön von Horváth

Zum Inhalt: Die Republikaner wollen einen bunten Abend, eine „italienische Nacht”, veranstalten und sie lassen sich diese Lustbarkeit von niemandem verderben. Draußen allerdings marschieren die Faschisten und begehen ihren „deutschen Tag”. Um herauszubekommen, was sie genau vorhaben, schickt Martin – der geheime Anführer der Parteijugend – seine Freundin Anna zu einem der Faschisten, damit sie ihn aushorche. Als einige der Genossen ein Denkmal in der Stadt rot anstreichen, rotten sich die Faschisten zusammen, um den Linken eine Abreibung zu verpassen.

Von der Unfähigkeit der Kleinbürger, den braunen Horden aufgrund von Uneinigkeit untereinander Widerstand entgegen zu setzen, handelt dieser hellsichtige Wirtshausschwank, mit dem sich Horváth 1931 endgültig als bissig-komödiantischer Autor von Zeitstücken durchsetzte.

Tickets ab 13 Euro

Besetzung:
     – Inszenierung: Wolfram Apprich
     – Ausstattung: Mirjam Benkner
     – Musik: Christoph Coburger*

Mit:
     – Stadtrat: Uwe Kramer
     – Betz: Klaus Gramüller
     – Wirtin: Heidi Züger
     – Martin: Simon Keel
     – Karl: Timon Schleheck
     – Faschist: René Rollin
     – Adele: Ingeborg Losch
     – Anna: Manja Haueis
     – Leni: Alexandra Pernkopf

von

Günter Schwarz – 16.10.2017