Niels Ebbesen, der in Randers „der Graf ohne Krone“ genannt wird und im Verlauf der dänischen Geschichte zum Nationalhelden stilisiert wurde, fällt am 02. November 1340 während der Schlacht bei Skanderborg.

Der um 1308 geborene Niels Ebbesen war ein Angehöriger des jysk (jütischen) Niederadels aus der Familie Strangesen. Die Familie Strangesen – oder Strangesønnerne – stammt von der Insel Thy nördlich des Limfjords. Das Familiengrab der Strangesen befindet sich in der romanischen Vestervig Kirke im äußersten Südwesten der Insel Thy.

Der Graf war seinerzeit der mächtigste Mann im Königreich, da ihm ganz Jylland (Jütland) und Fyn (Fünen) verpfändet waren und der Herzog von Schleswig von ihm abhängig war. Bekannt wurde er dadurch, dass er den Grafen Gerhard von Holstein tötete. Dieses geschah am 1. April 1340 in Randers.

Der Holsteiner Graf, Gerhard III., war in Jylland mit 11.000 Mann zur Sicherung seines Machtanspruchs eingerückt. In Kolding teilte er seine Streitmacht und schickte eine Abteilung nach Varde und eine weitere nach Viborg. Er selbst zog mit 4000 Mann nach Randers und richtete dort sein Hauptquartier ein.

Am 1. April 1340 begab sich Niels Ebbesen mit 47 Mann nach Randers und versteckte sich bis in die Nacht in der Stadt. Bei Dunkelheit drangen sie dann in das Haus des Grafen ein und schlugen ihn den Kopf ab, den sie dann über einen Bettpfosten stülpten. Um nicht des Mordes beschuldigt zu werden, schlugen sie die Trommeln und riefen lauthals um Hilfe, als hätten sie die Tötung des Grafen gerade entdeckt.

Dann flohen sie zu einer Behelfsbrücke über die Gudenå, wo ein Freund Ebbesens mit dem Namen Svend Trøst in der Zwischenzeit eine Behelfsbrücke für die Rückkehr vorbereitet hatte. Als sie die Brücke passiert hatten, warfen sie die Brücke ins Wasser und gewannen so einen Vorsprung. Diese Aktion kostete die Dänen einen Mann, den sie bei dem Unternehmen verloren.

Ob seine Tat politisch motiviert war oder ob Ebbensen sich seines Steuerherrn entledigen wollte, konnte nie geklärt werden. Fest steht jedoch, dass der Tod des Holsteiner Grafen einen Wendepunkt in der dänischen Geschichte darstellte. Mit dem kurz darauf inthronisierten König Valdemar Atterdag begann ein neuer Aufschwung des dänischen Königreichs.

Ebbesen selbst kam jedoch noch am 02. November desselben Jahres in einer Schlacht bei Skanderborg südwestlich von Aarhus ums Leben. Niels Ebbesen war mit einer Bauern- und Reiterarmee nach Schloss Skanderborg gezogen, wo sich eine Holsteiner Besatzung nicht ergeben wollte. Als sich 600 Holsteiner zur Flucht entschlossen hatten, griff Niels Ebbesen diese mit seiner Reiterei zwischen dem Ausgang des Schlosses einem Hügel an, wo sich heute der Bahnhof befindet.

Die Flüchtenden und die Schlossbesatzung versuchten gleichzeitig Ebbesen zu attackieren, und dadurch gerieten die Reiter in morastiges Gelände, wodurch der Angriff verzögert wurde und von den Holsteinern zurückgeschlagen werden konnte. Als die Reiterarmee sich schließlich befreit hatte, kam es zur Schlacht, bei der viele getötet wurden.  Alle 2.000 Dänen, unter ihnen Niels Ebbesen, sind am 2. November 1340 während der Schlacht gefallen und getötet worden.

Von Århus aus hatte Bisp Svend 200 Mann Verstärkung entsandt, die sich aber auf dem Weg nach Skanderborg verliefen, und als sie endlich ihr Ziel erreichten, war die Schlacht bereits geschlagen. Daraufhin kehrten sie nach Aarhus zurück. Die Toten wurden in einem Massengrab bei der Skanderup Kirke begraben. Das Massengrab wurde in den 1920er Jahren durch die Erweiterung der Nørregade entdeckt. Das Grab wurde jedoch nicht näher untersucht.

Niels Ebbesens Leiche wurde auf ein Fuhrwerk gelegt und von seinen Freunden weggebracht. Wahrscheinlich wurde er im Familiengrab in der Kirche von Vestervig auf der Insel Thy beigesetzt.

In der Zeit des nationalen Konflikts zwischen Deutschen und Dänen ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Niels Ebbesen zu einem Nationalhelden hochstilisiert. Dabei hatten die Machtränke zwischen den Holsteiner Grafen, den dänischen Königen und verschiedenen Adelsmännern im 14. Jahrhundert noch überhaupt keinen nationalen Charakter.

Während der deutschen Besetzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg wurde der 600 Jahre zuvor verstorbene Niels Ebbesen zu einer Symbolfigur dänischen Widerstands gegen die Deutschen erhoben. Der national-konservative und später von der Besatzungsmacht ermordete Dichter-Pastor Kaj Munk widmete ihm das Schauspiel „Niels Ebbesen“, das während der Besatzungszeit jedoch nicht aufgeführt werden durfte.

von

Günter Schwarz – 02.11.2017