
Was geschah am 08. November 1906 in unserem Dänemark?
Der Sozialdemokrat und dänische Statsminister (1955 – 1958) H.C. Hansen wird am 08. November 1906 in einer Arbeiterfamilie in Aarhus unter dem vollständigen Namen Hans Christian Svane Hansen geboren.
Nach seiner Schulzeit erlernte er den Beruf des Typographen (Setzer) bei einer Zeitung an seinem Geburtsort. Schon früh trat er den Sozialdemokraten bei und war von 1933 bis 1937 Vorsitzender der Danmarks Socialdemokratiske Ungdom (DSU / Dänische Sozialdemokratische Jugend).
Als 30-Järiger wurde er 1936 ins Parlament gewählt und blieb Mitglied im Folketing bis zu seinem Tod am 19. Februar 1960 in København. Er arbeitete eng mit dem späteren Statsminister (Ministerpräsidenten) Hans Hedtoft zusammen und ersetzte ihn 1939 als Parteisekretär. Die deutsche Besatzungsmacht zwang ihn, von diesem Posten zurückzutreten. Daraufhin war er Mitglied im illegalen Kontaktkomitee zwischen Politikern und dem Frihedsrådet (Freiheitsrat / dänische Widerstandsbewegung).
In der Zeit von 1943 bis 1946 hat H.C. Hansen als Agent für die Vereinigten Staaten gedient, um dänische Handelsbeziehungen mit der Sowjetunion unter der erzwungenen Zusammenarbeit der Dänen mit den Deutschen während des Krieges zu koodinieren.
In der Befreiungsregierung, die nach dem 05. Mai 1945 gebildet wurde, bekleidete Hansen das Amt des Finanzministers, ein Posten, den er von 1947 bis 1950 auch während der Hedtofts-Regierung inne hatte.
Im Jahr 1953 wurde er zum dänischen Außenminister ernannt, und als Statsminister Hedtoft im Januar 1955 starb, war es fast natürlich, dass H.C. Hansen das Amt des Regierungschefs übernahm, und er blieb es wie auch Minister für auswärtige Angelegenheiten bis 1958. Dann erkrankte H.C. Hansen an einer Krebserkrankung, woran er wie zuvor erwähnt am 19. Februar1960 verstarb.
H.C. Hansen setzte sich dafür ein, dass Dänemark 1949 dem Atlantikpakt, später NATO genannt, beitrat, und er war ein starker Befürworter der Zusammenarbeit Dänemarks mit den Vereinigten Staaten und den westeuropäischen Demokratien. Während der Verhandlungen über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur NATO im Jahre 1955 hat H.C. Hansen mit den Kopenhagen-Bonner Erklärungen zur Sicherung der Rechte der dänischen Minderheit in Südschleswig maßgeblich beigetragen.
Im Herbst 1957 unterstützte H.C Hansen bei der Einführung von Atomwaffen auf dänischem Boden, als er auf die Bitte des US-Botschafters zu „Munition besonderer Art“ in Grønland reagierte. Grønland war damals noch eine dänische Grafschaft und hatte nicht wie heute vom Mutterland eine Autonomie zugestanden bekommen. Noch im selben Jahr war auf H.C. Hansens Wahlplakate die Überschrift zu lesen: „H.C. Hansen sagt Nein zu Atomwaffen in Dänemark.“
Er war stark antikommunistisch orientiert und ließ sich nicht von den großen Demonstrationen im Jahr 1956 beeindrucken, als ein Vermittlungsvorschlag zum Gesetz erhoben wurde, als im Resultat die Altersrente unter seiner Regierung 1957 eingeführt wurde.
Zugleich war H.C. Hansen ein äußerst lyrischer Mensch, der seit jungen Jahren Gedichte und Lieder schrieb, die er auch gerne selbst vortrug, und er übersetzte mehrere fiktionale Bücher ins Dänische.
H.C. Hansen wurde auf dem Vestre Kirkegård in København beigesetzt.
PhD Peer Henrik Hansen von der Universität Roskilde (RUC) stellte im Zusammenhang mit seiner Promotionsarbeit am 4. Juni 2008 das Wirken von H.C. Hansen mit umfassenden Informationen vor. Sie zeigen auch auf, dass H.C. Hansen während und nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem US-Geheimdienst zusammenarbeitete. Ob er allerdings wirklich ein Agent der USA war oder welchen Status er genau hatte, konnte auch diese Arbeit nicht eindeutig klären.
von
Günter Schwarz – 08.11..2017