WHO befürchtet zukünftig mehr Tote durch Antibiotika-Resistenz als durch Krebs
Seit 30 Jahren wurden keine neuen Antibiotika mehr entwickelt- die Resistenz steigt. Die WHO rechnet ab 2050 mit bis zu 10 Millionen Tuberkulose-Toten, wenn sich nichts ändert. Schuld daran ist vor allem die Landwirtschaft, sagt ein Experte.
Fast 90 Jahre ist es her, dass der britische Arzt Alexander Fleming das Penicillin entdeckte. Doch in den vergangen 30 Jahren wurden für Menschen keine neuen Arten von Antibiotika entwickelt. Gleichzeitig wird es für die „alte Medizin“ immer schwerer, sich gegen heutige Bakterien durchzusetzen, die zu schweren Krankheiten wie Lungenentzündungen führen können. Wenn sich das nicht ändert, besteht das Risiko, dass ab dem Jahr 2050 mehr Menschen auf der Welt an Infektionen, als an Krebs sterben. Das berichtet das dänische „Kristeligt Dagblad“ und beruft sich dabei auf neue Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Laut der UN-Organisation sind vor allem neun Bakterien-Typen besonders gefährlich für den Menschen. Bei allen von ihnen handelt es sich um verschiedene Formen von Tuberkulose, die immer mehr Resistenzen gegen die vorhandenen Antibiotika entwickelt haben.
„Wir weisen darauf hin, dass künftig bis zu 10 Millionen Menschen im Jahr an dieser Krankheit sterben könnten. Derzeit sind es rund 700.000 jährlich“, sagt Jim O´Neill, Professor für Ökonomie und Mitverfasser des WHO-Berichts.
Als eine der Hauptursachen für die ansteigende Resistenz macht der Bericht die Landwirtschaft und die Verwendung von vorbeugenden Antibiotika in der Nutztierhaltung aus. O´Neill nimmt dabei vor allem die USA, China und Indien in die Pflicht, wo die Landwirtschaft fast freie Hand bei der Verwendung von Antibiotika hat, während in Europa die vorbeugende Behandlung der Tiere mit Medikamenten stärker kontrolliert wird.
von
Günter Schwarz – 22.11.2017