(Kiel) – Die Volksbühne Kiel präsentiert sich am Montag, den 27.11.2017, um 20:00 Uhr im Foyer des Opernhauses über Musik und Kabarett der Kulturen mit einem „Claire Waldoff-Abend“ mit Sigrid Grajek.

Ja, sie kommt wieder! Sigrid Gradek verwandelt sich ein weiteres Mal in die „Urmutter aller Kabarettistinnen“ und bringt die Lieder und das Leben Claire Waldoffs auf die Bühne. Ob das bedeutet „raus mit den Männern aus dem Reichstag“, ob er immer noch „Hermann heeßt“ oder „wer da mit Lehm schmeißt“, das wird hier noch nicht verraten!


Claire Waldorff

Claire Waldoff, die am 21. Oktober 1884 in Gelsenkirchen geboren als Clara Wortmann wurde, war eine deutsche Interpretin der Kleinkunst in verschiedenen Genres. Sie selbst verstand sich als Volkssängerin, obwohl ihr Repertoire breit gefächert war und viele ihre Lieder zu Gassenhauern wurden, die Alt und Jung im Land nachpfiffen, -sagen und/oder -trällerten.

Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte sie Mitte der 1920er Jahre. Sie trat in den zwei größten Varietés Berlins, der „Scala“ und dem „Wintergarten“, auf und unternahm Tourneen durch Deutschland. Besonders erfolgreich wurde sie mit Darbietungen von Chansons, gesungen im Berliner Dialekt. Ihre wohl berühmtesten Lieder sind „Wer schmeißt denn da mit Lehm“, „Nach meene Beene is ja janz Berlin verrückt“ und „Hermann heeßta“.

Sie trat auch in Revuen und Operetten auf und sang ebenso Soldatenlieder wie auch Volksweisen. In den Operetten und Ausstattungsrevuen, für die sie engagiert wurde, stand mit auch mit der seinerzeit noch unbekannten Marlene Dietrich auf der Bühne. Claire Waldoff bot Lieder von etwa 15 Komponisten und 25 Liedtextern dar, am häufigsten von Walter Kollo und Willi Kollo, Rudolf Nelson, Claus Clauberg,[3] Eduard Künneke, Hans May, Harry Senger und Kurt Tucholsky. Ihr Repertoire soll mehr als 300 Titel umfasst haben.

Die Machtergreifung durch Hitlers Nationalsozialisten am 30. Januar1933 und daraufhin folgende Machtübernahme in den Ländern bedeutete auch für Claire Waldoff einen Einschnitt. Den Nationalsozialisten war Claire Waldoff ein Dorn im Auge, denn viele ihrer Lieder waren denen zu frech und zahlreiche ihrer Komponisten und Textdichter Juden, Für einige Zeit hatte sie ein politisches Auftrittsverbot mit der Begründung, weil sie noch kurz zuvor bei der kommunistischen „Roten Hilfe“ im Berliner Sportpalast aufgetreten war. Nachdem es ihr jedoch gelang, in der Reichskulturkammer aufgenommen zu werden, wurde es wieder aufgehoben. Mitte der 1930er Jahre trat sie in Berlin in einem Doppelprogramm mit Lene Ludwig auf, die parodistische Tänze mit Masken von Prominenten aufführte.

1936 knickte ihre Karriere erneut ein. Propagandaminister Joseph Goebbels verbot ihr zunächst, in der Berliner „Scala“ zu gastieren, und in der Folge gab es in Berlin für sie immer weniger Engagements. 1939 trat sie noch in einigen Rundfunk-Wunschkonzerten auf, die besonders für die Soldaten an der Front ausgestrahlt wurden, bis die Wehrmacht sie für die Truppenbetreuung engagierte . So sang sie u. a. im Januar 1942 vor deutschen Soldaten im besetzten Paris.

Claire Waldoff verstarb am 22. Januar 1957 im bayerischen Bad Reichenhall.

von

Günter Schwarz – 26.11.2017