Rätselraten um angespülte englische Kamera auf Süderoog geklärt
(süderoog) – Eine Videokamera treibt offenbar von der englischen Steilküste bis nach Schleswig-Holstein. Und die Bilder sind ein echter Renner im Internet. In gerade einmal zwei Tagen wird der Videoclip stolze 18.500 Mal angeklickt. Die Netzgemeinde rätselt: Wer ist der kleine Junge auf den Bildern? Wo wurden diese Videos gemacht? Und: Wie ist das Gerät auf der einsamen Hallig Süderoog gelandet?
Experten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben den Weg einer Actionkamera, die Anfang November auf der Hallig Süderoog angespült wurde, rekonstruiert. Ein Junge hatte die Kamera beim Spielen am 1. September in der Thornwick Bay nahe Flamborough in der englischen Grafschaft Yorkshire vergessen. Fotovergleiche stützen laut DGzRS die Theorie, die zuvor in Sozialen Medien aufgekommen war.
Rund zwei Monate lang ist eine kleine Kamera durch die Nordsee getrieben, bevor sie auf der nordfriesischen Hallig Süderoog an Land gespült wurde – nahezu unversehrt und voll funktionstüchtig. Mit Hilfe der Seenotretter konnte die ungewöhnliche Nordsee-Odyssee rekonstruiert werden. Berechnungen der DGzRS bestätigten Vermutungen über den Ort an der Ostküste Nordenglands, an dem ein Junge die Kamera offensichtlich verloren hat.
Mit einem Programm, das normalerweise genutzt wird, um Suchgebiete zu planen, wenn Menschen auf See vermisst werden, rekonstruierten die Seenotretter die Route der Kamera. Dafür nutzten sie die Drift- und Strömungsverhältnisse der Nordsee.
Die Kamera schwamm laut DGzRS von Yorkshire aus zunächst südöstlich in Richtung des Ärmelkanals. Dann leitete die Strömung die Kamera Richtung Nordosten bis auf die Höhe von Esbjerg in Dänemark. Von dort wurde sie schließlich wieder in den Süden gespült, wo sie schließlich auf der nordfriesischen Hallig Süderoog ankam. Insgesamt hat die Kamera laut DGzRS eine Strecke von 800 bis 900 Kilometern zurückgelegt.
Mittlerweile berichten auch englische Lokalmedien wie die „Yorkshire Post“ und die „Bridlington Free Press“ über die Kamera auf Reisen. Die Seenotretter wollen gemeinsam mit den englischen Kollegen der Royal National Lifeboat Institution (RNLI) die Kamera zurück zu ihrem Besitzer bringen.
von
Günter Schwarz – 29.11.2017