Der Sozialminister Palle Simonsen erhält am 29. November 1983 Küsse und rote Rosen von Politikerinnen und Bürgerinnen des Landes, nachdem das dänische Parlament, das Folketing, das von ihm eingebrachte Gesetz zur Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs von 14 auf 24 Wochen verabschiedet hat.

Palle Julius Skipper Simonsen, der am 06. Mai 1933 in Sall, in der Kommune Favrskov in der Region Midtjylland, Dänemark geboren wurde und am 16. April 2014 verstarb, war ein dänischer Politiker von Det Konservative Folkeparti, der fast zwanzig Jahre lang Abgeordneter des Folketing sowie Sozial- und Finanzminister war. Er wurde am 25. April 2014 mit einem Staatsbegräbnis in der Messiaskirken in Charlottenlund beigesetzt.

Simonsen war nach einer kaufmännischen Ausbildung an der Den Jydske Handelshøjskole (Jütländische Handelshochschule) in Aarhus seit 1953 als Kaufmann tätig. Seine politische Laufbahn begann er in der Jugendorganisation der „Konservativ Ungdoms Landsorganisation“ (Konservative Jugend Volkspartei) und war zwischen 1960 und 1962 deren stellvertretender Landesvorsitzender. 1965 wurde er zunächst Prokurist und war zuletzt bis 1970 Direktor des Unternehmens „DCK International“.

Er wurde bei der Folketingswahl vom 23. Januar 1968 erstmals als Kandidat von Det Konservative Folkeparti als Abgeordneter in das Folketing gewählt und gehörte diesem zunächst bis 1975 an. Während dieser Zeit war er von 1970 bis 1982 Direktor des „Civilforsvarsforbundet“ (Zivilschutzverbandes) sowie in der Wahlperiode von Dezember 1973 bis Januar 1975 war er Vorsitzender des Sozialausschusses des Folketing.

Bei der Folketingswahl vom 15. Februar 1977 wurde er abermals zum Abgeordneten gewählt und gehörte dem Folketing bis zu seinem Rückzug aus der Politik im Oktober 1989 an. 1977 war er kurzzeitig Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Folketing.

Nach dem Amtsantritt von Ministerpräsident Poul Schlüter wurde Simonsen von diesem am 10. September 1982 zum Socialminister (Sozialminister) in dessen Kabinett berufen. Diese als „Firkløverregering“ (Vierblättrige Kleeblattregierung) bezeichnete Koalition setzte sich aus Ministern von Det Konservative Folkeparti, Venstre, Centrum Demokraterne und Kristeligt Folkeparti zusammen. Simonsen gelang es, mit seiner Initiative zur Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs von 14 auf 24 Wochen während seiner Amstzeit als Sozialminister, sich in der dänischen Bevölkerung unvergessen zu machen.

Im Rahmen einer Kabinettsumbildung übernahm er am 23. Juli 1984 das Amt des „Finansminister“ (Finanzminister) von Henning Christophersen, während Elsebeth Kock-Petersen neue Sozialministerin wurde. Das Amt des Finanzministers bekleidete er bis zu seinem Rückzug aus der Politik am 30. Oktober 1989 und wurde dann von seinem Parteifreund Henning Dyremose abgelöst.

Nach seinem Ausscheiden aus Regierung und Folketing wurde Simonsen 1989 Verwaltungsdirektor des Arbejdsmarkedets Tillægspension ATP (Rentenversicherungsträger) und bekleidete diese Funktion bis 1998. Daneben fungierte er zwischen 1990 und 2004 als Vorsitzender des Det Centrale Handicapråd (Zentraler Behindertenrat) sowie zugleich von 1991 bis 2008 als Vorsitzender des Center for Ligebehandling af Handicappede og Vanførefonden (Zentrums des Fonds zur Gleichbehandlung von Behinderten und Verkrüppelten).

Simonsen, der zwischen 1995 und 2002 Vorstandsvorsitzender von Post Danmark war, wurde 1998 Vorstandsvorsitzender des Sozialforschungsinstitutes SFI (Socialforskningsinstituttet) und übte diese Funktion zehn Jahre lang bis 2008 aus. Gleichzeitig war er zwischen 1997 und 2000 Vorsitzender des Rates für Erwachsenen- und Weiterbildung (Voksen- og Efteruddannelsesrådet).

Des Weiteren engagierte er sich im Verwaltungsrat der 1928 von Hans Christian Kofoed gegründeten „Kofoed Skole“, ein Non-Profit-Organisation zur Hilfe von Menschen in Notsituationen sowie als Mitglied des Rates für Ældreboligrådet (historische Gebäude).

Für sein langjähriges Engagement wurde Simonsen 1998 zum Kommandeur 1. Klasse des Dannebrogordens ernannt.

2009 erschien Simonsens Buch „Gemt eller glemt – alle har ret til at være med“ (Gespeichert oder vergessen – Jeder hat das Recht, mitzumachen), in dem er sich mit Fehlern in der Sozialpolitik und der ehrenamtlichen Sozialarbeit auseinandersetzte. Sein eigenes ehrenamtliches Engagement in der Sozialarbeit zeigte sich auch, als er 2009 mit dem früheren Ministerpräsidenten Poul Nyrup Rasmussen die Sozialvereinigung „Det Sociale Netværk“ gründete, deren Vorstandsmitglied und Vize-Vorsitzender er war. Diese fungiert als Dachverband sozialer Institutionen, organisiert ein jährliches Psychiatrietreffen und betreibt die Homepage „Psykisksaarbar.dk“. Dabei richtet „Det Sociale Netværk“ den Fokus auf psychisch gefährdete Menschen und die Lebenssituation von deren Angehörigen.

Hüftoperation oder gebrochene Seele? Priorität – Palle Simonsen

Palle Simonsen vom Social Network rundet die Morgenkonferenz „Psychische Vulnerabilität in wirtschaftlicher Perspektive“ am 1. Juni 2010 in Christiansborg ab. Er hebt unter anderem hervor, dass es die Politiker sind, die entscheiden, welche Krankheiten im Behandlungssystem aufgenommen werden und dass die Kritik an der mangelnden Unterstützung verwundeter dänischer Soldaten als Ausdruck der Unzulänglichkeit des Systems gesehen werden kann.

von

Günter Schwarz – 29.11.2017