Konventionelle Landwirte in Sorge wegen Entscheidung aus Aarhus
(Aarhus) – Nachdem die EU-Kommission die Zulassung des äußerst umstrittenen „Pflanzenschutzmittels“ Glyphosat sam Montag, den 27.November 2017, nicht zuletzt mit der „einsamen Entscheidung“ des deutschen Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU) um weitere fünf Jahre verlängert hat, beschließt der Stadtrat von Aarhus mit einer mutigen Verordnung zum Schutz von Trinkwasser, Landwirten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verbieten.
Der Stadtrat der Kommune Aarhus hat elf Landwirten in einem Wasserschutzgebiet verboten, Pflanzenschutzmittel bzw. Breitbandherbizite, die alles andere außer dem von den Landwirten angebauten Getreide kaputt machen, auf ihren Feldern einzusetzen, um den darunter liegenden Trinkwasserbrunnen zu schützen. Auch in Nordschleswig wird diese Stadtratsentscheidung aus Aarhus beobachtet, denn die Angst unter den Landwirten mit konventioneller Landwirtschaft , dass in anderen Kommunen gleiche Entscheidungen folgen, ist groß.
Jørgen Popp Petersen, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), sieht die Politik ins Spiel kommen, sollte die Entscheidung nach einem rechtskräftigen Gerichtsurteil weiterhin Bestand haben. „Dann dreht es sich für die Bauern darum, wie der Stadtrat zusammengesetzt ist. Denn können solche Verbote ausgesprochen werden, werden „grüne“ Parteien ihre Ziele auch mit solchen Mitteln umsetzen. Das gibt eine große Unsicherheit für die Gesellschaft und die Bauern“, bangt er.
Er wundere sich jedoch über die Vorgehensweise in Aarhus, denn normalerweise werden solche Probleme durch Verhandlungen zwischen Landwirten und Wasserversorgern geregelt, erklärt er und macht darauf aufmerksam, dass ein Wechsel von konventioneller hin zur ökologischen Landwirtschaft nicht erzwungen werden dürfe und Zeit brauche. „Wir können ja auch nicht von heute auf morgen die CO2-Produktion stoppen“, sagt er.
Christian Petersen, Berater für Pflanzenanbau beim LHN, ist ebenso besorgt über die Nachricht aus Aarhus. „Sollte eine solche Entscheidung Schule machen, könnte das ein Freipass für die Kommunen werden. Den Landwirten wird damit die Selbstbestimmung genommen“, erklärt er. Er könne jedoch den Streitpunkt zwischen Bauern und Stadtrat, als Vertreter der Bürger, erkennen, denn „die Forderung nach sauberem Trinkwasser auf der einen Seite und Unternehmenseigentümer mit Existenzängsten auf der anderen Seite stehen sich gegenüber“, sagt er. Dem stimmt Troels Toft, Sektordirektor beim landwirtschaftlichen Beratungsinstitut Seges, zu. Er ergänzt, dass „in Aaarhus über das Gesetzt hinweg entschieden wurde“.
Die elf betroffenen Bauern sind entsetzt über das Verbot und fürchten um ihre Existenz. Sie wollen – auch mit Unterstützung des Branchenverbands „Landbrug & Fødevarer“ gegen die Entscheidung vorgehen, denn „wir haben nur erlaubte Schutzmittel eingesetzt, und wenn wir auf ökologischen Anbau umstellen müssen, werden wir finanziell zugrunde gehen und unseren Betrieb verkaufen müssen“, wie Jens Anke Bøje, einer der betroffenen Landwirte, gegenüber TV2 Østjylland sagte. Der Stadtrat begründet das Verbot mit dem Fund von Pflanzenschutzmitteln im Trinkwasser, mit Werten, die weit über dem Erlaubten liegen und so das Wasser vergifteten.
„Landbrug & Fødevarer“ kontert, dass es sich bei dem größten Teil der gefundenen Gifte um Mittel handele, die schon seit Jahren verboten seien und deshalb, wie die Organisation der Landwirte in einer Pressemitteilung schreibt, die dort heute arbeitenden Landwirte keine Schuld treffe.
von
Günter Schwarz – 01.12.2017