Dänemark hatte eigentlich einmal ein gutes Image, denn es gab mal ein kleines Land im Norden Europas, das wegen seiner Menschenfreundlichkeit und liberalen Grundhaltung stolz, bekannt, beliebt war und ein Vorbild für andere war. Das Land war Dänemark. Doch jetzt machen die Dänen ständig mit Fremdenfeindlichkeit Schlagzeilen und mit Europas härtesten Einwanderungsregeln, die ein Hohn der einst liberalen Denkweise der Dänen sind. Während der Flüchtlingskrise wurden Grenzkontrollen wieder eingeführt, die man jetzt mit „konstanter Boshaftigkeit“ verteidigt, ohne daran zu denken, sie jemals wieder aufzuheben, und die Ausländergesetze verschärfte man gewaltig . Auch im Land legal tätige ausländische Wissenschaftler spüren die Abneigung und bekommen es neuerdings nicht selten mit den Gesetzeshütern der Polizei und der Ausländerbehörde zu tun.

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Die „Speerspitze“ der Fremdenfeindlichkeit in Dänemark ist sicher die zweitstärkste Fraktion der Dansk Folkeparti (Dänische Volspartei) im Folketing, dem Parlament, des Landes, die politisch in etwa der in Deutschland vertretenen AfD entspricht. Und auch die sogenannte Integrationsminsterin Dänemarks, Inger Stojberg, die der regierenden konservativen Venstre-Partei angehört, „mischt kräftig mit“, wenn es darum geht, Ausländern im Land das Leben „sauer“ zu machen.

Was besonders schockiert, waren kürzlich zwei Aussagen dänischer Politikerinnen in einer Sendung im dänischen Radio, wobei eine der Dansk Folkeparti angehört und die andere von der regierenden Venstre-Partei (Rechtsliberale Partei) das Ministeramt der (sogenannten) Intergrationsministerin innehat.

Die Folketingabgeordnete (entspricht einer deutschen Bundestagsabgeordneten) Marie Krarup von der Dansk Folkeparti antwortet auf die Frage, wie lange Flüchtlinge in Lagern bleiben sollen, mit: „Bis sie nach Hause geschickt werden. Wenn man sie vom ersten Moment an integriert, wie das im Moment der Fall ist, dann kriegt man sie ja nie mehr los. Und man produziert einen noch größeren Ansturm von Flüchtlingen, weil es superattraktiv ist. Und man weiß ja auch, wenn die Kinder mal dänische Schulen besucht haben oder Leute in Dänemark gearbeitet haben und man sie dann zurückschicken will, dann gibt es sofort ein Medientrara und dann kommen die nie nach Hause. Auf jeden Fall müssen sie in staatlichen Lagern bleiben, auf keinen Fall dürfen sie raus in die Gesellschaft und den Dänen die Arbeitsplätze wegnehmen. Und wir müssen denen wohl kein Schlaraffenland bieten, solange sie hier in Dänemark sind. Dänemark soll kein Magnet sein.“

Marie Krarup sagt also, dass Flüchtlinge nur so lange in Dänemark bleiben dürfen, bis sich die Lage in ihrem Heimatland soweit gebessert hat, dass sie wieder zurückkehren können. Flüchtlinge sollen in Dänemark nicht integriert werden, sie dürfen nicht arbeiten, Kinder dürfen keine Schulen besuchen und sie sollen keine Wurzeln schlagen.

Das Ziel ihrer Politik ist, dass möglichst wenige überhaupt nach Dänemark kommen und alle wieder zurückkehren. Flüchtlinge, Asylsuchende, hilfsbedürftige Menschen sind in Dänemark nicht willkommen und auch in Arbeit befindliche Ausländer werden nur widerwillig geduldet.

Außerdem beschwert sie sich, dass die Medien es kritisieren, wenn man Flüchtlinge, die sich in Dänemark ein neues Leben aufgebaut haben, abschiebt und ihnen damit ihr neues Leben wieder zerstört.

Die Dansk Folkeparti, der Marie Krarup angehört, hat in der letzten Wahl 741.173 Stimmen erhalten. Das sind 25% der Wahlberechtigten, und sie ist damit nach den Socialdemokraterne die zweitstärkste Partei Dänemarks. Die Dansk Folkeparti kommt auf 37 von 179 Sitzen im Parlament und ist Teil der Regierungskoalition. Man kann also sagen, dass ein großer Teil der Bevölkerung hinter dieser Partei und solchen Haltungen steht.

Damit ist Marie Krarup auch keine Ausnahme in ihrer Partei. Die Beschränkung von Immigration und die Ablehnung von EU und Euro waren und sind zentrale Themen von Pia Kjærsgaard die lange Zeit Vorsitzende der Dansk Folkeparti war.

Die andere Aussage kam von der Integrationsministerin(!) und Folketingabgeordneten Inger Stojberg. Sie gehört der konservativen Regierungspartei Venstre (Rechtsliberale Partei) an, die 685.188 Stimmen (19.5%) erhalten hat und auf 34 Sitze im Parlament kommt. Diese Partei stellt zusammen mit den konservativen Parteien der Liberal Alliance und Det Konservative Parti eine Minderheitsregierung unter dem Statsminister Lars Løkke Rasmussen.

„Also wenn du nicht verfolgt wirst, dann bekommst du schlicht und einfach kein Asyl in Dänemark. Wenn du Migrant bist, dann wirst du nach Hause geschickt. Und darin sind wir hier in Dänemark wirklich gut. Hier können wir den anderen Ländern noch etwas beibringen“, sagt Inger Stojberg und ist stolz darauf ,wie hart und effizient Dänemark Flüchtlinge abschiebt, die nicht die Kriterien für Asyl nach dänischer Interpretation der internationalen Flüchtlingsabkommen erfüllen. Wie kann man darauf stolz sein, wie abweisend, herzlos und menschenfeindlich sein eigenes Land ist – und sich dann z. B. Im Urlaub noch seelenruhig in die Sonne von Mallorca oder einer anderen Urlaubsinsel zu legen? – Um das nachempfinden zu können, muss man wohl Däne sein!

Es fällt schwer, sich sachlich mit diesen menschenverachtenden Haltungen auseinanderzusetzen. Es ist unbegreiflich, wie eines der reichsten Länder der Welt es ablehnt, Menschen in Not zu helfen. Es ist unvorstellbar, was diese Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Hunger und politischer Verfolgung geflohen sind, durchgemacht haben. Die meisten verbringen wahrscheinlich Monate auf der Flucht. Sie sind obdachlos und ohne Hab und Gut. Verdienen sie nicht ein Willkommen und alle Hilfe, die westeuropäische Länder wie auch Dänemark geben können? Dazu gehört auch die Möglichkeit, sich ein neues Leben aufzubauen.

Es ist traurig zu sehen wie engstirnig, kleingeistig und fremdenfeindlich die Dänen sind, sobald sie befürchten, auch nur einen winzig kleinen Teil ihres Wohlstandes mit anderen teilen zu müssen.

von

Günter Schwarz – 02.12.2017