(København) – Am vergangenen Donnerstag haben die 3.693 Personen, die zu dem dänischen Einbürgerungstest zugelassen wurden, diesen diesen bereits im Juni durchgeführten Test absolviert, der der letzte in diesem Jahr war. Der Schwierigkeitsgrad dieser Prüfung wurde schon seit seiner Einführung äußerst kontrovers diskutiert, wobei auch die Sinnhaftigkeit derartiger Einbürgerungstests in Frage gestellt wurden.

Ausländer, die gerne die dänische Staatsbürgerschaft annehmen wollen, müssen erst wie beispielsweise auch in Deutschland einen Einbürgerungstest bestehen. Am Donnerstag waren diese 3.693 Personen in Dänemark zur zweiten und letzten Prüfung in diesem Jahr angemeldet. Sie mussten sich 40 schriftlichen Fragen stellen, wovon 32 korrekt beantwortet werden mussten.

Bei der Prüfung im Sommer hatten lediglich 49,8 Prozent den Test bestanden.Das teilte das Integrationsministerium in dieser Woche mit. Sie scheiterten unter anderem an Fragen wie „Wann hatte der erste Film der Olsenbanden-Reihe Premiere: 1968, 1970 oder 1971“? und „In welchem Sternbild entdeckte der dänische Astronom Tycho Brahe einen neuen Stern? Lyren, Karlsvognen oder Kassiopeia?“

Vor allem kann die Sinnhaftigkeit und Qualität der meisten Fragen arg bezweifelt werden. Welches dänische Restaurant hat in diesem Jahr einen dritten Michelin-Stern bekommen? Und worum geht es in dem Ballett „Sylfiden“? Wann hatte der erste Film der „Olsenbande“ Premiere? Wer die dänische Staatsbürgerschaft haben möchte, sollte das wissen. Denn solche Fragen finden sich im neuen Einbürgerungstest – den nicht einmal viele Dänen bestehen würden.

Der Franzose Luc de Visme, der seit mehr als 44 Jahren in Dänemark lebt und sich jetzt entschlossen hatte, die dänische Staatsangehörigkeit zu beantragen, sagte nach der Prüfung der Zeitung „Politiken“: „Es war wie bei dem Quiz ,Wer wird Millionär‘, bei dem nur 250.000-Kronen-Fragen gestellt werden.“ 250.000 Kronen sind umgerechnet rund 34.000 Euro.

Die dänische Regierung des rechts-liberalen Statsministers Lars Løkke Rasmussen (Venstre / Rechtsliberale Partei) hatte die Einbürgerung im vergangenen Herbst ganz erheblich erschwert, um Zuwanderer abzuschrecken, sich dauerhaft im Land niederzulassen. Dänemark ist bekannt für seinen restriktiven Kurs gegen Migranten. Besonders die „sogenannte“ Integrationsministerin Inger Støjberg (Venstre) gilt als Hardlinerin, die sich mit ihren Gesetzesvorschlägen und der Auslegung dänischer Gesetze, die Ausländer im Land betreffen, stets sehr restriktiv zeigt. Sie sagte damals, dänisch zu sein, sei „etwas sehr besonderes“ und „die Staatsbürgerschaft ist etwas, was man sich verdienen muss“.

Selbstverständlich ist der Sprecher für Staatsangehörigkeitsfragen der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei), Christian Langballe, der Meinung, dass der Test noch zu leicht sei. „Man darf nicht vergessen, dass die Teilnehmer ein Pensum lernen und darin geprüft werden“, so Langballe. Seine Partei möchte in Zukunft jährlich lediglich 1.000 Personen für den Test zulassen, doch die Regierung und die Socialdemokraterne stimmten gegen den Vorschlag. „Werden Leute gleich dänisch, weil sie einen Einbürgerungstest bestehen können?“, fragt sich Langballe und ergänzt: „Meines Erachtens nicht, weshalb wir nur 1.000 Personen für die Prüfungen zulassen wollen.“

Seine Kollegin von der Enhedslisten (Einheitsliste), Johanne Schmidt-Nielsen, hat eine andere Haltung bezüglich des Einbürgerungstestes. „Der Test ist dämlich. Wir testen, wie gut die Leute auswendig gelernt haben. Wer kann sich denn schon daran erinnern, wann das Goldene Zeitalter oder wer oder was Struensee war?“, so Schmidt-Nielsen. Ihr zufolge soll Kindern, die in Dänemark geboren sind, auch automatisch die dänische Staatsbürgerschaft erteilt werden.

„Es ist fair, dass man Ansprüche an Personen stellt, die später in ihrem Leben nach Dänemark immigrieren. Doch diese könnten für den Spracherwerb, die Selbstversorgung oder Kriminalität gelten“, so Schmidt-Nielsen. „Danach können wir diskutieren, wo wir die Grenzen ziehen“, erklärt sie.

Aus dem Ausländer- und Integrationsministerium von der durch die Dansk Folkeparti infizierten Inger Stojberg heißt es dagegen in einer Pressemitteilung, dass der Einbürgerungstest „qualitativ zufriedenstellend“ sei.

von

Günter Schwarz – 02.12.2017