Ralph Oppenhejm, der dänische Schriftsteller, wird am 10. Dezember 1924 in København geboren. Er überlebte seine Internierung im Konzentrationslager Theresienstadt (heute in Tschechien) von 1943 bis 1945, wodurch seine schriftstellerische Arbeit zeitlebens beeinflusst wurde.

Er war der Sohn eines Rechtsanwalt Morits Oppenhejm (1886-1961) und seiner Frau Mélanie F. Matthiason (1897-1982), der aus Hamburg kam und wuchs in einer jüdischen Familie in København auf, wo sein Vater unter anderem Mitglied des Vorstands der Vertreter der Mosaischen Konföderation war. Oppenhejm wurde 1942 Schüler der Efterslægtselskabets Skole und begann ein Jurastudium an der Universität von København.

Oppenhejm wurde im Herbst 1943 als einer der 481 dänischen Juden, denen die Flucht über den Øresund nach Schweden nicht mehr gelungen war, in das Ghetto Theresienstadt deportiert.


Plan von Theresienstadt 1940–1945
Der dänischen Regierung war im Juni 1944 ein erster Besuch der in Theresienstadt inhaftierten dänischen Juden im Rahmen ihrer Bemühungen zur Rettung der dänischen Juden möglich geworden. Die Evakuierung nach Schweden erfolgte erst zehn Monate später im Rahmen der Rettungsaktion der Weißen Busse: ab März 1945 brachte das Schwedische Rote Kreuz rund 15.000 überwiegend norwegische und dänische Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern nach Skandinavien in Sicherheit, indem die Freigelassenen unter Leitung von Folke Bernadotte in einem Konvoi zunächst nach Padborg gebracht wurden.


„Weiße Busse“ des Schwedischen Roten Kreuzes
In seinem „Theresienstädter Tagebuch“ veröffentlichte er auch eine von der SS gefertigte Liste von insgesamt 94 prominenten Häftlingen, die er bei seiner Entlassung aus dem Lager in Sicherheit bringen konnte. Die Zusammensetzung dieser „Prominentenliste A“ wurde von der Kommandantur des Lagers bestimmt. Eine weitere „Prominentenliste B“ konnte auch vom Ältestenrat der Häftlinge bestimmt werden.116 dänische Leidensgefährten Oppenhejms überlebten Theresienstadt nicht.

Trotz seines Studiums der Rechtswissenschaften widmete er sich nach dem Krieg dem Schreiben. So debütierte er schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Roman. „Marianne Petits Tagebuch aus Theresienstadt“. Danach schrieb er eine Reihe von Enthüllungstexten, darunter Liva Weel, und Reiseberichte u. a. aus Spanien, Indien und Japan. 1993 legte er dem jungen Autor Morten Brask, der in Theresienstadt den Roman „Das Meer“ schrieb, seinen Bericht über den Aufenthalt im Konzentrationslager vor. Oppenhejm hat seine Begeisterung für Brasks Roman zum Ausdruck gebracht, da er das Lager nicht einmal erlebt hat.

Viele Jahre arbeite Ralph Oppenhejm auch als Fernsehkritiker für die Tageszeitung „Politiken“

Ralph Oppenhejm verstarb am 04. Februar 2008.

Werke Oppenhejms:
–  „Det skulle så være. Marianne Petits dagbog fra Theresienstadt“ (Roman, 1945)  „An der Grenze des Lebens – ein Theresienstädter
Tagebuch.“1945
–  „Spanien i spejlet“ (Reisebericht, 1953)
–  „Litteratur i det blå“ (1953) „In Andalusien sind die Esel blau.“ [Übersetzung aus dem Dänischen von Albrecht Leonhardt], Bremen 1961
–  „En barbar i Indien“ (Reisebericht, 1955) „Ein Barbar in Indien.“ [Übersetzung aus dem Dänischen von Albrecht Leonhardt], Bremen 1960
–  „Ung mand på afveje“ (Reisebericht, 1959)
–  „En barbar i Japan“ (Reisebericht, 1964)
–  „Japan“ (Reisebericht, 1971)
–  „En barbar i Japan“ (neue Ausgabe, 1989)
–  „Omkostningsdækningsordningen“ (2000)

von

Günter Schwarz – 10.12.2017