Schule streicht Weihnachtsgottesdienst
(Græsted) – Nachdem der Weihnachtsgottesdienst in der Volksschule in Græsted im Norden der dänischen Hauptinsel Sjælland (Seeland) gestrichen wurde, ist eine heftige Debatte entfacht in der sich auch der dänische Staatsminister Lars Løkke Rasmussen eingeschaltet hat.
Eine Mitteilung auf dem Intranet der Volksschule in Græsted hat die Gemüter weit über die Grenzen der Gemeinde ins Kochen gebracht. In ihr schreibt die Rektorin der Schule, Marianne Schmidt, dass der pädagogische Ausschuss der Schule sich dazu entschieden hat, den traditionellen Weihnachtsgottesdienst streichen zu wollen.
„Wir haben an unserer Schule Kinder mit einem anderen Glauben als den Protestantischen, weshalb wir entschieden haben, dass die Schüler nicht den Gottesdienst besuchen sollen“, so Schulleiterin Schmidt.
Infolge der Bekanntgabe der Entscheidung haben sich Eltern, Lokalpolitiker und der örtliche Pastor in die Debatte eingemischt, wobei die meisten nicht akzeptieren, dass für die Mehrheit der Schüler der Schule nun eine langjährige Tradition gestrichen wird.
Trine Egetved-Sørensen (Det Konservative Parti), Vorsitzende des Kinderausschusses der Kommune Gribskov, zu der Græsted gehört, versteht die Entscheidung der Schule absolut nicht. „Ein Weihnachtsgottesdienst ist eine schöne, dänische Tradition. Sollte es Kinder geben, die aufgrund einer anderen religiösen Überzeugung, nicht am Gottesdienst teilnehmen möchten, dann ist das ihnen frei gestellt und auch völlig in Ordnung, wenn sie nicht hingehen. Doch das müsste die Schule doch irgendwie regeln können“, so Egetved-Sørensen.
Auch der örtliche Pfarrer, Ole Backer Mogensen, ärgert sich über den gestrichenen Gottesdienst für die Schüler. „Wenn nun Weihnachten auf das Lied ‚Søren Banjomus‘ reduziert wird, dann wird es schwer, sich den wirklich wichtigen Dingen in der Weihnachtszeit, wie Frieden und Großzügigkeit zwischen Menschen, zu widmen“, erklärt Mogensen.
Auch Statsminister Lars Løkke Rasmussen hat die Volksschule in Græsted in seiner Kindheit besucht. Er bedauert die Entscheidung der Schule, den Gottesdienst ausfallen zu lassen und nennt auf seiner Facebook-Seite die Entscheidung einen „Hammer“.
Laut „Netavisen Gribskov“ hat sich die Schulrektorin krank gemeldet, weshalb sich der Vorstandsvorsitzende der Schule, Claus Hjortdal, an die Medien gewandt hat. „Nirgendwo im Volksschulgesetz steht, dass man in die Kirche gehen muss, und es gibt viele Schulen, die diese Regel auch stets befolgt haben“, erklärt Hjortdal, und er weist darauf hin, dass die Entscheidung in Græsted keine einzigartige in der Geschichte der Volksschulen sei.
von
Günter Schwarz – 12.12.2017