Der am 22. Februar 1810 in København geborene dänische Dirigent und Komponist Holger Simon Paulli verstirbt am 23. Dezember 1891 in seinem Geburtsort.

Die Familie Paulli wohnte im selben Haus wie der Kapellmeister Claus Schall vom Königlichen Theater und er war es, der den Jungen ermutigte, einer musikalischen Laufbahn zu folgen, und gab dem Jungen eine erste Ausbildung im Violinspielen. Später wurde Paulli Schüler von Frederik Thorkildsen Wexschall, einem anderen der bedeutendsten dänischen Violinisten seiner Zeit, und 1828 war es soweit, dass er Geiger in der Königlichen Kapelle in København wurde.

Wexschall versuchte Paulli davon zu überzeugen, für eine Karriere als Violinvirtuose anzustreben, aber ihm war es fremd, und es widerstrebte ihm, sich in dieser Rolle zu sehen. Dafür war er im Gegenzug zeitlebens ein geschätzter Kammermusiker, und 1838 eröffnete er eine sogar eine kleine Geigenschule, die in vielen Magazinen erwähnt wurde. Nicht zuletzt sorgte ein Büchlein mit Geigenliedern wie das der „Six Caprices“ für seine Bekanntheit und bezeugte seine gründliche Kenntnis des Instruments der Violine.

Im Jahr 1836 bekam er am Königlichen Theater erstmals die Möglichkeit, als musikalischer Assistent Regie für ein französisches Vaudeville-Werk zu führen. In den Jahren 1839 bis 1841 bot sich ihm die Gelegenheit, eine Studienreise ins Ausland nach Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und England zu unternehmen, die aus öffentlichen Mitteln finanziert wurde.

Nachdem Paulli nach Hause zurückgekehrt war, erhielt er 1842 eine Position als Ballett-Reporter, eine Arbeit, die er in der Praxis lange Zeit eingeübt hatte. Der Ballettmeister August Bournonville hatte bald entdeckt, dass Paulli ein Musiker mit seinem sicheren rhythmischen Gespür war, der die Fähigkeit hatte, sich in anderer Menschen Ideen hineinzuversetzen und seine so in eine unerschöpfliche Arbeit aufzugehen. Paulli konnte gut organisieren, schreiben und die Ballettmusik lenken.

1849 wurde er auch Konzertmeister und erhielt nach den Regeln des Theaters in diesen beiden Funktionen die Aufgabe, fast alle Aufführungen zu leiten, mit Ausnahme der Opern, die von Franz Joseph Glæser inszeniert wurden. Nach dessen Tod 1861 übernahm Paulli vorübergehend auch die Oper, während die Theaterdirektion mit Niels W. Gade verhandelte. Als Gade nach einem paar Monaten im Herbst 1863 von dem Posten wieder zurücktrat, war Paulli offensichtlicher Kandidat für diese Position, die er von 1882 bis 1883 bis zum Ende der Spielzeit mit unermüdlich und Geschick erfüllte.

Während er Musik für viele Ballettaufführungen dirigierte und komponierte, war er auch derjenige, der unter anderem die großen Opern der Gegenwart in København auf die Bühne brachte. Er brachte Werke von Wagner und Verdi ins Königliche Theater. 1870 führte er den „Lohengrin“ auf, 1872 kamen „Die Meistersinger von Nürnberg“ auf die Bühne, und 1875 war es der „Tannhäuser“. Auch Charles Gounods „Faust“ wurde unter seiner Leitung aufgeführt. Er wirkte u. a. als Dirigent und in anderen Positionen. Einige Jahre lang leitete er die königlichen korporalen Osterkonzerte in der Frauenkirche, 1865-70 war er der Leiter der Musikervereinigung und der Cecilia Society von 1872/77.

Ballett „Le Conservatoire“ – Musik von Holger Simon Paulli

Bei der Gründung des Musikkonservatoriums 1866 wurde Paulli neben Gade und Hartmann in den Vorstand berufen, und er suchte bis April 1891 die Ensemble- und Orchesterklassen auf und war Musiklehrer am Blinde-Institut. Von der Gründung des Kammermusikvereins 1868 bis zu seinem Tod war er dessen Vorsitzender.

Paulli heiratete am 22. November 1842 Nielsine Albertha Schouw, Tochter des Arztes Johan Henrik Schouw. Sie verstarb am 18. Dezember 1891, und er folgte ihr nur wenige Tage später am 23. Dezember 1891 – nur wenige Stunden nach der Beerdigung der Frau, die an einer unheilbaren Krankheit gelitten hatte. Paulli liegt auf dem Assistens Kirkegård (Assistens-Friedhof) in København begraben.

von

Günter Schwarz – 23.12.2017