Vor einiger Zeit konnte man der Presse entnehmen, dass Menschen, die lesen, in vielen Dingen kreativer und auch emphatischer seien, als solche, die nie ein Buch in die Hand nehmen. Dabei hinge es noch nicht einmal davon ab, was gelesen werde, sondern einfach das Lesen selbst würde den Horizont und die Erscheinung eines Menschen nachhaltig verändern.

Ein lebendiges Beispiel dafür sei unsere Nastasnya Petrovna, ein 19jähriges Mädchen, die stets etwas zurückhaltend und wunderlich wirkt, sich dabei aber wie keine Zweite in russischer Literatur auskennt. Gemeinsam haben wir nun Dostojevskijs „Schuld und Sühne“ sowie Gogols „Die toten Seelen“ gelesen, wobei sie angeregt darüber plapperte, welche der Textpassagen man durchaus auf unsere jetzige Gesellschaft zu beziehen vermochte.

Das nun eigentlich interessante dabei ist, dass man solche Betrachtungen nur sehr selten von so jungen Menschen vernehmen wird. Eben solche, die ihre Zeit vielmehr mit Sozialen Medien in einer Chicha-Bar verbringen als mit dem Lesen klassischer Literatur. Ich selbst gehöre einer Generation und einem Elternhaus an, in dem Bücher eine durchaus wichtige Rolle spielten und auch Nastya schien in ihrem Elternhaus ein ähnliches Schicksal beschieden.

Heraus gekommen ist dabei nun eine junge Frau, die sich sicherlich deutlich von Gleichaltrigen absetzen wird. In einer sehr positiv und erfrischenen Art. Dabei ist sie weder größer noch kleiner oder ärmer noch reicher… der einzige Unterschied sei, dass sie weniger auf ihrem Smartphone herumtippt, als vielmehr in dem Buch blättert, welches sie unter dem Arm mit sich trägt. Lesen macht einen Unterschied!

Michael Schwarz, 13.01.2018