Der berühmte weiße Turm des „Sommerspirets“ (Sommerspitze) auf Møns Klint, der verbliebene Teil nach dem Steilküstenabbruch von 1980, stürzt als letzter Teil der Sommerspitze am 13. Januar 1988 ins Meer.

Møns Klint auf der Insel Møn ist die höchste Klippe Dänemarks. Sie ist 7 km lang, bis zu 128 m hoch und erstreckt sich von Møns Fyr (Leuchtfeuer Møn) im Süden bis zum Liselund Slotspark im Norden, die auch ein einzigartiges Biotop oder besser eine Sammlung von Biotopen ist. Der höchste Punkt im Hinterland hat eine Höhe von 143 m. Die unterirdische Kalksteinkombination mit einem trockenen lokalen Klima und einer landwirtschaftlichen Nutzung, die erfolgreich im Tieranbau funktioniert, hat einige der reichsten Artenvielfalt Dänemarks geschaffen, die eine Vorstellung davon vermitteln, wie das Land vor der Industrialisierung der Landwirtschaft gesehen haben könnte.

Die das Kliff bildende Kreide entstand vor rund 70 Millionen Jahren (Obere Kreidezeit) auf dem Grund eines Meeres. Die Kreide besteht überwiegend aus den Überresten der Kalkschalen mikroskopisch kleiner Algen (Coccolithen), die das urzeitliche Meer bevölkerten. Auffällig sind die zahlreichen sich im Profil der Steilküste abzeichnenden schwarzen Feuersteinbänder. Unter den zahlreichen in der Oberen Kreidezeit vorkommenden Fossilien, die man am Fuß der Steilküste aber auch an den umliegenden Stränden finden kann, liegen einige in Feuersteinerhaltung vor (z. B. die häufig vorkommenden Steinkerne von Seeigeln).

Die Klippe ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Insel Møn. An mehreren Stellen führen Treppen hinunter zum Wasser. Der Abstieg und der Aufenthalt am Strand ist jedoch nicht ungefährlich, da immer wieder größere Stücke aus der Steilwand herausbrechen.

Alleine im 20. Jahrhundert wurden fünf große Brüche gezählt:

1905 stürzte ein Drittel des Schlossparks Liselund in die See.
1914 wurden große Teile des nördlichen „Dronningestolen“ (Königinnenstuhls) weggespült.
1952 bildete sich eine 500 Meter lange Halbinsel, als Dutzende Tonnen Kreide, Lehm und Kiesel von Vitmunds Nakke und Puggards Klint abgingen.
1980 verschwand ein großer Teil der nördlichen „Sommerspiret“ (Sommerspitze) im Meer, 1988 der Rest.

Im Januar 2007 gab es einen massiven Kreidesturz, der rund um den „Store Taler“ (Großer Redner ) 500.000 Tonnen Kreide abstürzen ließ. Dies war der schwerste Absturz seit 50 Jahren.

Møns Klint war besonders im „Den danske Guldalder“ (Goldenes Zeitalter Dänemarks), einer Epoche hoher kultureller Blüte, immer wieder beliebtes Objekt der dänischen Landschaftsmaler. Viele Künstler malten – darunter einige mehrfach – die Kreideklippe aus verschiedenen Perspektiven, zu verschiedenen Tageszeiten und unter sehr unterschiedlichen Lichtverhältnissen.


Sicht auf Møns Klint die „Sommerspiret“ (Sommerspitze) von 1809, Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783–1853)
 


Teil von Møns Klint mit der „Sommerspiret“ (Sommerspitze) von 1830, Frederik Hansen Sødring (1809–1862)
 


„Sommerspiret“ (Sommerspitze) von 1842, Louis Gurlitt (1812–1897)
von

Günter Schwarz – 13.01.2018