Die Termine in der Muthesius Kunsthochschule Kiel sind derzeit wieder dicht gestreut. Heute Abend wird mit Experten darüber diskutiert, wie wir in Zukunft „bauen“ wollen. Veranstalter ist der Denkmalfonds in Kooperation mit der Muthesius Kunsthochschule.

Wir finden, dass solche Dialoge für die Kunst an sich sehr wichtig sind, wie jedoch so oft weit über die Köpfe der Praxis hinwegschießen. Wir glauben, dass es nicht nur ausreicht, die Kunst als solche aufzuzeigen, sondern vielmehr im Wertverständnis der Betrachter zu verankern. Niemand mag sich eine Kindheit ohne bunte Bilderbücher vorstellen und viele von uns werden Kindheitserinnerungen mit Bildern der Raupe Nimmersatt oder Hui-Buh das Schlossgespenst verbinden können. In meinem Fall wäre es die Geschichte vom Hasen und vom Igel.

Es wäre hinfällig, darüber zu diskutieren, ob die kleinen, liebevollen Illustrationen Kunst sind. Viel wichtiger sei es, zu wissen, wie die Häschen in so ein Buch kommen und welchen Wert wir dieser kreativen Leistung zugestehen. Schon jetzt ist es Künstlern und Illustratoren kaum möglich, von ihrer Arbeit zu leben. Die US-gebürtige Hamburger Illustratorin Michele Raship sitzt öfter mal vor einem leeren Kühlschrank – und das, obwohl sie täglich kleine liebenswerte Figuren entwirft, die unseren Kindern Freude bereiten und sicher lange im Gedächtnis der Kinder bleiben

Wir nehmen also die Leistung in Anspruch, schaffen gleichzeitig allerdings eine Infrastruktur, die es in Kauf nimmt, dass Künstler nichts zu Essen haben. Betroffen sind viele Kulturschaffende. Künstler, Autoren, Schauspieler, Musiker oder Tänzer werden immer damit konfrontiert sein, dass sie von ihrer Arbeit nicht werden Leben können. Kein besonders guter Zustand, denn wer wollte auf Bücher, Filme oder schön illustrierte Bilderbücher verzichten wollen?

Michael Schwarz, 24.01.2018