(Melbourne) – Bei den Australian Open gewinnt die Dänin Caroline Wozniacki im spannenden Finale der Australian Open ihren ersten Grand-Slam-Titel und kehrt an die Spitze der Weltrangliste zurück. Die Dänin gewinnt das Finale gegen die Rumänin Simona Halep in drei Sätzen, und Simona Halep muss jetzt die nächste Enttäuschung verarbeiten.

Jetzt kann mich niemand mehr fragen, wieso man die Nummer 1 im Tennis sein kann, ohne einen Grand Slam gewonnen zu haben. Nein, das ging tatsächlich nicht mehr. Nicht nach der gewonnenen Nervenschlacht in der Rod-Laver-Arena zu Melbourne, nicht nach dem schwer erkämpften 7:6 (7:2), 3:6, 6:4-Sieg Wozniackis gegen die Rumänin Simona Halep, der ihr auch gleichzeitig den Sprung auf den Tennisgipfel ermöglichte – sechs Jahre nachdem sie zum letzten Mal als Branchenführerin ausgewiesen worden war.

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Caroline Wozniacki hat damit dänische Sportgeschichte geschrieben. Der Triumph bei einem der vier Grand-Slam-Turniere im Tennis ist der größte Erfolg einer dänischen Sportlerin überhaupt. Da gibt es keine zwei Meinungen.

Sechs Sportlerinnen sind bislang in die dänische Hall of Fame aufgenommen worden. Schwimmerin Ragnhild Hveger, Dressurreiterin Lis Hartel, die Badmintonspielerinnen Lene Køppen und Camilla Martin sowie die Handballerinnen Anja Andersen und Camilla Andersen. Alle haben herausragendes für den dänischen Sport geleistet, aber nicht in Sportarten, die weltweit den gleichen Stellenwert wie Tennis genießen.

Zu der Freude über den größten Erfolg ihrer langen Karriere wird sich mit Sicherheit auch eine gehörige Portion Genugtuung gesellen, ihren Kritikern das Maul gestopft zu haben.

Wozniacki ist nicht mehr die beste Tennisspielerin, die nie ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat. Im Tennis werden die Spieler in erster Linie an Grand-Slam-Titeln gemessen, und dementsprechend ist die Kritik ein Stück weit berechtigt gewesen, aber man hatte mitunter den Eindruck, dass man lieber von der ewigen Grand-Slam-Verliererin sprechen wollte als das Erreichte Anerkennung zu schenken.

Wozniacki war bis dato mit 27 WTA-Titeln die erfolgreichste Spielerin, die nie ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hatte. 67 Wochen lang stand sie von Oktober 2010 bis Januar 2012 an Position eins der Weltrangliste. Das muss man erst einmal schaffen. Nur acht Spielerinnen standen in der mehr als 40-jährigen Geschichte der Weltrangliste länger auf dem Platz an der Sonne – alles klangvolle Namen aus der Ruhmeshalle des Tennissports, alle mit zahlreichen Grnd-Slam-Siegen dekoriert: Steffi Graf, Martina Navratilova, Serena Williams, Chris Evert, Martina Hingis, Monica Seles, Justine Henin und Lindsay Davenport

Wozniacki war in ihrer langen Zeit als Weltranglistenerste vielleicht nicht die beste Tennisspielerin der Welt, aber die stabilste, die über einen sehr langen Zeitraum auf einem sehr, sehr hohen Niveau gespielt hat. Sie hat über ein Jahrzehnt an der Weltspitze mitgemischt.

von

Günter Schwarz – 27.01.2018