Was geschah am 17. Februar 1500 in unserem Dänemark?
In der Schlacht von Hemmingstedt in Ditmarschen am 17. Februar 1500 erleidet die dänische Armee unter König Hans (Johann I.)und Herzog Friedrich eine schwere Niederlage, als die Bauern die Siele an den Deichen öffnen.
In der Schlacht bei Hemmingstedt schlugen am 17. Februar 1500 die Dithmarscher Bauern die zahlenmäßig weit überlegenen Truppen des dänischen Königs, Kong Johann I., und seines Bruders Herzog Friedrich von Holstein. Die Schlacht bewahrte die faktische Unabhängigkeit der Bauernrepublik Dithmarschen für weitere 59 Jahre und ist heute der wichtigste historische Identifikationspunkt der Dithmarscher.
Dithmarschen wurde geprägt durch Großbauerntum. Es gab hauptsächlich Gehöfte und nur wenige Städte (wie z. B. Meldorf). Seit dem 13. Jahrhundert war die Organisationseinheit des Dithmarscher Großbauerntums das Kirchspiel. Darüber hinaus gab es zumindest nominell die „Universitas“ der Hofbesitzer und „48 Regenten und Verweser“.
Ursprünglich gehörte Dithmarschen zu einem nordalbingisch-niedersächsischen Gau. Später unterstand es den Stader Grafen. So war Graf Rudolf II. von Stade bei seinem Tode 1144 auch Graf von Dithmarschen gewesen. Mit dieser Zugehörigkeit haben sich die Dithmarscher insofern nicht abgefunden, als etliche der Grafen von Dithmarschen durch ihre Hand starben.
1188 erkannte Dithmarschen den Bischof Waldemar von Schleswig als seinen Landesherrn an und begab sich damit unter die Hoheit der Bremischen Kirche. Nach der Niederlage der Dänen in der Schlacht bei Bornhöved 1227 war das Lehnsverhältnis zur Bremischen Kirche gefestigt. Die Gründe dieser freiwilligen Abhängigkeit zur Bremischen Kirche können dabei ebenso frommer wie auch pragmatischer Natur gewesen sein: Der geistliche Herr in Bremen war schwächer als die Grafen von Holstein. Ein Lehnsverhältnis zu einem vergleichsweise schwachen Herrn war für den persönlichen Freiraum des Abhängigen jedoch wesentlich günstiger als das zu einem besonders starken Herrn. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es die Dithmarscher selbst waren, die dafür sorgten, dass das Lehnsverhältnis zur Bremischen Kirche ein formelles blieb und kein faktisches wurde.
Nach dem Tode Herzog Adolfs von Holstein wählten die schleswig-holsteinischen Stände 1459 Christian I., König von Dänemark, Norwegen und Schweden, zum Herzog von Schleswig und zum Grafen von Holstein-Stormarn. Dieser besann sich auf den alten Anspruch Holsteins auf Dithmarschen, das ein Reichslehen war. Sein Ziel war hierbei die Inkorporation Dithmarschens in die Grafschaft Holstein-Stormarn und schließlich die Erhebung derselben zum Herzogtum. Bisweilen wird auch die Beherrschung der Elbmündung als sein Ziel genannt, wobei Geschichtswissenschaftler dabei von geopolitischem Denken auf mikropolitische Strukturen schließen.
Am 26. Mai 1473 stellte Kaiser Friedrich III. Christian einen Lehnsbrief für Dithmarschen aus. 1474 erhob der Kaiser anlässlich eines Treffens mit Christian in Rothenburg ob der Tauber Holstein-Stormarn zum Herzogtum Holstein und verleibte diesem das „Districtum Ditmarsiae“ ein. Dithmarschen wies er zur Huldigung Christians an.
Daraufhin erinnerten sich die seit der Zeit Heinrichs des Löwen königsfernen Dithmarscher sogleich an ihre Zugehörigkeit zur Bremischen Kirche. Noch im selben Jahr wandten sie sich an Papst Sixtus IV. Dieser erkannte 1477 die Stellung Dithmarschens unter der Bremer Kirche ausdrücklich an. Damit begannen ebenso end- wie ergebnislose Verhandlungen. Friedrich III. zog schließlich die Lehnserteilung Dithmarschens mit Hinweis auf seine unzureichende Kenntnis von Dithmarschens Stellung zur Bremischen Kirche wieder zurück und untersagte dem Dänenkönig jedwede weitere Verfolgung dieser Ansprüche.
1481 starb Kong Christian I. von Dänemark. Seine Söhne Johann I. und Friedrich teilten sich die Nachfolge in den Herzogtümern Schleswig und Holstein und damit auch den Anspruch auf Dithmarschen. Unter anderem verwiesen sie weiterhin auf den kaiserlichen Lehnsbrief. Erst als Johann, der seinem Vater in der Königswürde von Dänemark gefolgt war, 1499 auch seine Herrschaft über Schweden gesichert hatte, konzentrierte er sich wieder auf Dithmarschen. Er verlangte auf einem Reichstag in Rendsburg 1499 von den Dithmarschern die Anerkennung der Landeshoheit für sich und seinen Bruder Friedrich, jährlich 15.000 Mark und den Bau dreier befestigter Residenzen in Meldorf, Brunsbüttel und an der Eider. Diesen Forderungen, über die in Dithmarschen bereits ein volkstümliches Lied verfasst worden war, kamen die Dithmarscher nicht nach. Der dänische König hatte viel mehr getan, als die Selbstständigkeit Dithmarschens zu bedrohen: Er hatte den Dithmarschern endlich klargemacht, dass sie Dithmarscher waren. Von hier ging erst eine Entwicklung zum Zusammengehörigkeitsgefühl hin aus. Damit lief der Konflikt auf einen Krieg hinaus.
Angreifer war der dänische König, in Personalunion auch Regent von Schweden und Norwegen, auf dessen Seite neben seinem Bruder Friedrich, der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft und den Grafen Adolf und Otto von Oldenburg, beides Vettern Johanns, ein gewaltiges Söldnerheer stand. Die Verbündeten Dithmarschens, die Hansestädte sowie der formelle Landesherr, der Erzbischof von Bremen, schickten hingegen keine Hilfe. Daher war das Heer des Dänenkönigs mit etwa 12.000 Mann deutlich in der Überzahl.
Den Kern des Heeres bildete die aus 4.000 Landsknechten bestehende „Magna Guardia“. Dieses bisweilen „Große Garde“, „Deutsche Garde“, „Sächsische Garde“ oder vor allem „Schwarze Garde“ genannte Söldnerheer war ein berüchtigter Eliteverband. Sie war ein frühes Landsknechtsregiment aus dem niederländischen Raum, das an der friesisch-sächsischen Nordseeküste operierte und auf den Einsatz gegen rebellierende Bauern spezialisiert war. Die darin befindlichen Söldner stammten aus vielen Nationen, die Offiziere waren zumeist Deutsche.
Die „Schwarze Garde“ war ebenso berühmt für ihre Kriegskunst wie berüchtigt für ihre Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit. Bereits für 1488 ist die Existenz der „Schwarzen Garde“ nachgewiesen. 1493 kämpfte sie auf Seiten Maximilians unter ihren Obersten Thomas Slentz und Nithardt Fux gegen Karl von Geldern, 1495 gegen Edo von Jever. Seit 1497 war sie im Dienste des dänischen Königs als Kern von dessen Truppen siegreich – u. a. gegen Sten Sture. Man kann folglich von großer Kriegserfahrung der Söldner ausgehen.
Organisiert war die „Große Garde“ in acht Kompanien mit insgesamt 2.000 Mann. An der Spitze jeder Kompanie stand ein Hauptmann, über den Hauptleuten der Herr der Garde, Thomas Slentz. Nithardt Fux war bereits bei einer früheren Aktion der Garde gefallen. Außer dieser „Gruppe Slentz“ gab es noch eine weitere Gruppe mit fünf Kompanien und danach eine dritte mit drei Kompanien. Jede Kompanie verfügte über je einen Querpfeifer und einen Trommler. Beim Stab waren zwölf von jeder Sorte zusammengezogen.
Die „Schwarze Garde“ war ein Infanterieverband. Bewaffnet waren die Söldner mit 3 bis 5 Meter langen Spießen. Außerdem hatten sie Hellebarden und einige auch doppelhändige Schwerter, auch Bidehänder genannt. Eventuell verfügten auch einige Söldner über Hakenbüchsen. Geschützt waren sie durch Harnische und Brustpanzer. Ihre Kampfformation war die enggeschlossene Phalanx. Sowohl bei der Kleidung als auch bei den Emblemen wurde Luxus betrieben. So heißt es in einem Volkslied, dass Slentzens Rüstung rot von Gold schimmerte. Insofern stellte die „Schwarze Garde“ eine enorme Haushaltsbelastung für ihren Kriegsherrn, den dänischen König, dar. Das mag auch ein Grund für ein voreiliges Aufbrechen bei Tauwetter gewesen sein: Längere Wartezeit wäre nicht zu finanzieren gewesen.
Hinter der „Schwarzen Garde“ folgte das Landheer. Da nach der Definition Johanns Dithmarschen zum Herzogtum Holstein gehörte, handelte es sich um eine Befriedung im Landesinnern, weswegen seine Untertanen waffenpflichtig waren. Natürlich stellte der durch Plünderung in Aussicht stehende Reichtum Dithmarschens eine nicht zu unterschätzende Motivation für die Waffenpflichtigen dar.
Auf die Landwehr folgte Reiterei, bestehend vor allem aus dem rossdienstpflichtigen Adel nebst dem Ritter Hans von Ahlefeldt, der das Banner, angeblich den originalen Danebrog, trug. Auch für den Adel war das Unternehmen ein willkommener Beutezug. Schließlich folgten noch die Artillerie – nur sehr wenige Geschütze wurden vorne mitgeführt – und der Tross. Dort, am Ende des Zuges, hielten sich vermutlich auch der König und sein Bruder auf.
Trotz eines ursprünglich geplanten Kriegsaufschubs bis Mai überschritt das Heer Johanns die Grenze nach Dithmarschen am 11. Februar 1500. Wider Erwarten versuchten die Dithmarscher keine Sperrung der einzigen begehbaren Straße und damit auch keinen Verteidigungskrieg an der Grenze, vor allem deswegen, weil ihnen klar war, dass sie den Truppen des Königs nicht im offenen Feld gegenübertreten konnten. Johanns Heer fand die Geest verlassen vor; die Dithmarscher hatten sich in die Marsch geflüchtet und hielten lediglich strategisch wichtige Punkte im Land.
Am 12. Februar nahm das Heer Windbergen und am folgenden Tag Meldorf ein. Auch die Hauptstadt war nur durch ein kleines Söldnerheer der Dithmarscher geschützt, die jedoch den Widerstand schnell aufgaben und flüchteten. Johanns Männer nahmen die Stadt ein. Sie hissten den Danebrog am Kirchturm, plünderten den Ort und die Kirche. Hierbei zeichneten sie sich – soweit man den Quellen der Angehörigen der Gegenseite Glauben schenken will – durch eine außergewöhnliche Grausamkeit aus: Sie töteten angeblich rücksichtslos alle Bewohner, die sie noch antrafen, um so die Dithmarscher zur raschen Aufgabe zu zwingen. Erreicht wurde allerdings genau das Gegenteil, da sich nun die Wut auf die Angreifer erst recht steigerte.
In Meldorf verweilte das Heer des Dänenkönigs bis zum 17. Februar. Da das Gefühl der Überlegenheit gegenüber einfachen Bauern groß war, gab König Johann schließlich den Marschbefehl. Der Transport der Kanonen war jedoch nun schwieriger, denn das Tauwetter hatte bereits eingesetzt. Besonders Slentz erkannte diesen Umstand und protestierte heftig, aber erfolglos gegen den Weitermarsch.
Den Dithmarschern in der Marsch boten sich jetzt drei Möglichkeiten: Sie konnten sofort kapitulieren, auf das schwer einnehmbare Büsum zurückweichen oder den Kampf weiterführen. Doch Büsum bot nicht genügend Platz für alle, und eine Kapitulation stand für sie außer Frage.
Auf die Entscheidungsschlacht hatte die Beschaffenheit Dithmarschens einen Einfluss. Im Westen des Dithmarscher Lande liegt die Nordsee, im Süden die Elbe und im Norden das sumpfige Ufer der Eider. So bot sich nur die Angriffsrichtung von Osten, also von Holstein her. Doch von dort führte nur eine Straße ins Innere des Landes. Diese lag auf dem geraden Dammrücken der Geest. Um diese Dämme befanden sich tiefe Wassergräben. Diese konnten ob ihrer Breite nur mit Brücken oder den landesüblichen Springstangen überschritten werden. Zudem konnten die Gräben durch Öffnen der Schleusen überflutet werden.
Außerdem hatte zum Zeitpunkt der dänischen Offensive bereits das Tauwetter eingesetzt. Dadurch bot sich den Einheimischen ein weiterer Vorteil: Sie kannten die genaue Lage der Gräben und wussten, wo man bald festen Grund unter den Füßen hatte und wo man versinken würde. Ein Wissen, über das ihre Gegner nicht verfügten.
Die Dithmarscher konnten wohl eines Spähers des Königs habhaft werden. Von diesem erfuhren sie dessen Absicht, die Landstraße weiter nordwärts bis Heide und Lunden zu marschieren. Unter den Dithmarschern tat sich darauf besonders Wulf Isebrand hervor. Auf diesen soll auch der Plan eines Schanzenbaus zurückgehen: In der Nacht vor dem Aufbruch des königlichen Heeres warfen die Dithmarscher ein Stück südlich von Hemmingstedt und nördlich der sogenannten Dusenddüwelswarf eine Schanze quer zur Landstraße auf. War die Straße und damit die Beweglichkeit der Soldaten durch die Schanze schon eingeengt genug, öffneten die Dithmarscher noch zusätzlich die Siele an den Deichen. Dann versteckten sie sich hinter der Schanze und warteten auf das feindliche Heer. Viele von ihnen werden die Kampfweise der „Schwarzen Garde“, die seit einigen Jahren in dieser Gegend operierte, gekannt haben. Sie selbst hatten als Waffen ebenfalls Spieße, Hellebarden und lange Messer, zudem ein wenig Artillerie, um die Söldner von den Seiten der Schanzen zu beschießen.
In Meldorf wurde König Johann heimlich von einem der Dithmarscher Landesverweser, Carsten Holm, aufgesucht, der ihm zu dem Zug über die Landstraße nach Heide und Lunden riet. Da dieser Mann, in einigen Liedern als Verräter beschimpft, nach der Schlacht nicht als solcher gerichtet wurde, sondern weiter als Vertreter des Landes auftritt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass er im Auftrag der Dithmarscher versuchte, den König in die gewünschte Richtung zu lenken. Jedenfalls entschied sich Johann – gegen den Rat des Gardeobersten Slentz – zu diesem verhängnisvollen Zug.
Am 17. Februar brach das Heer auf. Der Historiker Walther Lammers hat in einer Studie zur Schlacht bei Hemmingstedt ausgerechnet, dass das Heer der Angreifer beim Marsch eine Länge von ca. 9,65 km gehabt haben muss. In jedem Fall muss man davon ausgehen, dass ein Großteil des Heeres noch in Meldorf war, als die „Schwarze Garde“ die Schanze erreicht hatte und die Schlacht begann.
Die etwa 6.000 Dithmarscher legten die Helme ab und zogen Harnische und Stiefel aus. Das taten sie vor allem, um auf dem durchnässten, schlammigen Boden besser kämpfen zu können, ohne dabei von zusätzlichem Gewicht behindert zu werden. Zunächst versuchten sie Ausfälle gegen die Garde zu machen und deren wenige Kanonen umzustürzen. Dabei benutzten sie ihre Spieße zum Klotstockspringen. So blieben sie auch bei auflaufendem Wasser beweglich und konnten die immobilisierten Truppen des dänischen Königs weiter angreifen und an der Flucht hindern. In Anbetracht der Zuglänge und des aufgeschwemmten Zustandes der Straße konnten sie dennoch nur schwer an die Geschütze der Artillerieabteilung hinter der Reiterei herankommen. Unter großen Verlusten gegen die Spieße der Söldner gelang jedoch schließlich dieses Vorhaben. Die Garde reagierte darauf mit einem raschen Angriff auf die Schanze mit dem Ziel einer Umfassung derselben. Diese erfolglose Aktion übernahm die „Gruppe Slentz“, die dabei stark dezimiert wurde. Neben einigen der Hauptleute und den beiden fürstlichen Kommissaren Krummendiek und Erichss fiel auch der Herr der Garde, Thomas Slentz. Er ist der einzige der „Schwarzen Garde“, der später in den Volksliedern der Dithmarscher einen guten Namen behielt und aufgrund der geschilderten Tapferkeit die Züge eines tragischen Helden annahm. Auch um den Dithmarscher, der ihm angeblich den Tod brachte, den geschichtlich nicht fassbaren Reimer von Wiemerstedt, ranken sich nach wie vor Legenden.
Nachdem Slentz gefallen war, nahmen die Dithmarscher einen Gegenangriff auf die „Schwarze Garde“ vor und rieben diese auf. Die Reste der Garde flohen in die einzige Richtung, die ihnen verblieb: rückwärts. Nicht besser erging es der Landwehr. Die vom Sieg trunkenen Bauern griffen weiter an und verursachten hohe Verluste unter der Landwehr. Wer noch nicht zurückgewichen war, wurde erschlagen oder ertrank. Die Reiterei versuchte zunächst das eigene fliehende Fußvolk aufzuhalten. Als jedoch klar war, dass niemand ihren Befehlen folgte, entschloss sich die Reiterei selbst in den Kampf einzugreifen. Die Dithmarscher jedoch griffen gezielt die Pferde an und hemmten somit die Beweglichkeit. Anschließend war es ein Leichtes, mit den verbliebenen Kräften der Reiterei fertigzuwerden, die schließlich im Graben zugrunde ging.
Nach nur drei Stunden war die Schlacht vorüber. Das berühmte Heer des Dänenkönigs hatte eine vernichtende Niederlage erlitten. Später wurde diese Niederlage als Gottesstrafe dargestellt. Dazu diente vor allem die wohl eher der Sage zuzuordnende Erzählung von der bannertragenden Jungfrau Telse von Hochwöhrden, die während des Kampfes auf der Schanze erschienen sein soll. Ebenso wird in Volksliedern darauf verwiesen, dass die Dithmarscher im Kampf die Heilige Maria anriefen, die Gegenseite jedoch keine „mächtigen Beschützer“ hatte. Deshalb war ihre Niederlage eine totale. Neben den Söldnerobersten waren auch die beiden Grafen von Oldenburg und weitere große Teile des Adels gefallen. Mit dem Tod des Bannerträgers Hans von Ahlefeldt konnten die Dithmarscher auch den Danebrog nebst vielen Wertsachen erbeuten. Diese sollen später in der Wöhrdener Kirche ausgestellt worden sein.
Die Sieger kannten kein Pardon: sie töteten jeden Feind, plünderten die Leichen und verstümmelten diese gar. Nahezu alle Adelsfamilien Schleswig-Holsteins, die auf Seiten des dänischen König kämpften, verloren Familienmitglieder. Während die Dithmarscher die gegnerischen Fußsoldaten bald nach der Schlacht begruben, ließen sie die Adeligen unbestattet zurück. Erst nach langen Verhandlungen gewährten sie deren Begräbnis. Den früheren Wahlspruch der „Schwarzen Garde“, „Wahr Di, Buer, de Gaar de kummt“, wandelten die Dithmarscher um in „Woor di, Goor, de Buur de kump“.
Durch Vermittlung der Städte Lübeck und Hamburg wurde am 15. Mai 1500 Friede geschlossen, der Dithmarschens Selbstständigkeit gewährleistete. Die Schlacht schwächte die Macht des dänischen Königs, so dass es in den folgenden Jahren auch den Schweden leichter fiel, ebenfalls ihre Unabhängigkeit zu erlangen. Allerdings wurden die Dithmarscher 1559 in der Letzten Fehde endgültig durch Dänemark und deren Verbündete besiegt und unterworfen.
Dass ein schwer bewaffnetes Ritterheer von Bauern besiegt werden konnte, galt damals als Sensation. Die Schlacht von Hemmingstedt war eben nicht nur eine Schlacht unter vielen, sondern vor allem ein wichtiger Schritt zum Zusammengehörigkeitsgefühl und Selbstverständnis der Dithmarscher. Daher setzte bereits kurze Zeit später eine intensive Rezeption und Verklärung der Schlacht bei Hemmingstedt ein.
veröffentlicht und bearbeitet von
Günter Schwarz – 17.02.2018