(München) – Der Grünen-Politiker Cem Özdemir hat auf der Münchner Sicherheitskonferenz Polizeischutz bekommen. Auslöser war nach einem Bericht der „Welt am Sonntag“ eine zufällige Begegnung Özdemirs mit der türkischen Delegation in der Lobby des Hotels Bayerischer Hof, in dem die Delegation des türkischen Ministerpräsidenten Yıldırım und zufälligerweise auch der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Özdemir untergebracht sind.

Die Mitglieder der türkischen Delegation hätte sich demnach bei Polizeibeamten beschwert, dass im Hotel ein Terrorist untergebracht sei – gemeint war offenbar Özdemir. Der ehemaligen Grünen-Chef Özdemir ist ein scharfer Kritiker des türkischen Präsidenten Recep-Tayyip Erdoğan.

Das Polizeipräsidium München bestätigte der „Welt“, dass Özdemir während der Sicherheitskonferenz von drei Beamten begleitet wird – zu Terminen wird er in einem Polizeifahrzeug gebracht. Zum Hintergrund und zum Umfang der Schutzmaßnahme wollte die Polizei keine Angaben machen. Özdemir sagte, der Vorgang bestätige seine Einschätzung „über die Natur des Regimes in Ankara“. Man bekomme „einen Eindruck, welche Aggressivität von diesem Unsicherheitspersonal wohl in der Türkei ausgeht, wenn sie sich bei uns schon so aufführen.“ Es sei „schlimm genug, dass Erdogans Schergen unter Andersdenkenden Angst und Schrecken verbreiten“ fügte Özdemir hinzu. „Aber in Deutschland hat es nichts verloren.“

Cem Özdemir hatte wiederholt scharfe Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdoğan geäußert und etwa betont, mit diesem könne es keine EU-Mitgliedschaft der Türkei geben.

In den USA ist die Justiz letztes Jahr gegen zwölf Leibwächter Erdoğans vorgegangen. Türkischen Sicherheitsleute waren bei dessen Besuch in Washington gewaltsam gegen friedliche kurdische Demonstranten vorgegangen sein, wobei elf Menschen bei den Handgreiflichkeiten verletzt wurden. Neun von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden.

von

Günter Schwarz – 18.02.2018