In Kalkutta wird am 22. Februar 1845 ein Vertrag unterzeichnet, dass Trankebar – eine dänische Kolonie aus der Zeit von Christian IV. (König von Dänemark und Norwegen von 1588 bis 1648 ) – und alle anderen dänischen Gebiete auf dem indischen Subkontinent an die British East India Company für 1.225.000 Rigsdaler verkauft werden.

Die dänischen Kolonien sind Niederlassungen bzw. historische Besitzungen des Königreiches Dänemark außerhalb des eigenen Kernlandes. Weitgehend unbekannt ist, dass Dänemark eine der ersten europäischen Kolonialmächte war und dass sich das dänische Kolonialreich vom Indischen Ozean über die Karibik bis in die Arktis erstreckte. Heute gehören nur noch Grønland und die Færøerne (Färöer) als autonome Gebiete zum Königreich Dänemark.
Die dänischen Kolonien in Asien wurden als Dänisch-Ostindien bezeichnet, da sie alle im historischen Indien lagen.

Dieses waren:

– Ny Danmark (Neu-Dänemark), 1756 bis 1848/1868 – Die Nikobaren liegen über 100 km südlich der Inselgruppe der Andamanen, über 600 km westlich von Malaysia, ungefähr 200 km nördlich der indonesischen Insel Sumatra und über 1.300 km südöstlich vom indischen Subkontinent

– Serampore (auch Frederiksnagore in Bengalen), 1755 bis 1845 – Die Urbanisierungsphase begann mit dem Erwerb von Land in diesem Gebiet durch die Dänen im frühen 18. Jahrhundert als Teil des dänischen Kolonialreiches. 1755 entsandte die Dänische Ostindien-Kompanie einen Vertreter ihres Büros aus Tranquebar in den Nawab von Bengalen. Ihre Absicht war, sich ein Abkommen zu sichern, das ihnen das Recht erlaubt, Geschäfte in Bengalen zu machen.

Sie erhielten es, indem sie Nawab Alivardi Khan fünfzigtausend Rupien in bar bezahlten, zusammen mit vielen weiteren Privilegien, wie drei Grundstücke in Sripur am Flussufer und dann weitere Grundstücke in Akna für den Bau einer neuen Fabrik und eines neuen Hafens . die die Dänen von Trankebar aus regierten. Anschließend erwarben die Dänen noch die Serampore, Akna und Pearapur Gebiete, indem sie dem Zamindar (Steuereamten) von Sheoraphuli in Nord-Serampore eine jährliche Miete von 1.601 Rupien zahlten.

Um 1770 begannen die dänischen Kaufleute bedeutende Fortschritte in Handel und Gewerbe in der Gegend zu machen. Der dänische Wohlstand wurde durch die gute administrative Leistung von Colonel Ole Bie unterstützt, der 1776 zum ersten Kronprinzen von Serampore ernannt wurde.

Die Dänen errichteten auch einen Basar (den heutigen Tin Bazaar) und erlaubten private Wohnsitze und Lagerhäuser. Allmählich entwickelte sich die Stadt und wurde schön und wohlhabend, sodass Kaufleute sowohl ausländischer als auch indigener Herkunft begannen, sich dort niederzulassen und zu leben.
Trankebar (bzw. Dänisch-Indien, Seehafen in Indien), 1620 bis 1845 – Trankebar ist eine Stadt mit ca. 24.000 Einwohnern an der Koromandelküste im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Von 1620 bis 1845 war Tharangambadi eine dänische Kolonie.

Trankebar liegt an der Koromandelküste des Golfs von Bengalen nördlich eines Mündungsarms des Kaveri in einer Höhe von ca. 7 m ü. d. M. Chennai (Madras) liegt knapp 275 km (Fahrtstrecke) nördlich; die ehemalige französische Kolonie Puducherry befindet sich ca. 115 km nördlich. Die Region von Trankebar ist besonders von Küstenerosion betroffen. Seit der dänischen Siedlungsperiode ist ein mehrere hundert Meter breiter Küstenstreifen abgetragen worden. Das Klima ist tropisch warm; Regen fällt eigentlich nur in den Monaten Juli bis Dezember.

– Tranquebar, das heutige Tharangambadi, war zwischen 1620 und 1845 eine dänische Kolonie. 1620 erwarb die Dänische Ostindien-Kompanie den Ort vom Raja von Thanjavur und gründete das Fort Dansborg. 1624 wurde die Kolonie auf den dänischen König übertragen. Der Ort war ein wichtiger Hafen und besaß eigene Münzen und eine bedeutende Missionsdruckerei für Literatur in Englisch und Tamil.

In den Jahren 1801–1802 und 1808–1815 war Trankebar von britischen Truppen im Zuge der napoleonischen Kriege, in denen Dänemark an der Seite Frankreichs stand, besetzt, was den Handel zum Erliegen brachte, der sich anschließend auch nicht mehr erholte. Im Jahr 1845 wurde Trankebar dann an die Briten verkauft. Nach der indischen Unabhängigkeit 1947 wurde Trankebar als Tharangambadi zu einem Teil des Bundesstaates Madras (heute Tamil Nadu).

Trankebar wurde bedeutsam als Ort der ersten deutschen protestantischen Mission. Die Deutschen Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau wurden von der Dänisch-Halleschen Mission, einer Stiftung des dänischen Königs Frederik IV. (1699–1730), als lutherische Missionare nach Trankebar entsandt. Am 9. Juli 1706 in Trankebar angelangt, tauften sie bereits ein Jahr später die ersten Tamilen und „Mischlinge“ (Portugiesen) und gründeten eine kleine lutherische Gemeinde, die bis 1712 etwa 221 Mitglieder umfasste.

Von der dänischen Kolonialbehörde angefeindet, die durch die Missionsarbeit ihre Handelsinteressen gefährdet sah, wurde Ziegenbalg ein Jahr später mehrere Monate im Fort Dansborg inhaftiert (1708 bis 1709). Heute erinnern ein Denkmal und eine Büste von Bartholomäus Ziegenbalg in der Nähe der Festung an den Missionar.

Die Dänisch-Hallesche Mission wirkte in Trankebar von 1706 bis zum Verkauf der dänischen Niederlassung an die Engländer 1845. Zu ihren Missionaren hier gehörte unter anderem Christian Friedrich Schwartz. Bereits seit dem Ende der 1830er Jahre gab es keine der dänischen Krone unterstellten Missionare mehr in Trankebar.

Wichtigster wirtschaftlicher Aspekt war hier unter anderem der Gewürzhandel und generell der Zugang zum asiatischen Raum mit dem weiter östlich gelegenen Kaiserreich China. In China selbst unterhielt Dänemark keine Kolonien, aber Handelskontore. Zuständig für die indischen Kolonien war die Dänische Ostindien-Kompanie. Auf vier der Nikobaren-Inseln erhob aber 1778 bis 1784/1785 auch Österreich Kolonialansprüche.

von

Günter Schwarz – 22.02.2018