Tønders Bürgermeister gegen zentrales „Ehe-Screening“
(Tønder) – Dänemarks Regierung will verhindern, dass die Rathäuser im Lande als Hintertür für einden Aufenthaltstitel in Europa benutzt werden. Die Sozialministerin Mai Mercado (Det Konservative Parti) spricht gar von „kriminellen Netzwerken“. Deshalb will Dänemarks Regierung künftig ausländische Brautpaare überprüfen, um Zweckehen zu verhindern. Tønders Bürgermeister sieht darin jedoch einen Nachteil für seine Kommune – und fürchtet eine Abwanderung des Hochzeit-Geschäftes nach København.
Heiratswillige Deutsche mit ausländischen Partnern bevorzugen Tønder und zahlreiche weitere Kommunen im südlichen Dänemark zur Eheschließung, da es dort weniger bürokratisch als in Deutschland zugeht. Hinter der Grenze hat sich ein „Hochzeitsmekka“ entwickelt, der auch wirtschaftlich für die Kommunen von Interesse sind.
Dass die Regierung Zweckehen, in Dänemark „Pro forma-Ehen“ und in Deutschland „Scheinehen“ genannt, infolge der Verschärfung der Ausländergesetzgebung verhindern will, sei vollkommen in Ordnung, meint der Bürgermeister der Kommune, Henrik Frandsen (Venstre / Rechtsliberale Partei). Doch dass eine zentrale Einheit aufgebaut werden soll, die sämtliche heiratswillige Paare screenen soll, bei denen nicht beide Ehepartner dänische Staatsbürger sind oder eine permanente Aufenthaltserlaubnis haben, sei ein Fehler, meint er.
Tønder ist eine der Kommunen, die viel Geld damit verdienen, rein ausländische Staatsbürger zu verheiraten. Jedes Jahr lassen sich an der syddansk (süddänischen) Westküste rund 2.000 solcher Paare trauen. Im Dezember berichtete die Tageszeitung „Berlingske“, dass im Jahr 2016 insgesamt 10.437 ausländische Paare in Dänemark verheiratet worden sind, während nur 3.280 dänische Paare geheiratet haben, was einer Verdoppelung innerhalb von zehn Jahren entspricht.
Frandsen sagt: „Das führt dazu, dass die Brautpaare, die sich zum Beispiel in Tønder, in Sønderborg, auf Als (Alsen) oder auf Ærø trauen lassen wollen, künftig in København heiraten“, meint er. „Ich betrachte eine solche Einheit als Zentralisierung und als Generalverdacht gegen die Kommunen. Wir können diese Aufgabe durchaus selbst lösen.“
Formal gibt die Regierung an, „Pro forma-Ehen“ verhindern zu wollen, bei denen der Verdacht besteht, dass sie von kriminellen Netzwerken genutzt werden, um eine europäische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Auch Europol warnte davor, dass solche Ehen in zunehmendem Maße für kriminelle Zwecke genutzt werden, wo EU-Bürgerinnen mit Männern aus Nicht-EU-Ländern verheiratet werden.
Mai Mercado meint unterdessen nicht, dass die Maßnahmen zu hart seien für Paare, die einander aus Liebe heiraten wollen: „Nein, ich denke, dass die das gar nicht bemerken werden, weil sie vermutlich gar nicht zu einem Gespräch geladen werden“, sagt sie zu „Berlingske“.
von
Günter Schwarz – 24.02.2018