kultur . INsite – Lesen oder Schauen?
Für viele Menschen ist das Schauen von Filmen und Serien eine Art Lebensinhalt. In Zeiten von Netflix&Co. ist es auch nicht besonders schwer, für jeden Geschmack das Richtige zu finden. Theoretisch ganz ebenso wie bei Büchern.
Die erfolgreichsten Filme stützen sich nicht selten auf eine literarische Vorlage und werden dann, mehr oder weniger gut gelungen, als Film umgesetzt.
In den seltensten Fällen werden die Filme dabei ihrer literarischen Vorlage gerecht.
Seit nunmehr zwei Wochen sind wir damit beschäftigt, Tolkiens „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ zu lesen und mit den Filmen zu vergleichen. Es bleibt ganz außer Frage, dass beide Filmproduktionen ein grandioses Werk sind, das jeden Fan begeistert hat.
Und trotzdem könnte man hier und da etwas meckern. Bei all seiner Größe und Herrlichkeit gelingt es den Filmen nicht, einige wesentliche Emotionen zu transportieren, die das Buch, bzw. die Geschichte, tragen.
Trotzdem bleibt „Der Herr der Ringe“ in sich rund und auch das Fehlen des eher nervigen, stetig singenden, Tom Bombadil ist nichts, was dem Film schadet. Ganz im Gegenteil.
Trotzdem ist Bombadil für Fans sehr interessant. Er ist der einzige Charakter, der gegen die Macht des Ringes vollkommen immun zu sein scheint.
Was uns persönlich etwas mehr stört, sind die fehlenden Bande von Frodo und seinen Freunden. Im Buch erscheint Frodo zum Ende weit weniger symphatisch als in den Filmen und im Buch wird überdeutlich, dass Frodo ohne seinen Freund Sam die Aufgabe den Ring zu zerstören, vollkommen versemmelt hätte. Der Herr der Ringe ist ein Buch über Freundschaft, bzw. zu was man imstande ist, wenn man gute Freunde hat. Das geht im Film leider etwas unter.
Die Liste wäre lang, auf der sich Bücher weit mehr lohnen als die Verfilmung… von einigen wenigen russischen Literaturverfilmungen einmal abgesehen: allen voran, die 10-teilige Verfilmung von Bulgakows „Der Meister und Margarita“. Den Amerikanern sind solche Verfilmungen bisher nicht gelungen.
Deswegen begeben wir uns gern auf die sichere Seite. Unter eine Wolldecke, ausgerüstet mit Kakao oder Kaffee… und einem Buch.
Michael Schwarz, 25.02.2018