(Rendsburg) – Der Generalintendant und Geschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters, Peter Grisebach, wird nach Ablauf seines Vertrages 2020 das Theater verlassen, das er 2010 mit viel Enthusiasmus übernommen hatte. Nach zehn aufreibenden Jahren will Peter Grisebach seinen Vertrag über das Jahr 2020 hinaus nicht mehr verlängern. Der 64-jährige Grisebach begründet den Entschluss mit „neuen beruflichen Herausforderungen“, die er in der Heimat seiner Ehefrau, der südkoreanischen Sopranistin Eun-Joo Park, sieht.

In einem Brief an den Aufsichtsratsvorsitzenden Pierre Gilgenast zeigte Grisebach sich „stolz und dankbar“ für Signale aus Aufsichtsrat und Belegschaft, die den gemeinsam erfolgreichen Weg mit ihm gern fortgesetzt hätten. Unabhängig von seiner Person, hieß es gestern, sehe er das in den vergangenen Jahren errichtete Fundament der neuen Landestheater-GmbH als Garant für einen sicheren Fortbestand.

Peter Grisebach hat das Landestheater mit seiner Arbeit seit 2010 neu ausrichten und sichern müssen, und mit einer Neuausrichtung in Musiktheater, Schauspiel und Ballett gelang es ihm, die wirtschaftliche Lage der Landestheater-GmbH stabilisieren und eine drohende Insolvenz abwenden. Selbst der Verlust des Schleswiger Theaters, das im Juni 2011 wegen Einsturzgefahr geschlossen und später ganz abgerissen wurde und so manchem Theaterfreund aus Frust und Wut darüber das Wasser in die Augen trieb.

Eine Ersatzspielstätte konnte dank der Kooperationsbereitschaft der dänischen Minderheit im Slesvighus gefunden werden, in dem seither in Schleswig die „theatergebäudefreie Zeit“ überbrückt wird. Für Konzerte des Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchesters stellt die dänische A. P. Møller-Skolen der Schleistadt ihre Räumlichkeiten nach Bedarf und Möglichkeiten der Schule zur Verfügung.

Mit neuen Veranstaltungsformaten, aber auch der Gründung von Theaterjugendclubs und Schulkooperationen im gesamten Spielgebiet konnte Grisebach die Öffnung zum erstrebten jungen Publikum vollziehen. Inzwischen ist jeder dritte Besucher des Landestheaters ein Kind oder Jugendlicher.

Mit dem Beschluss, in Schleswig eine neue Spielstätte für alle Sparten des Landestheaters bauen zu wollen und mit dem neuen Gesellschaftervertrag ab 2019, der den Zusammenhalt der Landestheater-GmbH mit dem neuen Amtssitz und alleinigen Produktionsstandort des Schauspiels in Rendsburg regelt, waren die entscheidenden Schritte zu einer langfristigen Zukunftssicherung 2017 nach unruhigen Jahren endlich vollzogen.

In absehbarer Zeit wäre jetzt Ruhe eingekehrt, und man ahnt, dass Grisebach die Eröffnung des neuen Theaterbaus in Schleswig gerne noch im Amt erlebt und vorgenommen hätte. Aber der Fertigstellungstermin des Neubaus „Auf der Freiheit“ wird sich voraussichtlich über das Jahr 2020 hinaus verzögern.
Tatsächlich sieht Grisebach für sich nach seiner Zeit im Land zwischen den Meeren neue spannende Herausforderungen im südkoreanischen Busan, der zweitgrüßten Stadt des Landes am südöstlichen Ende der Koreanischen Halbinsel mit rund 3,5 Millionen Einwohnern, die allerdings auch am Meer liegt. Dort entsteht derzeit ein spektakuläres neues Opernhaus, in dem er als Regisseur gefragt ist – und das sich in der Nähe seiner Ehefrau, der südkoreanischen Sopranistin Eun-Joo Park, befindet.

Schon während seiner Schulzeit in Hamburg erhielt Grisebach eine Ballettausbildung und eine Ausbildung zum Konzertpianisten. Nach dem Abitur absolvierte er ein Schauspielstudium in Hamburg. Dabei entstanden erste Kontakte zur Hamburger Staatsoper und damit zum Musiktheater, das ihm heute noch sehr am Herzen liegt. In der Hamburger Staatsoper erhielt Grisebach auch sein erstes Engagement als Regieassistent.

Danach ging er ans Nationaltheater Mannheim und machte dort mit seinen ersten eigenen Inszenierungen auf sich aufmerksam. Inszenierungen in Braunschweig, Osnabrück und am Stadttheater im schweizerischen St. Gallen folgten, bevor er 1978 erstmals als Oberspielleiter für Oper und Operette ans Stadttheater Bremerhaven kam, wo er 1994 die Intendanz übernahm und bis 2010 blieb, bevor er mit der Leitung des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters beauftragt wurde.

von

Günter Schwarz – 25.02.2018