(København ) – Die schwedische Journalistin Kim Wall verschwand nach einer U-Bootfahrt am 10. August 2017 erst spurlos, dann wurde ihre Leiche zerstückelt im Meer gefunden. Erfinder Peter Madsen wird des Mordes beschuldigt. Heute beginnt der Prozess vor dem Østre Landsret (Oberlandesgericht) in København.

Der Tod der schwedischen Journalistin Kim Wall steht ab heute im Mittelpunkt eines Mordprozess vor dem Østre Landsret in København. Angeklagt des Mordes und der Leichenschändung ist Peter Madsen, der exzentrische Erfinder und U-Boot-Bauer.

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Die Staatsanwaltschaft wirft dem Erfinder Mord aus sexuellen Motiven vor. Die Anklage geht davon aus, dass Madsen den Mord geplant hatte. Peter Madsen soll den Mord geplant und vorbereitet haben. Er habe dafür eine Säge, Messer, spitze Schraubenzieher und Gurte mit an Bord seines U-Bootes genommen. Laut Anklage soll er die Schwedin gefesselt und sich sexuell an ihr vergangen haben, indem er ihr ein Messer oder einen Schraubenzieher zwischen die Beine und in den Unterleib rammte.

Peter Madsen bestreitet das alles. Er sagt zwar, Kim Wall sei auf der Nautilus gestorben, allerdings bei einem Unfall. Er hat schon viel gesagt über das Schicksal der Schwedin, das sich später als unwahr herausgestellt hat. Welche Version seiner Geschichte wird er vor Gerichterzählen?

Gefordert wird nun eine lebenslange Haftstrafe – in Dänemark bedeutet das höchstens 14 Jahre – oder eine Sicherungsverwahrung. Weitere Einzelheiten nannte Staatsanwalt Jakob Buch-Jespen bei der Anklageerhebung im Januar nicht, nur so viel es handle sich um einen äußerst seltenen und extrem schweren Fall.

Vor Prozessbeginn wurde an der Psychiatrischen Reichsklinik in København Peter Madsens Schuldfähigkeit untersucht. Die Gutachten kommen zu dem Schluss, dass er schuldfähig ist und zu einer Gefängnisstrafe oder Sicherungsverwahrung verurteilt werden kann.

Der 47-Jährige bestreitet nach wie vor den Mordvorwurf, im Oktober 2017 hatte Madsen allerdings zugegeben Kim Walls Leiche zerstückelt und ins Meer geworfen zu haben. Ihr Tod sei aber ein Unfall gewesen, betont er. In einer seiner Aussagen hieß es, die Tauchluke des U-Boots hätte Kim Wall erschlagen, was allerdings von den Ermittlern widerlegt werden konnte.

Am Tag vor Prozessbeginn hat der dänische öffentlich-rechtliche Sender Danmarks Radio bereits zwei kleine Zelte vor dem Gerichtsgebäude aufgebaut. Ins Gericht dürfen sie nicht mit der Kamera, und auch die Angehörigen, die zum Prozess kommen, dürfen sie nicht filmen. Das Interesse an dem Fall ist riesig. In den dänischen Medien haben sich in den vergangenen Wochen immer wieder Zeugen und Bekannte von Madsen geäußert, Stück für Stück setzen sie ein neues Bild vom Raketen-Madsen zusammen, der Frauen mit auf sein U-Boot brachte, der Sex unter Wasser hatte.

Das Urteil in dem Prozess wird am 25. April erwartet. Bis dahin werden vom Gericht in København 37 Zeugen gehört und versucht diesen „extrem schweren Fall“ aufzuarbeiten.

von

Günter Schwarz – 08.03.2018