Nowitschok-Gifte des Giftanschlag in Salisbury sind tödlicher als Sarin
(Salisbury) – Was sind Nervengifte der Serie der Nowitschok, mit denen der ehemalige russische Spion Sergej Skripal und seine Tochter in der südenglischen Kleinstadt vergiftet wurden? Die britische Premierministerin Theresa May beschuldigte erst gestern wieder im Unterhaus offiziell Russland, den Anschlag ausgeführt zu haben, und sie hat der russischen Regierung ein Ultimatum gestellt, sich bis heute Abend, den 13.03.2018, dazu zu äußern.
Laut dem russischen Außenminister Lawrow wird Moskau nicht auf das britische Ultimatum reagieren, wenn es keinen Zugang zu Proben des vermeintlichen Nervengiftes bekommt.
Am Montag hatte die britische Premierministerin Theresa May Russland vorgeworfen, auf britischem Territorium einen Giftanschlag auf den Ex-Spion Skripal und seine Tochter verübt zu haben. Russland weist jegliche Anschuldigungen vehement zurück und spricht gar von einem „Kasperletheater“, das die Briten veranstellten. Das Verhältnis der beiden Staaten hat sich durch den Vorfall massiv verschlechtert.
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Der Begriff Nowitschok steht für eine Klasse von Nervenkampfstoffen, über die nicht sehr viel bekannt ist. Nowitschok wurden erst durch ein Buch eines russischen Wissenschaftlers 2008 bekannt. Dort wurden erstmals auch die chemischen Strukturen der Familie der Nowitschok öffentlich gemacht. Es gibt ungefähr 100 Varianten davon.
Nowitschok-Gifte hemmen den Abbau des Acetylcholins, einem der wichtigsten Neurotransmitter in vielen Organismen, auch im Menschen. Acetylchloin ist für die Übertragung der Nervensignale wichtig. Die durch den Syrienkrieg bekannt gewordenen Nervengifte Sarin und VX wirken gleich, doch die Nowitschok gelten allgemein als noch toxischer.
Über die Herstellung von Nowitschok sagen Experten für den Schutz der Bevölkerung vor atomaren, biologischen und chemischen Bedrohungen und Gefahren, dass diese Stoffe angeblich in der Sowjetunion in den 1970er-Jahren entwickelt wurden. Die Herstellung von Nowitschok-Nervengiften sei generell sehr anspruchsvoll. Insofern ist es „wenig wahrscheinlich“, dass ein nicht-staatlicher Akteur, eine Einzelperson oder eine Gruppierung selbst ein Gift dieser Familie hergestellt und gegen den Ex-Spion eingesetzt haben könnte.
Das Übereinkommen der Chemiewaffen von 1993 verbietet den Einsatz jeglicher chemischen Stoffe als Waffe aufgrund ihrer giftigen Wirkung. Somit sind Nowitschok verboten. Aber sie sind im Anhang des Übereinkommens nicht spezifisch aufgelistet.
Einen gesicherten Beweis darüber, wer, wann, was und wie gemacht hat, um den russischen Ex-Agenten und seine Tochter mit dem hochtoxischen Nowitschok vergiftet hat, gibt es bislang nicht. Bisherige Erkenntnisse basieren allesamt auf Vermutungen, Annahmen und Spekulationen aufgrund von Indizien, die es zu verifizieren gilt. Allerdings ist derzeit festzuhalten, dass die britischen Vorwürfe gegen Russland ebenso absurd sind, wie die russischen Versuche, sich gegen irgendwelche Verstrickungen in diesem Fall zu erwehren.
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von
Günter Schwarz – 13.03.2018