Was geschah am 20. März 1744 in unserem Dänemark?
Der spätere dänische General und Militärexperte Johann Ewald, später Johann von Ewald wird am 20. März 1744 in Kassel geboren.
Als Hauptmann des hessen-kasselschen Feldjägerkorps nahm er am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil und entwickelte sich dort zum Experten des Partisanenkrieges. Sein Buch „Über den kleinen Krieg“ gilt als erstes Werk, das sich speziell mit dieser Form der Kriegführung befasst. Er verfasste ein umfangreiches Tagebuch während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, das viele Beschreibungen von miterlebten Schlachten und Beobachtungen enthält. Nach seiner Rückkehr nach Europa trat er in den Dienst der Dänischen Armee und war während der Zeit Napoleons aktiver Kriegsteilnehmer als kommandierender Offizier im Range eines Generals.
Johann Ewald wurde als Sohn des Ehepaares Georg Heinrich Ewald und Katharina Elisabeth, geborene Breithaupt, in Kassel geboren. Der Vater leitete die Poststation der Stadt und war Buchhalter von Beruf. Nach dem Tod des Vaters wurde Johann zunächst von der Mutter, und nach deren Tod von der Großmutter erzogen.
Am 23. Juli 1758 wurde Johann Ewald Augenzeuge einer Schlacht im Siebenjährigen Krieg bei Sandershausen, östlich von Kassel, was bei dem vierzehnjährigen Jungen die Begeisterung für den Militärdienst weckte. 1760 trat er als Kadett in die Armee von Hessen-Kassel ein
Ewald wurde 1760 im Alter von sechzehn Jahren Angehöriger des Infanterieregimentes des Eitel von Gilsa und nahm an den letzten Schlachten des Siebenjährigen Krieges teil. 1761 wurde er von einer Musketenkugel am rechten Bein verwundet, kehrte aber 3 Monate später wieder in den aktiven Militärdienst zurück, wo er wegen Tapferkeit zum Fähnrich befördert wurde. Bis zum Friedensschluss im November 1762 nahm Ewald an weiteren Schlachten teil.
Am 30. Mai 1765 wurde er in Anerkennung seiner militärischen Tüchtigkeit zum 3. Gardebataillon in Kassel versetzt und 1766 erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant. 1769 kam er zum Leibregiment, weil das Offiziercorps des Gardebataillons fortan nur aus Adeligen bestehen sollte.
1770 widerfuhr ihm das Unglück, in einem Duell das linke Auge zu verlieren, konnte aber schon 1771 seinen Dienst wieder antreten. Nach seiner Genesung studierte er am Karolinum in Kassel bei Jakob Mauvillon Militärwissenschaften. Unter Mauvillon’s Leitung militärwissenschaftlich gebildet, gab Ewald 1774 die kleine, mit Anerkennung aufgenommene Schrift: „Gedanken eines hessischen Offiziers über das, was man bei Führung eines Detachements im Felde zu thun hat“, heraus, welche ihm eine Belobigung des Landgrafen Friedrich II. einbrachte und am 06. März 1774 die Ernennung zum Capitän bei den Leibjägern eintrug.
Im gleichen Jahr bekam er das Kommando über die Leibjäger und wurde zum Hauptmann befördert. Rekrutiert aus Förstern und Waidmännern benutzten die Jäger Büchsen und waren als gute Schützen bekannt. Als eine damals nicht unübliche Praxis wurden auch durch den Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel Truppen für die britische Krone ausgehoben, die auf Seiten der Briten in ihrem Krieg in Amerika kämpfen sollten. Nach einer Atlantiküberquerung, die dreieinhalb Monate dauerte, erreichte Ewald am 3. Oktober 1776 New York. Noch im gleichen Monat nahm er an Kampfhandlungen teil.
Ewald erkannte bald schon, dass die britische Taktik darauf beruhte, nicht den Feind zu besiegen, sondern die Amerikaner wieder für die Krone zu gewinnen. Er war ein Offizier, der, mutig und kühn, offensive und überraschende Aktionen liebte. Seine „Greencoats“ waren bei den Amerikanern gefürchtet.
Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges war er an vielen Feldzügen an der amerikanischen Ostküste beteiligt, so auch in New Jersey, Philadelphia, Charleston und Yorktown. Mit der Kapitulation von Charles Cornwallis in der Schlacht bei Yorktown im Oktober 1781 wurde auch er gefangen genommen. Als professioneller Soldat und Experte des Partisanenkrieges erntete er den Respekt von Freund und Feind. General Henry Knox erlaubte ihm, West Point als Gast zu besichtigen.
1783 kehrte er nach Hessen zurück und legte seine Erfahrungen in der Schrift „Über den kleinen Krieg“ (Marburg 1785) nieder, die unter anderem den Beifall preußischen Königs, Friedrichs des Großen, fand. Trotz seiner Erfahrungen und Auszeichnungen wurde er in der hessischen Armee aber wegen seines bürgerlichen Standes bei Beförderungen übergangen.
Am 3. Februar 1788 heiratete Ewald Susanne Ungewitter aus Kassel.
Da Ewalds militärische Karriere aufgrund seines bürgerlichen Standes in Hessen beendet war, trat er 1788 als Chef eines Jägerkorps in dänische Dienste. Zwei Jahre später wurde er in den Adelsstand erhoben, und 1801 erhielt er das Militärkommando in Hamburg.
1806 verhinderte er als General der Vorhut gemeinsam mit dem Kommandeur der Dragoner August Ludwig Georg von Hedemann das Eindringen der Franzosen und Preußen nach Holsten (Holstein), was eine Verletzung der Neutralität Dänemarks zur Folge gehabt hatte. Im folgenden Jahr schützte er die Insel Sjælland (Seeland) gegen die Engländer und wurde daraufhin zum Gouverneur von Kiel ernannt. Er nahm daher am 31. Mai 1809 am Sturm auf Stralsund teil, der Schill das Leben kostete. Der König von Dänemark billigte sein Verhalten durch die vom 31. Mai datierte Ernennung zum Generalleutenant.
Gleich darauf ging Ewald bei Glückstadt über die Elbe. Die Engländer, welche dort gelandet waren, zogen sich jedoch ohne Kampf auf ihre Schiffe zurück. Auch der Herzog von Braunschweig, gegen den daraufhin Ewald geschickt wurde, erreichte gleichfalls die Schiffe, ehe das Ewald’sche Corps zur Stelle war.
1810 erhielt Johann von Ewald das Generalkommando in Holsten und daneben 1812 die Führung einer holsteinischen Division on 10.000 Mann, welche beim Ausbruch des russischen Krieges dem 11. französischen Armeecorps zugeteilt wurde, aber in Holsten stehen blieb. Ehe jedoch die kriegerischen Ereignisse 1813 auch die Elbherzogtümer berührten, musste Ewald wegen zunehmender Kränklichkeit am 1. Mai das Kommando niederlegen.
Ewald war ein Mann von klarem Verstand, hoher Bravour und höchst ehrenhaftem streng soldatischem Charakter. Stets voll Teilnahme für das traurige Schicksal seiner deutschen Heimat, sah er sich nur mit schwerem Herzen zum Auftreten gegen Schill und den Herzog von Braunschweig gezwungen, wenn er auch deren Unternehmungen als hoffnungslos und darum unheilbringend betrachtete.
Als Johann von Ewald nach kurzer, schwerer Krankheit am 25. Juni 1813 auf seinem Landgut in der Nähe von Kiel verstarb, hinterließ er fünf Töchter und einen Sohn. Der Sohn, Carl von Ewald, veröffentlichte später eine Biografie seines Vaters. Johann von Ewald wurde auf dem Friedhof bei der St. Georgs Kirche (heute St. Jürgen) in Kiel begraben, welcher bei alliierten Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
von
Günter Schwarz – 20.03.2018