Macht es noch Sinn, im Frühling auf Sommerzeit umzustellen um im Herbst wieder zurück auf Winterzeit? Für viele ist die halbjährliche Zeitumstellung ein Ärgernis. Deshalb soll die EU-Kommission nun die Vor- und Nachteile genau untersuchen. In ganz Europa steht die Sommerzeit unter Beschuss.

Die Abgeordneten des EU-Parlaments forderten die EU-Kommission nun dazu auf, die Vor- und Nachteile der Zeitumstellung genau zu untersuchen und die Regelung gegebenenfalls abzuschaffen. Ein entsprechender Antrag bekam in einer Abstimmung eine deutliche Mehrheit. Die Forderung des Verkehrsausschusses, die Sommerzeit ganz abzuschaffen, fand dagegen nicht die notwendige Zustimmung.

Energie sparen war einst der Grund für die Einführung der Sommerzeit in Europa in den 1970er-Jahren. Die verlängerten Sommerabende sollten den Stromverbrauch für Beleuchtungen senken. Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 02:00 Uhr MEZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 02:00 Uhr auf 03:00 Uhr vorgestellt wird. Sie endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 03:00 Uhr MESZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 03:00 Uhr auf 02:00 Uhr zurückgestellt wird.

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Nach der Ölkrise von 1973, ausgelöst durch den Jom-Kippur-Krieg (6. bis 26. Oktober 1973), die Europa hart traf, führte Frankreich die Sommerzeit 1976 zuerst ein. Für alle anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft war die Integration und Harmonisierung des gemeinsamen Binnenmarktes die treibende Kraft bei der Wiedereinführung der Sommerzeit.

Die Bundestagsabgeordnete Liesel Hartenstein (SPD) hatte die Vorteile schon während der Zeitgesetzdebatte im Bundestag 1977 auf den Punkt gebracht: „Die Vereinfachung im grenzüberschreitenden Verkehr, die Harmonisierung der Fahr- und Flugpläne, […] dies spricht dafür. Es geht […] um die Frage der Einheitlichkeit in der Europäischen Gemeinschaft und letztlich […] um die europäische Integration.“

Obwohl nach Frankreich weitere Staaten der Europäischen Gemeinschaft folgten, zögerte die Bundesrepublik Deutschland. Man wollte Deutschland nicht noch zusätzlich zeitlich teilen. Die DDR äußerte sich nicht zu der Thematik. 1979 verkündete die DDR überraschend die Einführung einer Sommerzeit für das folgende Jahr. Per Verordnung galt sie ab 1980 in beiden deutschen Staaten. Viele Nachbarländer, die sich bislang abwartend verhalten hatten, zogen nun nach. Als letztes Land in der Mitte Europas schloss sich die Schweiz 1981 der Sommerzeit an.

Doch die Bilanz der Umstellung auf die Sommerzeit ist ernüchternd. Verschiedene Studien haben gezeigt: Der Spareffekt ist praktisch nicht eingetreten. Laut Umweltbundesamt knipsen die Deutschen wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht an – im Frühjahr und Herbst jedoch wird morgens dafür mehr geheizt. Das ist einer der Gründe, weshalb Kritiker die Abschaffung der Sommerzeit verlangen.

Ein anderer Grund, der von Gegnern der Sommerzeit oft angeführt wird ist die Gesundheit. Viele behaupten, die Zeitumstellung im Frühling und Herbst schlage auf die Gesundheit, weil sie den Schlafrhythmus von Mensch und Tier durcheinanderbringe. Schlafforscher geben dagegen Entwarnung: „Man kann tatsächlich von einem Mini-Jetlag sprechen, zu ernsthaften Erkrankungen führt das aber nicht.“

von

Günter Schwarz – 23.03.2018