In Kiel verbreitet sich am 23. März 1848 aufgrund der Revolutionsereignisse in København tags zuvor das Gerücht, dass der dänische König in seiner Eigenschaft als Herzog von Schleswig und Holstein handlungsunfähig und „in den Händen des Pöbels“ sei. Mit dieser Sichtweise auf die Revolution, die in København zur Entlassung des bisherigen Kabinetts und Bildung einer liberalen – „eiderdänischen“ – Regierung geführt hat, rechtfertigt man den Bruch mit der Regierung des dänisch-schleswig-holsteinischen Gesamtstaates. Daraufhin wird eine provisorische Regierung gebildet, die am folgenden Tag die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein in den Schleswig-Holsteinischen Krieg gegen Dänemark führt.

Ende März 1848 kam es in den Herzogtümern Schleswig und Holstein zu einem Aufstand gegen den dänischen König. Vorausgegangen war eine Debatte um die Zukunft des absolutistisch regierten, multi-ethnischen Dänischen Gesamtstaates. Schleswig und Holstein wurden damals in Personalunion vom dänischen König regiert, wobei Schleswig staatsrechtlich ein Lehen Dänemarks während Holstein bis 1806 ein Lehen des Römisch-Deutschen Reiches bzw. nach 1815 ein Mitglied des Deutschen Bundes war.

Sprachlich-kulturell war Holstein (nieder-)deutschsprachig, während in Schleswig sowohl Deutsch, Dänisch als auch Nordfriesisch verbreitet waren, wobei das Dänische und Friesische in Teilen Schleswigs in einem Sprachwechsel zugunsten des Deutschen standen.
Sowohl deutsche als auch dänische Nationalliberale forderten Grundrechte und eine freie Verfassung und standen somit in Opposition zu konservativen Kräften, die den paternalistisch-konservativen Gesamtstaat beibehalten wollten. In der Frage nach der nationalen Bindung Schleswigs standen sich die beiden liberalen Gruppen jedoch konträr gegenüber.

Nachdem bereits im Januar 1848 Kong Frederik VII. einen Entwurf für eine gemäßigt-liberale Verfassung für den Gesamtstaat vorgelegt hatte, kam es im März 1848 zu einer Zuspitzung zwischen beiden nationalen Gruppen. Während dänische Nationalliberale die Schaffung eines Nationalstaates unter Einbeziehung Schleswigs forderten, forderten deutsche Nationalliberale den Zusammenschluss beider Herzogtümer innerhalb des Deutschen Bundes. Beide Gruppen standen somit in Opposition zu einem multi-ethnischen Gesamtstaat.

Am 22. März kam es in København im Zuge der Märzrevolution zur Bildung der sogenannten Märzregierung. Zwei Tage später etablierte sich in Kiel eine deutsch-orientierte provisorische Regierung. Beide Regierungen waren vom Dualismus liberaler und konservativer Kräfte geprägt, standen sich jedoch national unversöhnlich gegenüber. Die provisorische Regierung wurde noch vor der Eröffnung der Frankfurter Nationalversammlung vom Bundestag in Frankfurt am Main anerkannt, allerdings wurde eine formelle Aufnahme Schleswigs in den Bund vermieden.

Im Anschluss begann der erste deutsch-dänische Krieg. Preußische Truppen stießen im Auftrag des Bundes unter Generalfeldmarschall Friedrich von Wrangel bis Jylland (Jütlan)d vor. Dieses Vorgehen führte zu diplomatischem Druck auf Preußen durch Russland und England, die drohten, Dänemark militärisch beizustehen. Preußen lenkte ein, und König Wilhelm IV. schloss am 26. August 1848 einen Waffenstillstand mit Dänemark (Waffenstillstand von Malmö). Darin waren der Rückzug der Bundestruppen aus Schleswig und Holstein sowie die Auflösung der provisorischen Regierung in Kiel vorgesehen.

Dieses eigenmächtige Vorgehen Preußens führte in der inzwischen tagenden Nationalversammlung in Frankfurt am Main zu einer Krise. Es wurde deutlich, wie geringfügig die Mittel und der Einfluss der Nationalversammlung waren. Sie war letztlich hilflos dem Gutdünken der mächtigen Einzelstaaten Preußen und Österreich ausgeliefert. Da die Nationalversammlung über keine eigenen Machtmittel verfügte, um den Krieg gegen Dänemark ohne Preußen weiter zu führen, sah sie sich am 16. September 1848 gezwungen, der Waffenstillstandsvereinbarung zuzustimmen.

Die Folge dieser Zustimmung waren erneute Unruhen in ganz Deutschland und besonders in Frankfurt am Main. Darauf wurden preußische und österreichische Truppen nach Frankfurt am Main befohlen, gegen die es am 18. September zu Barrikadenkämpfen kam. Bei diesen Kämpfen ging es den Aufständischen nicht mehr so sehr um die Schleswig-Holstein-Frage, sondern zunehmend um die Verteidigung der Revolution selbst.

von

Günter Schwarz – 23.03.2018