Madsens SMS an seine Frau weiterhin von Interesse
(København) – Am siebten Prozesstag am gestrigen Mittwoch ist der des Mordes an der schwedischen Journalistin Kim Wall angeklagte U-Boot-Bauer Peter Madsen erneut in den Zeugenstand einberufen worden. Der Staatsanwalt kam noch einmal auf den Inhalt der SMS von Madsen vom Vortag zurück und zeigte Unverständnis dafür, dass Madsen nur wenige Minuten nach Kim Walls Tod eine liebevolle SMS an seine Frau verschickte.
Wenige Minuten nachdem Kim Wall verstorben war, hatte der des Mordes angeklagte Peter Madsen offenbar Zeit und die Muße eine liebevolle Kurzmitteilung (SMS) an seine Frau zu schicken. „Ich bin ein bisschen auf Abenteuer mit Nautilus. Mir geht es gut. Fahren auf See im Mondlicht. Tauche nicht. Umarme und vermisse dich.“ So lautet die SMS an Madsens Frau, die mit vielen Herzen endet. Die SMS wurde am 10. August 2017 um 23:25 Uhr verschickt. Madsen zufolge starb Wall aufgrund eines Unfalls an Bord kurz nach 23.05 Uhr.
Der Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen versteht nicht, warum Madsen, sofern seine Zeitangaben korrekt sind, eine SMS kurz nach dem Tod eines Menschen verschickte. „Sie haben erklärt, dass Kim Wall gegen 23:05 Uhr starb und dass sie kurz danach vom Deck des U-Bootes runtergekommen sind, und sie haben versucht, sie hochzuheben. Und dann hatten sie noch die Zeit und die psychische Kraft, eine SMS an ihre Frau zu verschicken, anstatt sich um Hilfe zu kümmern“, so die Frage des Staatsanwaltes an Madsen.
Dessen Antwort: „Ja, das hatte ich. Sie müssen meine Situation verstehen. Ich wusste, dass sie mich im Laufe der Nacht vermissen würde, also musste ich irgendetwas an sie schicken.“
Auch Zeugen sagten am siebten Prozesstag im Kopenhagener Stadtgericht wieder aus. Eine Zeugin, die im Jahre 2000 Vorsitzende in einem Sexclub war, erzählte, wie Madsen aus dem Club rausgeworfen wurde. Ihr zufolge soll der Angeklagte bei damaligen Veranstaltungen im Club zu passiv gewesen sein, weshalb man ihn schnell wieder aus dem Club ausschloss. Anscheinend, so die Zeugin, wollte Madsen nicht mit sexueller Dominanz experimentieren.
„Auf mich wirkte er wie eine ruhige Person, der gerne zusah. Er wirkte, als wäre er eher von der Faszination statt von der sexuellen Lust angetrieben“, so die Zeugin. Sie wurde von Madsens Anwältin in den Zeugenstand einberufen, um die Annahme des Staatsanwaltes, dass Madsen eine Person sei, die sich für gewalttätigen Sex interessiert, zu widersprechen. Doch dieser stellte fest, dass Madsens nüchternes Verhalten im Club schon 17 Jahre vor Walls Tod war. Auf die Frage des Staatsanwaltes, ob sich die sexuellen Vorlieben im Laufe der Jahre ändern können, antwortete die Zeugin: „Ja, natürlich können sie das.“
Kim Walls Eltern sagten ebenfalls am Mittwoch vor Gericht aus. Ihr Tod habe alles verändert, erklärten sie. „Es ist ein komplett anderes Leben. Egal ob im Fernsehen, Radio oder ob ich kurz mal eine Milch hole – überall werde ich mit dem Tod meiner Tochter konfrontiert“, erklärte die Mutter und ergänzte: „Wir haben kein Privatleben mehr. Jetzt sind wir lediglich `die Eltern´“.
Vater und Mutter erklärten beide, dass sie ein enges Verhältnis zu ihrer Tochter hatten. Ihr Anwalt teilte mit, dass sie Madsen auf Schadensersatz von jeweils 150.000 Kronen (20.130 Euro)verklagen würden.
von
Günter Schwarz – 29.03.2018