(Neumünster) – Am Donnerstag, den 05.04.2918, gastiert das Schleswig-Holsteinische Landestheater um 20:00 Uhr im Theater in der Stadthalle in Neumünster mit Anton Tschechows Schauspiel „Drei Schwestern“.

Man kann Tschechows Drama in gewisser Weise als „Endzeitstück“ verstehen. Doch wie alle Tschechow-Stücke entzieht sich „Drei Schwestern“ einer eindimensionalen Interpretation. Obwohl das Werk geradezu kammermusikalisch durchstrukturiert ist, erlauben die Komplexität der angesprochenen Themen und die Genauigkeit der Figurenporträts vielfältige Akzentuierungen und Deutungen. Beschriebenen Aspekte sind lediglich Ansätze zur Interpretation. Tschechow selbst hat sich immer geweigert, sein Stück zu erläutern. Wenn er gefragt wurde, was er mit einer bestimmten Stelle „gemeint“ habe, antwortete er stets, das stehe doch alles im Text.

Seit elf Jahren hängen sie fest in der Provinz, die drei Schwestern Olga, Mascha und Irina, zusammen mit ihrem Bruder Andrej. Seit ihr Vater als Brigadekommandant in die kleine Stadt versetzt wurde. Der Vater ist gestorben, geblieben ist das Leben in der Provinz. Geblieben ist die Sehnsucht nach Moskau, der Stadt der sorglosen Kindheit. Geblieben ist der Traum, in dieses Paradies zurückzukehren.

Zwischen der Erinnerung an ein besseres Gestern und der Hoffnung auf ein glücklicheres Morgen leben die Schwestern vor sich hin – gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej, dem Wunderkind, das nicht Professor in Moskau, sondern Beamter in der Kreisverwaltung wird. Doch die Versuche mit Liebschaften, Arbeit und Philosophieren das Leben in der Provinz zu ertragen und die Zeit bis nach Moskau zu überbrücken, lassen sie die Gegenwart verkennen. So wächst die Unzufriedenheit, steigert sich die Wut auf das Leben. Aber gelebt werden muss, denn das Leben ist noch nicht vorbei.

In „Drei Schwestern“ verstricken sich die Menschen so sehr in sich selbst, dass sie sich immer weiter voneinander entfernen und das Leben im Hier und Jetzt verpassen. Tschechow bezeichnete dieses unsentimentale und kompromisslose Stück der „Drei Schwestern“ stets als Komödie und weniger als Schauspiel.

Besetzung

       Leitung:

          –  Inszenierung: Wolfram Apprich
          –  Ausstattung: Mirjam Benkner
          –  Musik: Christoph Coburger

       Mit:

          –  Andrej Sergejewitsch Prosorow: Lorenz Baumgarten
          –  Natalja Iwanowna (Natascha), seine Braut, später seine Frau: Alexandra Pernkopf
          –  Olga, seine Schwester: Karin Winkler
          –  Mascha, seine Schwester: Lisa Karlström
          –  Irina, seine Schwester: Manja Haueis
          –  Fjodor Iljitsch Kulygin, Maschas Mann: Simon Keel
          –  Alexander Ignajewitsch Werschinin: Reiner Schleberger
          –  Nikolai Lwowitsch Tusenbach: Timon Schleheck
          –  Wassilij Wassiljewitsch Soljony: Flavio Kiener
          –  Wassilij Romanowitsch Tschebutykin: Uwe Kramer
          –  Ferapont, Bote der Kreisverwaltung: Nenad Subat
          –  Anfissa, Amme: Anna Franck

Vorstellungsdauer: ca. 2½ Stunden, eine Pause

von

Günter Schwarz – 03.04.2018