(Münster) – Der auf verbrecherische Weise autoritär regierende türkische „Staatspräsident“ Recep Tayyip Erdoğan lässt keine Gelegenheit aus – und möge sie noch so geschmacklos sein – sich und sein autoritäres Regime ins Rampenlicht zu stellen. Selbst der tödliche Vorfall in Münster ist für Großmaul Erdoğan kein Hinderungsgrund, dieses zu instrumentalisieren und es für einen verbalen Angriff auf den französischen Amtskollegen Emmanuel Macron zu nutzen.

„Da, Ihr seht doch, was die Terroristen in Deutschland machen, oder?“, sagte Erdoğan am Samstag nach Bekanntwerden des Attentats von Münster im westtürkischen Denizli nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

„Das wird auch in Frankreich geschehen. Ihr werdet sinken, solange der Westen diese Terroristen nährt“, sagte Erdoğan. Kurz zuvor war in Münster der Kleintransporter von Jens R. in eine Menschenmenge gerast, wobei es mehrere Verletzte und Tote gab. Die Sicherheitsbehörden gehen nach ersten Erkenntnissen nicht von einem Terroranschlag aus. Der Täter soll ein psychisch labiler deutscher Staatsbürger ohne Migrationshintergrund sein. Erdoğan schien sich auf diesen Vorfall zu beziehen, nannte allerdings weder weitere Details noch die Stadt Münster beim Namen.

Hintergrund für Erdoğans Angriff auf Macron ist, dass dieser kürzlich eine Delegation mit Vertretern der syrischen Kurdenmiliz YPG im Elysee-Palast empfangen hatte. Erdoğan sagte: „Frankreich, du leistest dem Terrorismus Beihilfe, unterstützt ihn und empfängst dann Terroristen im Elysee-Palast.“ Frankreich werde die Geißel des Terrorismus auf diese Art nicht loswerden.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und der französische Präsident Emmanuel Macron haben ihre Solidarität mit Deutschland bekundet. „Wir trauern mit Münster“, erklärte Juncker am Samstag in Brüssel. „Frankreich teilt das Leid Deutschlands“, schrieb Macron auf Twitter.

Beide betonten, dass ihre Gedanken bei den Opfern und den Angehörigen seien. Entsprechend hatten auch der katalanische Ex-Regionalpräsident Carles Puigdemont, der wegen eines laufenden Auslieferungsverfahrens in Berlin „gestrandet“ ist, sowie der dänische Statsminister Lars Lökke Rasmussen (Venstre (Rechtsliberale Partei) und der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ihr Mitgefühl geäußert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel teilte mit, es werde alles Denkbare zur Aufklärung der Tat und zur Unterstützung der Opfer und ihrer Angehörigen getan. „Allen Einsatzkräften vor Ort gilt mein Dank.“ Sie stehe in ständigem Austausch mit Innenminister Horst Seehofer, Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).

Justizministerin Katarina Barley (SPD) dankt auf Twitter den Rettungskräften vor Ort. „Müssen alles tun, um Hintergründe der Tat aufzuklären“, schrieb sie. Außenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich erschüttert. „Unser tiefes Mitgefühl ist bei den Opfern sowie ihren Familien und Freunden“, schrieb er auf Twitter.

Auch die Hauptdarsteller des „Tatort“-Krimis aus Münster zeigen sich entsetzt über die Toten und Verletzten. „Erste Bilder und Nachrichten aus Münster brechen mir das Herz“, twitterte Jan Josef Liefers (53), der den Ermittler Professor Karl-Friedrich Boerne spielt. Die Stadt sei „einer der friedlichsten und freundlichsten Orte“ die er kenne.

Sein Kollege Axel Prahl, der den Hauptkommissar Frank Thiel spielt, schrieb auf Facebook: „Münster, bleib wie Du warst und wie wir Dich lieben: offen, friedlich, freundlich, stark und stolz. Lass Dich jetzt nicht unterkriegen.“

von

Günter Schwarz – 08.04 .2018