(Washington / Moskau / Beirut) – Der Syrienkonflikt erreicht eine neue Eskalationsstufe. Bereits in den vergangenen Tagen wurde ein möglicher Schlag gegen den Diktator Bashar al-Assad erwartet. Nun kündigt US-Präsident Donald Trump auf Twitter einen Raketenangriff an – und zielt dabei verbal auch auf Assads Schutzmacht Russland.

US-Präsident Donald Trump hat als Vergeltung für den mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Duma einen Raketenangriff auf Syrien angekündigt. Russland habe geschworen, jegliche aus Syrien abgefeuerte Raketen abschießen zu wollen, schrieb Trump auf Twitter: „Mach dich bereit Russland, denn sie werden kommen, hübsch und neu und intelligent!“

Russland bezeichnete die Drohung Trumps indes als kontraproduktiv. „Die Raketen sollten in Richtung der Terroristen fliegen und nicht in die der legitimen Regierung“, schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Mittwoch auf Facebook. Die Regierung des syrischen Machthabers Baschar al-Assad kämpfe bereits seit Jahren gegen den internationalen Terrorismus.

Die US-Raketen könnten Sacharowa zufolge mögliche Beweise eines mutmaßlichen Giftanschlags in der Stadt Duma vernichten, die bei den Ermittlungen der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) wichtig seien. „Ist es vielleicht Absicht, alle Spuren einer Provokation schnell zu zerstören?“, schrieb Sacharowa.

Der russische Botschafter im Libanon hatte am Dienstagabend den USA mit Vergeltungsschlägen gegen ihre Streitkräfte gedroht, sollten sie Syrien mit Raketen angreifen. „Wenn es einen Angriff der Amerikaner geben sollte, dann … würden die Raketen abgeschossen“, sagte Botschafter Alexander Sasypkin dem Hisbollah-Fernsehsender al-Manar. Es würden aber auch die Abschussvorrichtungen angegriffen, von denen aus die Raketen abgefeuert würden, sagte er unter Berufung auf eine Erklärung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des russischen Armeechefs.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach eigenen Angaben bisher Indizien für einen Giftgasangriff gesammelt. Rund 500 Patienten in Behandlungseinrichtungen dort hätten Zeichen schwerer Entzündungen der Schleimhäute, von Atemversagen und Störungen des zentralen Nervensystems gezeigt, teilte die WHO am Mittwoch mit. Den Einsatz chemischer Kampfstoffe bestätigte sie in der Erklärung nicht direkt.

Die OPCW hatte erst am Dienstag angekündigt, in Kürze Experten für eine Untersuchung in die syrische Stadt schicken zu wollen.

von

Günter Schwarz – 11.04.2018