Über Jahrzehnte glaubte die große Mehrheit der Bürger fest an die Stärke des hiesigen Sozialstaats. Doch nicht nur die plötzlich entbrannte Hartz-IV-Debatte zeigt, wie sehr das Vertrauen schwindet. Pflegebedürftigkeit, Armut im Alter und Terror macht den Deutschen am meisten Angst. Das hat das Institut für Demoskopie Allensbach in knapp 1.500 Interviews festgestellt. Zusammengefasst wurden die Sorgen der Deutschen im Sicherheitsreport 2016. Alle sechs Jahre wird der Report veröffentlicht. Deutlich ist in diesem Jahr, dass das Sorgenniveau der Deutschen auf Höchstniveau liegt.

Der Wirtschaft in Deutschland geht es gut, sogar sehr gut. Immer weniger Deutsche sind arbeitslos, aber trotzdem nimmt die die Angst vor Armut zu. Die Deutschen sehnen sich nach der Mittelschichtgesellschaft zurück, die das Land über Jahrzehnte geprägt hatte. Mehr als 80 Prozent der Bürger bereitet die Kluft zwischen Arm und Reich große Sorgen, wie Umfragen zeigen.

Viele ärgern sich über die extrem hohen Boni und Abfindungen, die manche Konzernchefs heutzutage kassieren. Doch weit stärker treibt die Bevölkerung die bedrückende Misere der Menschen um, die am unteren Ende der Einkommensskala leben.

Es ist nicht nur Mitleid mit den Armen, was die Bürger spüren. Viele beschleichen auch Abstiegsängste und die Furcht, dass die eigenen Kinder es vielleicht nicht schaffen könnten, sich ein gutes Auskommen zu sichern. Und selbst diejenigen, die sich und ihre Angehörigen auf sicherem Boden wähnen, fühlen sich zumeist unwohl bei dem Gedanken an eine zunehmend gespaltene Gesellschaft.

Über Jahrzehnte glaubte die große Mehrheit der Deutschen fest an die Stärke des hiesigen Sozialstaats. Doch nicht nur die plötzlich entbrannte Hartz-IV-Debatte zeigt, wie das Vertrauen erodiert. Zumal Armut heute immer sichtbarer zutage tritt. In den Städten trifft man auf ein wachsendes Heer von Obdachlosen, die in Einkaufsstraßen und S-Bahnen um Almosen betteln und oftmals buchstäblich unter Brücken leben.

Auch die Berichte von den Tafeln, die dem wachsenden Andrang an Bedürftigen kaum mehr Herr werden, verstören die Bevölkerung. Für linke Parteien und Wohlfahrtsverbände sind diese Entwicklungen ein deutliches Zeichen, dass der deutsche Sozialstaat kräftig ausgebaut werden muss, weil die Hartz-IV-Sätze völlig unzureichend und die Reformen der Agenda 2010 ein großer Irrtum gewesen seien.
Aber wie real ist die Angst eigentlich und wie kann man gegen die größten Sorgen ankämpfen?

Wichtig ist, wie wir mit unseren Bedenken und Ängsten umgehen. Oft sind unsere Ängste quasi „hausgemacht“. Je mehr negative Erfahrungen wir selbst oder in unserem Umfeld erleben, desto mehr steigert sich die Angst. Und je mehr Menschen Angst haben, umso mehr beeinflussen wir uns auch gegenseitig, uns in Ängste hineinzusteigern.

Damit wir also entspannter leben können, müssen wir verstehen, dass Angst im Grunde antrainiert ist und wir sie nicht schüren sollten. Es ist wichtig mal zu prüfen, wie sehr das unsichere Gefühl denn tatsächlich mit dem eigenen Leben verbunden, und wie viel ist nur das Gehörte durch Medien oder von anderen verursacht? Man muss alles relativieren!

Doch nicht nur gegenseitiges Angst-Machen ist ein Grund für unsere Sorgen. Uns macht nämlich alles Angst, was wir vermeintlich kaum beeinflussen können, wie zum Beispiel auch die Altersarmut.

von

Günter Schwarz – 18.04.2018