(Potsdam) – Lange Zeit war es eine Vermutung, jetzt gibt es neue Belege dafür, dass sich in den vergangenen rund 100 Jahren sich das Golfstromsystem, das wichtig für den Wärmetransport der Erde und insbesondere für Europa ist, deutlich verändert hat. Die Strömung im Atlantik sei um 15 Prozent langsamer geworden, berichtet ein internationales Wissenschaftlerteam im Fachmagazin „Nature“.

Die Forscher hatten Computersimulationen mit Messdaten der Meeresoberflächentemperatur kombiniert. Die Konsequenzen für das Klima weltweit sind noch offen. Für die Abschwächung machen die Wissenschaftler die globale Erwärmung verantwortlich.

Es sei ein spezielles Muster entdeckt worden, sagte Leit-Autorin Levke Caesar vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Der Ozean südlich von Grønland kühle sich ab, weil das heranströmende Wasser nicht mehr so rasch in die Tiefe sinke und deshalb weniger warmes Wasser nachströmen könne. Gleichzeitig heize sich das Gewässer entlang der nördlichen Hälfte der kanadischen und US-Atlantikküste auf, weil sich der Golfstrom näher an die Küste schiebe.

„Die Belege, die wir jetzt haben, sind bislang die robustesten“, sagt Mit-Autor Stefan Rahmstorf vom PIK. Lange Zeit sei offen gewesen, wann und wie die Vorhersagen der Computersimulation auch in der Realität eintreten. Die neuen Daten zeigen, dass dies bereits im Gange sei.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, wie die atlantischen Meeresoberflächentemperaturen das Wetter in Europa beeinflussen. So gab es einen Zusammenhang zwischen der Hitzewelle im Sommer 2015 in Europa und einer Rekordkälte im Nordatlantik. Der kalte Nordatlantik veränderte das Muster an Luftdrucksystemen und begünstigte damit den Zufluss warmer Luft aus dem Süden nach Europa.

von

Günter Schwarz – 21.04 .2018