(Silkeborg) – In einem Keller des Bruders fanden Angehörige 45 Jahre nach dem Tod des bekannten dänischen Künstlers Asger Jorn einen Koffer voller Kunstwerke. Die 52 bislang unbekannten Linolschnitte werden jetzt ab Donnerstag, den 26, April 2018, in Silkeborg ausgestellt.

In einem Koffer haben Angehörige 52 bisher unbekannte Werke des Künstlers Asger Jorn entdeckt. Das teilt das Museum Jorn in Silkeborg mit. Die Werke sind Linolschnitte und haben offenbar über Jahrzehnte unbeachtet im Keller des Bruders des Künstlers gelegen. In den 1940er Jahren soll Jorn seinem Bruder den Koffer mit den Schnitten mit dem Hinweis anvertraut haben, gut darauf aufzupassen. Erst als die Familie nach dem Tod des Bruders das Haus ausräumte, wurden sie dabei zufällig gefunden.


Foto: Museum Jorn – Drei der 52 wiederentdeckten Werke.
Die Anzahl der bekannten Werke Jorns ist mit diesem Fund auf einem Schlag um gut zehn Prozent gestiegen, teilt das Museum Jorn mit. Die Werke fügten dem Verständnis der Arbeit des Künstlers eine neue Dimension zu, sagt Museumsdirektor Jacob Thage. Sie stammen vermutlich aus den 1930er Jahren und die meisten von ihnen aus der Zeit vor 1936, als Jorn nach Paris umsiedelte.

Eines der Werke zeigt eine der Schwestern Jorns, die den Originaldruck zerrissen haben soll, da sie der Meinung war, dass er ihr nicht ähnlich sehe.
Asger Jorn gehört zu den herausragenden dänischen Künstlern des 20. Jahrhunderts und war Mitbegründer der bedeutenden internationalen Künstlergruppe CoBrA. Der politisch stets engagierte Jüte verbrachte die zweite Hälfte der 1930er Jahre in Paris, um dann nach der Besetzung Dänemarks als aktiver Kommunist und Widerstandskämpfer ins Land zurückzukehren.Nach der Besatzung wurde der Freiraum für kritisches Denken aufgrund einer zunehmenden politischen Kontrolle durch die kommunistische Partei von vielen Kommunisten als störend empfunden. Jorn trat infolgedessen aus der Partei aus. Er erlebte zeitlebens Konflikte zwischen seinem Engagement als Syndikalist und Kommunist einerseits, und seiner einfachen evangelisch geprägten Herkunft andererseits, und beide blieben für Jorn sein Leben lang lebendig.

In den 1950er Jahren zog es ihn erneut in den Süden, er lebte in der Schweiz, in Paris und Italien. Neben dem Museum Jorn in Silkeborg und dem Louisiana bei København haben unter anderen auch die Kunsthalle Bremen und die Kunsthalle Emden Werke Jorns in ihrer Sammlung. 1973 starb Jorn, der bürgerlich Asger Oluf Jørgensen hieß, in Aarhus.

Die Ausstellung der Werke und des Koffers eröffnet am Donnerstag, den 26. April im Museum Jorn in Silkeborg, wo der Überraschungsfund bis zum 15. August ausgestellt sein wird.

von

Günter Schwarz – 24.04.2018