Was geschah am 25. April 1864 in unserem Dänemark?
Die Konferenz von London, auf der die Signatarstaaten des Londoner Protokolls von 1852 versuchen, den 2. Deutsch-Dänischen-Krieg diplomatisch zu beenden, beginnt am 25. April 1864. Die Konferenz endet am 25. Juni 1864 ergebnislos.
Die Konferenz von London war ein Versuch der Signatarstaaten des Londoner Protokolls von 1852, den Deutsch-Dänischen Krieg mit diplomatischen Mitteln zu beenden. Die sehr schwierigen und kontrovers geführten Verhandlungen begannen in London offiziell am 25. April und endeten ergebnislos am 25. Juni 1864. Mit Beendigung des während der Konferenz ausgehandelten Waffenstillstandes am 26. Juni 1864 und der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen kam es wenige Wochen später zur vollständigen Niederlage Dänemarks gegen die verbündete österreichische und preußische Armee.
Man verschob den Beginn der Konferenz auf den 25. April 1864. An diesem Tag waren die Teilnehmer der Londoner Konferenz erstmals vollständig versammelt. Die Bevollmächtigten waren für Preußen Albrecht von Bernstorff und Hermann Ludwig von Balan, für Österreich Rudolph von Apponyi und Ludwig von Biegeleben, für den Deutschen Bund Friedrich Ferdinand von Beust und als dessen Begleiter Karl von Hofmann, für Dänemark Außenminister George Quaade, Staatsrat Krieger und Kammerherr Ville, für Großbritannien John Russell und Lord Clarendon, für Frankreich Fürst La Tour d’Auvergne, für Russland Philipp von Brunnow und für Schweden Graf Wachtmeister.
Bereits in der ersten Sitzung wurde Russell einstimmig zum Präsidenten der Konferenz gewählt. Er stellte noch während dieser Sitzung den Antrag, die Feindseligkeiten zu Lande und zur See bis zum Abschluss eines Waffenstillstandes einzustellen. Dem stimmte Dänemark nur unter der Bedingung zu, die Blockade deutscher Häfen als Ausgleich der Besetzung Jütlands beizubehalten. Da die Vertreter der deutschen Großmächte nicht autorisiert waren dies zu entscheiden, wurde der Vorschlag ad referendum (zur Berichterstattung) genommen um Weisungen der Regierungen einzuholen. Den dänischen Bevollmächtigten fehlte eine direkte Telegrafenlinie, sie mussten ihre Korrespondenz über Sankt Petersburg und Stockholm führen. Der Umstand trug erheblich zur Verzögerung beim Abschluss des Waffenstillstandes bei.
Schon vor Ausbruch des Deutsch-Dänischen Krieges vom 01. Februar bis zum 30. Oktober 1864 hatte Großbritannien den beteiligten Konfliktparteien Vermittlungen angeboten. Die britische Regierung unter Premierminister Palmerston wünschte die Eröffnung eines Kongresses der Signatarmächte des Londoner Protokolls, das 1852 von Vertretern aus Großbritannien, Dänemark, Frankreich, Österreich, Preußen, Russland und Schweden unterzeichnet wurde. Am 12. Januar 1864 wurde Dänemark, auf britische Veranlassung, nahegelegt, um eine Vermittlerrolle der europäischen Großmächte nachzusuchen.
Die britische Regierung selbst war im Umgang mit der Krise gespalten. Palmerston, der eine prodänische Haltung einnahm, wollte notfalls ein militärisches Vorgehen, es setze sich aber die Friedenspartei, die eine neutrale Position Großbritanniens bevorzugte, um Königin Victoria durch. Frankreichs außenpolitisches Engagement in der schleswig-holsteinischen Frage war zurückhaltend, Napoleon III. war um eine Annäherung an Preußen bemüht. Den britischen Vorschlag einer gemeinsamen bewaffneten Vermittlung hatte er abgelehnt. Russland verfolgte ebenfalls eine auffallend neutrale, eher propreußische Politik, da Preußen während des Polnischen Aufstandes Anfang 1863 Russlands Vorgehen unterstützte, das zum Abschluss der Alvenslebenschen Konvention führte.
Am 20. Februar 1864 unternahm die britische Regierung einen weiteren Versuch Verhandlungen herbeizuführen. Als Basis der Unterhandlungen sollte der Vorschlag dienen, die Autonomie und Unzertrennlichkeit der Herzogtümer anzuerkennen und unter die Garantie der europäischen Mächte zu stellen. Die Kampfhandlungen könnten während der Verhandlungen weitergeführt werden. Österreich und Preußen erklärten sich prinzipiell damit einverstanden und antworteten mit identischen Noten, das Dänemark nur die Wahl hätte zwischen einem Waffenstillstand unter Räumung der Insel Als (Alsen) seitens Dänemark sowie Jyllands (Jütlands) seitens der Verbündeten oder einem Waffenstillstand auf Grundlage des uti possidetis (lateinisch „wie ihr besitzt“).
Russland, Schweden und Frankreich nahmen ebenfalls die Einladung zur Konferenz an. Frankreich wiederum sprach sich dafür aus, nicht nur die Londoner Protokolle, sondern auch den Willen der beteiligten deutschen Bevölkerung per Plebiszit (Volksabstimmung) zu berücksichtigen. Dänemark schob, trotz wiederholter auch drohender Noten des britischen Kabinetts, die Entscheidung über die Annahme der Konferenz hinaus. Erst am 18. März 1864 erklärte die dänische Regierung, dass man der Einladung zur Konferenz folgen werde, jedoch unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, dass die Londoner Protokolle die Basis der Verhandlungen bildeten.
Da wegen der sich widersprechenden Forderungen keine Einigung über die Basis der Verhandlungen zu erzielen war, hatte die britische Regierung am 20. März 1864 erneut alle beteiligten Staaten zu einer Konferenz eingeladen und vorgeschlagen, die Konferenz ohne vorherige festgestellte Grundlage und ohne Einstellung der Feindseligkeiten aber mit dem Ziel der Herstellung eines dauerhaften Friedens zu eröffnen. Bis Ende März war die Zustimmung zur Konferenz von allen beteiligten Mächten gesichert. Alle Staaten bevollmächtigten ihre am britischen Hof beglaubigten Gesandten für die Teilnahme an der Konferenz, deren Eröffnung eigentlich für den 12. April 1864 vorgesehen war.
Dennoch kam es zu einer zweiwöchigen Verzögerung, da auch der Deutsche Bund mit einem Vertreter zu der Konferenz eingeladen wurde. Es war das erste und auch letzte Mal, dass der Deutsche Bund an einem internationalen Kongress teilnahm. Ende März überreichte der in Frankfurt am Main akkreditierte britische Gesandte dem Bundespräsidium eine Note, die eine förmliche Einladung an den Deutschen Bund enthielt, sich mit einem Bevollmächtigten an der Konferenz zu beteiligen.
In einer Sitzung des Bundestages am 14. April 1864 erfolgte die Annahme der Einladung, wobei Bayern, Braunschweig und Oldenburg dagegen stimmten. Als Bevollmächtigter des Deutschen Bundes wurde noch in derselben Sitzung der sächsische Staatsminister Friedrich Ferdinand von Beust gewählt. Um sein Erscheinen am ersten Konferenztag zu ermöglichen, wurde als Eröffnungstermin der Londoner Konferenz der 20. April 1864 festgelegt. An diesem Tag versammelten sich alle Konferenzteilnehmer, gingen aber bereits nach kurzem Beisammensein wieder auseinander, da Beust noch nicht eingetroffen war, woraufhin der Beginn der Konferenz auf den 25. April 1864 verschoben wurde.
Kurz nach Beendigung der Verhandlungen am 25. Juni 1864 gab Russel, der Präsident der Konferenz, während einer Rede im britischen Oberhaus Österreich und Preußen indirekt eine Mitschuld am Scheitern der Verhandlungen. Er griff dabei die Haltung beider Staaten in den Verhandlungen scharf und polemisch an, was in Wien große Bestürzung hervorrief.
Etwa zeitgleich hielt aber der britische Premierminister Palmerston im Unterhaus über die Rolle Großbritanniens während der Konferenz eine Rede, die moderater und objektiver ausfiel. Lord Clarendon, einer der britischen Verhandlungsführer auf der Konferenz, urteilte über die dänische Delegation: „Die Dänen waren eigensinnig. Sie sind die schwierigsten Leute, mit denen ich zu tun gehabt habe und für die ich etwas tun sollte. Sie benehmen sich wie kleine Prokuratoren, die plötzlich Minister geworden und Krämer geblieben sind. Sie haben Angst voreinander und vor dem Kopenhagener Pöbel. Ihre Unfähigkeit, ihre eigenen Sachen in Ordnung zu bringen, ist schrecklich und verspricht nichts gutes für ein dauerhaftes Übereinkommen.“
Als ein Scheitern der Verhandlungen in London abzusehen war, verständigten sich Österreich und Preußen bei einer Zusammenkunft in der böhmischen Stadt Karlsbad über den weiteren Verlauf des Krieges in Dänemark. Am 24. Juni 1864, einen Tag vor Beendigung der Londoner Konferenz, wurde die als Karlsbader Abmachung bezeichnete Vereinbarung vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck und seinem österreichischen Amtskollegen Bernhard von Rechberg unterzeichnet. Mit der sieben Punkte umfassenden Karlsbader Abmachung einigte man sich unter anderem auf eine Besetzung der Insel Als sowie ganz Jyllands als weitere Operationsziele. Zur Unterstützung des Angriffs auf Als sollte ein Scheinangriff gegen die Insel Fyn (Fünen) geführt werden, um die dortigen dänischen Kräfte zu binden. Von einer Besetzung Fyns wurde aber Abstand genommen. Jylland sollte als Pfand für spätere Verhandlungen besetzt bleiben und in die eigene Verwaltung übernommen werden. Als Hauptziel des Krieges wurde nun ein Ausscheiden der Elbherzogtümer aus dem dänischen Gesamtstaat definiert. Die auf der Londoner Konferenz gemachten Angebote einer Teilung des Herzogtums Schleswig sollten bei künftigen Verhandlungen nicht mehr verbindlich sein.
Mit Ablauf des ersten Waffenstillstandes am 26. Juni begannen die preußischen Truppen am 28. und 29. Juni 1864 mit der Besetzung der Insel Als, und am 10. Juli überschritten die verbündeten österreichischen und preußischen Heere den Limfjord in Nordjylland. Nach einem erneuten Ersuchen der dänischen Regierung trat am 18. Juli 1864 ein zweiter Waffenstillstand in Kraft.
Bereits am 1. August wurde der Vorfrieden von Wien unterzeichnet und am 30. Oktober 1864 im Definitivfrieden von Wien weitestgehend bestätigt. Dänemark trat die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg vollständig an Österreich und Preußen ab.
von
Günter Schwarz – 25.04.2018