(Aarhus) Europas Kulturhauptstadt 2017, Aarhus, kann nach einem Jahr mit viel Kultur und Besuchern eine außerordentlich positive Bilanz aus dem Event ziehen.

Sønderborg, das sich auch beworben hatte, musste bekanntlich der „Hauptstadt“ Jyllands (Jütlands), Aarhus, den Titel als Europas Kulturhauptstadt 2017 überlassen. Nun hat man in der „kleinsten Großstadt“ der Welt Bilanz gezogen nach einem Jahr mit vielen Ereignissen und Kosten – eine sehr positive Bilanz.

Es gab insgesamt 442 Kulturprojekte mit 3,3 Millionen Besuchern, die 11,2 Millionen Übernachtungen buchten – und zusätzlich krönten14 königliche Besuche die Stadt, um nur ein paar Zahlen zu nennen.

Analyse der Beraterfirma „Cowi“ zeigt, dass durch die Ernennung Aarhus zur Kulturhauptstadt annähernd 2.000 neue Vollzeitstellen geschaffen wurden, wovon 1.400 in der privaten Wirtschaft entstanden. Die Titel „Kulturhauptstadt 2017“ zeichnete verantwortlich für einen Umsatz von knapp 1,1 Milliarden Kronen (147,6 Millionen Euro). Dieser Zahl stehen öffentliche Investitionen von knapp 400 Millionen Kronen (53,7 Millionen Euro) gegenüber. Insbesondere das Hotel- und Gaststättengewerbe hat viel vom Kulturereignis gehabt. Die vielen Gäste auch aus dem Ausland werden laut Analyse auch einen bleibenden Effekt haben für die Stadt in den kommenden Jahren.

Zudem könne man sehen, dass die Investitionslust in der Metropole Jütlands anhält, und „Cowi“ stellt fest, dass auch die Kommune ein gutes Geschäft gemacht hat, denn für jede investierte kommunale Kronen seien 1,4 Kronen in die Schatulle des „Stadtsäckels“ zurückgeflossen.

Ebenso oder noch wichtiger als Geld ist aber das neue und noch deutlichere Kulturprofil, das Aarhus sich selbst gegeben hat – und die massive Berichterstattung auch in internationalen Medien. Es wurden beispielsweise mehr als 2.500 internationale Beiträge gezählt – das Ziel waren rund 1.200. Über die Kulturhauptstadt wurde im Inland 25.198-mal berichtet. Kein Wunder, dass Aarhus-Bürgermeister Jacob Bundsgaard (Socialdemokraterne) hocherfreut ist. Die Erwartungen seien in 20 von 24 Analysepunkten weit übertroffen worden. So kamen zu vier Mega-Events im Durchschnitt 196.722 Besucher statt der eingeplanten 60.000.

Der Hit des Kulturjahres war „The Garden“ im „Mindeparken“ und im Kunstmuseum Aaros mit der umstrittenen Bemalung von Bäumen und Gras durch die deutsche Künstlerin Katharina Grosse. Knapp 600.000 sahen das. Die Direktorin der Kulturhauptstadt, Rebecca Matthews, bedauert nicht diese „künstlerische Installation“, die die Herausforderung der Menschheit in Bezug auf Verunreinigung und Klima zur Diskussion stellen sollte. Man könne so ein Werk lieben oder hassen, aber es sei wichtig, dass Kultur auch eine Diskussion erzeugen könne, so Matthews zu Jyllands-Posten.

Aber herausragend war u. a. auch die Eröffnungsfeier, der mehr als 75.000 Menschen live beiwohnten. Wichtig sei aber, so der Tenor, dass die geschaffene Zusammenarbeit der ganzen Region mit 19 Kommunen über das Jahr 2017 weiter besteht – dass das Momentum erhalten bleibt. Denn die Kulturhauptstadt 2017 habe die ganze Region um Aarhus herum „geboostet“ und gezeigt, das Leute auch gerne weit fahren, um etwas Besonderes zu erleben.

Und das Ereignis habe für Stolz und Identität innerhalb der Einwohner gesorgt, so der Vorsitzende des 2017-Fonds, Bürgermeister Bundsgaard. Rund 60 Prozent aus der Bevölkerung in Aarhus seien aktiv dabei gewesen, sich bei der einen oder anderen Veranstaltung tatkräftig zu engagieren, um sie zu ermöglichen.

von

Günter Schwarz – 28.04.2018