„Bürger Schippel“ – Komödie von Carl Sternheim
(Schleswig) – Am Sonntag, den 06.05.2018, bringt das Schleswig-Holsteinische Landestheater Carl Sternheims gesellschaftskritische Komödie „Bürger Schippel“ um 19:00 Uhr im Slesvighus in Schleswig auf die Bühne. Die Komödie, die vor 100 Jahren erstmals aufgeführt wurde, hat auch bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren und durchaus das Potential, kritische Gedanken über unsere derzeitige Gesellschaft anzuregen.
Der sozialkritische, expressionistische Dramatiker und Erzähler sowie Autor dieser Komödie, Carl Sternheim (* 1878, † 1942), selber Bürger par excellence, hasste das Bürgertum. Mit bitterem Spott deckte er die Verlogenheiten und Doppelmoral mit einer bissigen Satire auf den bürgerlichen Standesdünkel der Wilhelminischen Zeit auf. Seine Stücke sind gleichsam Röntgenbilder der Mittelklassegesellschaft und haben bis heute nichts von ihrer Schärfe verloren.
Die Komödie „Bürger Schippel“ ist Teil des Zyklusses „Aus dem bürgerlichen Heldenleben“. – Verzweiflung herrscht im Gesangsquartett um Juwelier Hicketier. Der jährliche Wettbewerb steht ins Haus, aber Tenor Neumann ist tot. Die Lösung wäre Paul Schippel – der hat Gold in der Kehle, aber er ist unehelich, verdient zwanzig Mark die Woche und schläft in einer Dachkammer. Als Hicketier in den sauren Apfel beißt und Schippel die Mitgliedschaft im Quartett anbietet, avanciert der in Schande geborene Proletarier zum „Bürger Schippel“, weil er dem Männerquartett den Preispokal im Wettbewerb garantiert. Nicht einmal die Hand der flotten Schwester kann Hicketier dem Emporkömmling versagen. Doch die will Schippel gar nicht, weil Thekla bereits vom Landesfürsten verführt wurde. So triumphiert Paul Schippel am Ende: denn Standesbewusstsein ist besser als Sex.
Trotz seiner Bühnenerfolge wurde Carl Sternheim im kaiserlichen Deutschen Reich von der offiziellen Kritik feindselig behandelt. Erst nach dem Ersten Weltkrieg eroberten seine Stücke die deutschen Bühnen. Mittlerweile gehören Carl Sternheims Komödien zum internationalen Repertoire des Theaters. Man findet, auch einhundert Jahre nach der Uraufführung von „Bürger Schippel“, diese brillanten und aberwitzigen Komödien mit ihren wunderbaren Charakteren öfter auf britischen als auf deutschen Bühnen. Seine erfolgreichsten Werke sind u. a. „Die Hose“ von 1912 und „Bürger Schippel“ aus dem Jahre 1913.
Besetzung
Leitung:
– Inszenierung: Sascha Bunge
– Ausstattung: Angelika Wedde
– Musik: Stefan Faupel
Mit:
– Der junge Fürst: Nenad Subat
– Tilmann Hicketier, Goldschmied: Reiner Schleberger
– Jenny, seine Frau: Lisa Karlström
– Thekla, seine Schwester: Manja Haueis
– Andreas Wolke, Buchdruckereibesitzer: Andreas Torwesten
– Heinrich Krey, fürstlicher Beamter: Klaus Gramüller
Paul Schippel: Lorenz Baumgarten
– Arzt: Nenad Subat
Eintritt: ab 11, 00 Euro
von
Günter Schwarz – 04.05.2018