Karl Marx – laut Geburtsurkunde „Carl Marx“ – einer der berühmtesten und umstrittensten Philosophen der Weltgeschichte, betrat am 05. Mai 1818 in der Brückenstaße 10 in Trier an der Mosel die Bühne der Weltgeschichte. Der Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist,
Protagonist der Arbeiterbewegung sowie Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der Religion, der zusammen mit Friedrich Engels zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus wurde, wurde und wird von Gegnern wie auch ebenso von Anhängern seiner Lehre missverstanden und in einer Weise interpretiert, die ihm nicht gerecht werden.

Bis in die Gegenwart sind seine Theorien Gegenstand des geschichts- und sozialwissenschaftlichen Diskurses, in letzterem vor allem im Bereich der Wirtschafts- und Politikwissenschaft.


Karl-Marx-Haus in Trier – Geburtshaus und Museum, Brückenstraße 10 (2014)
Der weltberühmte Denker aus Trier, von dem es oft genug hieß, er sei überholt und von der Geschichte widerlegt, dieser Totgesagte steht heute, 200 Jahre später, lebendiger im Rampenlicht vielfältiger Jubiläumsaktivitäten, als manch einer vermutet – und wohl gewünscht – hätte. Das ist kein Wunder.


Am 5. Mai jährt sich der Geburtstag des Philosophen zum 200. Mal. Heute wird in Trier eine 4,40 Meter hohe und 2,3 Tonnen schwere Bronzestatue seiner Person auf einem Platz nahe der Porta Nigra enthüllt – ein Geschenk der Volksrepublik China. Karl Marx ist wieder da. Vor 183 Jahren verließ der Denker und Philosoph seine Heimatstadt Trier, um in Bonn Jura zu studieren und später die Welt zu verändern. Nun kehrt der berühmteste Sohn der Stadt zurück – in einer handgefertigten Transportkiste aus Sperrholz und Stahlstreben, als überlebensgroßes Denkmal.
Solange die kapitalistische Wirtschaftsordnung über die Gesellschaft herrscht, wird das Marx’sche Werk Bezugspunkt, Reibungsfläche und Spiegel der Verhältnisse bleiben. Kein anderer hat umfassender, scharfsinniger und tiefgreifender die Grundstrukturen des nach wie vor weltweit dominanten Gesellschaftssystems Kapitalismus analysiert. Generationen von WissenschaftlerInnen nahmen seine Schriften auf, entwickelten sie weiter, revidierten, kritisierten und aktualisierten sie. Eine Vielzahl theoretischer Strömungen ist entstanden und lebt bis heute fort. Die Rezeption, auch und gerade international, war dabei stets einem Wandel unterworfen, Lesarten der Marx’schen Schriften wie „Das Kapital“ und „Das Kommunistische Manifest“ wurden selbst Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen.

„Der junge Karl Marx“

Auch heute noch üben die Marxschen Schriften nach wie vor eine große Anziehungskraft aus. Das betrifft vor allem seine materialistisch-dialektische Methode der Analyse, die es gestattete, das Wirtschaftssystem sowie die Gesellschaft zu untersuchen. Keimzelle des Wirtschaftssystems ist auch bei Marx die Ware. In ihr sind im Kleinen alle Strukturverhältnisse des Ganzen enthalten. Er schließt an Smith und Ricardo an, indem er sagt: „Der Wert der Ware wird bestimmt durch die zur Herstellung gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. (Arbeitswerttheorie) In einer sich entfaltenden kapitalistischen Wirtschaft sind nicht nur Güter Waren, sondern auch die Arbeitskraft.“

Die Geschichte hat sich Marx in seiner ganzen Unabgeschlossenheit und Widersprüchlichkeit auf unterschiedlichste Weise angeeignet, ihn kanonisiert, ihn als Legitimationsfolie von Revolutionen und Gesellschaftssystemen genutzt, rohe Gewalt und Unterdrückung unter seinem Banner im Sinne des angeblich Guten gerechtfertigt. Doch was wäre das Gute im Marx’schen Sinne gewesen?

„Die Deutschen II – Karl Marx und der Klassenkampf“

Was können wir 200 Jahre später, befreit von den Dogmen der Vergangenheit, von einer ebenso brillanten wie offenen und auch in herrschenden Kreisen hoch anerkannten Theorie lernen, vor allem in Kenntnis der noch immer laufenden Forschungen zu seinen überlieferten Manuskripten, bei denen sich immer mehr herausschält, wie unzusammenhängend, fragmentiert, stets suchend, die einst kanonisierten Werke waren? Eines ließe sich sicher lernen, nämlich das Motto, das Marx seinen Töchtern mitgegeben hat: „An allem ist zu Zweifeln!“

„Karl Marx – Marxismus und seine Philosophie (Doku Hörbuch)”

Wer sich mit der Aktualität und der Bedeutung von Marx insbesondere für die Sozialpolitik auseinandersetzen möchte, kommt weder an der Geschichte noch an den stets aktualisierten Erkenntnissen seiner überlieferten Schriften vorbei, wobei diese sich nicht nur auf seine bekanntesten Werke „Das Kapital“ und „Das Kommunistische Manifest“ beschränken..

Karl Marx verstarb am 14. März 1883 in seinem Londoner Exil.

Werke von Karl Marx

     –  1845 Die heilige Familie
     –  1845 Deutsche Ideologie (gedruckt erst 1926)
     –  1847 Misére de la Philosophie (dt. 1885)
     –  1848 Discours sur la question du Libre Echange
     –  1848 Manifest der Kommunistischen Partei
     –  1849 Lohnarbeit und Kapital
     –  1852 Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte
     –  1859 Zur Kritik der politischen Ökonomie
     –  1867 Das Kapital (Bände 2 und 3, herausgegeben von Friedrich Engels, 1885-94)
     –  1871 Der Bürgerkrieg in Frankreich
     –  1875 Kritik des Gothaer Programms (der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands) (gedruckt 1890/91)
     –  1883 Le programme du parti ouvrier (für die Partei Guesdes )

von

Günter Schwarz – 05.05.2018