(Neckarsulm) – Für die Lidl-Marketingabteilung scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Denn das Frauenbild, das der Discounter mit seinen Angeboten für den Muttertag am kommenden Sonntag, den 13. Mai, vermittelt, macht er den 1950er Jahren alle Ehre. Überschrieben ist der Muttertags-Prospekt mit der Überschrift:„Für die beste Mama“, und „Zeit, Danke zu sagen.“

Mutti bügelt daheim fleißig die Wäsche der Familie, während Vati hart in der Firma für die Familie arbeiten muss, um das nötige Geld heranzuschaffen – mit seinen diesjährigen Muttertagsangeboten vermittelt Lidl ein Rollenbild aus einer Zeit, die man schon seit Jahrzehnten überwunden glaubte. Aber das Rollenbild, das ultrakonservative Parteien vertreten und verbreiten, verfehlt offenbar seine Wirkung nicht – auch nicht in der Führungsetage des Discounters Lidl aus Neckarsulm.

Als Geschenke „für die beste Mama“ schlägt Lidlauf seiner Webseite eine Bügelstation, eine Nähmaschine sowie einen Staubsauger-Roboter vor. In einem Werbeprospekt bewirbt der Discounter außerdem viel pinkes, herzförmiges Gebäck, fliederfarbene Aromakerzen und eine Küchenmaschine. Letzteres vielleicht, damit der Ehemann nach Feierabend gleich etwas Köstliches auf dem Tisch stehen hat.

Das war eigentlich schon vor 20 Jahren ein Unding. Und heutzutage wollen Mütter noch viel weniger auf Küche und Hausarbeit reduziert werden. Beim Supermarktkonzern Lidl hat man mit diesen Klischees aber offenbar kein Problem. Zumindest lässt darauf das aktuelle Werbeprospekt mit Geschenkideen zum Muttertag schließen.

In dem selben Prospekt werden unter dem Slogan „Kraftvoll ans Werk“ Bohrhämmer und Schleifmaschinen an Männer vermarktet. Die Rollen sind für Lidl offensichtlich klar verteilt: Papa bohrt und Mutti bügelt!

Doch mit dieser Rollenverteilung sind viele Kunden von Lidl nicht einverstanden. Auf der Lidl-Facebook-Seite machen sie ihrem Ärger Luft. „Heyho Lidl, ich, als Softwareentwicklerin und Mutter von 2 Kindern bin doch mehr erstaunt und auch erschüttert über das Rollenbild was ihr vermittelt. Vielleicht solltet ihr Eure Klischees mal überdenken. Meine Familie und ich leben übrigens im Jahr 2018 und ihr?“, schreibt zum Beispiel Nutzerin Regina Oschotzki, und Nutzerin Stefanie Müller fragt: „Warum so sexistisch?“

Inzwischen hat Lidl auf die Vorwürfe seitens zahlloser Kunden reagiert – und antwortet auf die empörten Nutzerkommentare mit einer standardisierten Nachricht. „Wir bedauern, wenn wir mit den aktuellen Aktionsangeboten bei einigen Kunden für Unmut sorgen und nehmen das Feedback sehr ernst“, heißt es darin. Dass die Kunden nicht an den Angeboten Anstoß nehmen, sondern an deren Präsentation, scheint noch nicht in den Köpfen des Lidl-Managments vorgedrungen zu sein.

von

Günter Schwarz – 06.05.2018