Grønland will in der Schule Dänisch durch Englisch ersetzen
Englisch soll Dänisch als erste Sprache in den Schulen ersetzen, was viele Menschen vor große Herausforderungen stellen wird, sagen Sprachwissenschaftler.
Das Land sollmit Englisch anstatt mit Dänisch in die Welt gehen. Das ist der Plan in einem Arbeitsabkommen der neuen grønländischen Koalitionsregierung, bestehend aus den Parteien Nunatta Qitornai, Siumut, Atassut und Partii Naleraq, und sie vertreten die Meinung: „Die grønländische Sprache ist unsere Amtssprache. Wir müssen darauf hinarbeiten, dass die englische Sprache zu unserer ersten Fremdsprache wird, zum Beispiel in der Zusammenarbeit der Parteien.“
Dänisch als Auslaufmodel ist kein neuer Gedanke. Tatsächlich hatte Island, das von 1262 bis 1918 von Norwegen und später von Dänemark kolonisiert wurde, gleiches bereits vorgemacht. Aber Grønlands Situation ist nicht mit der Islands vergleichbar, erklärt Sprachforscher und Grønlandexperte Michael Böss dem TV 2.
„Die Idee, von Dänisch auf Englisch als erste Fremdsprache zu wechseln, stammt wahrscheinlich aus Island. Irgendwann habe man vorsichtig eine Sprachenänderung eingeführt, als es die Verbindung zu Dänemark ab 1918 zunehmend abbrach. Und es gelang ihnen“, sagt Michael Böss, der allerdings andere Herausforderungen für die grønländische Bevölkerung sieht.
„In Grönland gibt es eine sehr große Minderheit, die Dänisch und nur Dänisch und nicht einmal Grønländisch spricht. Offensichtlich wird es als sehr problematisch empfunden, aber es gibt ein klares Signal bei der Wahl von Englisch. Auf diese Weise glaubt man sich von Dänemark zu distanzieren und der Welt zu öffnen, obwohl es nicht unbedingt klug ist, also in einem pragmatischen Sinn“, sagt Michael Böss.
Obwohl Englisch eine Weltsprache ist, die immer gut in der Schultasche getragen werden kann, ist Dänisch für viele junge Grønländer immer noch die wichtigere Sprache, wenn sie sich weiterbilden wollen. „Dänisch ist die Sprache, die Bildung für viele junge Grønländer möglich macht. Diese Option wird nun auch in der übrigen nordischen Region vertreten. Möchten Sie vielleicht, dass die junge Generation nach Bildungseinrichtungen in Kanada und den Vereinigten Staaten sucht, in der ganz andere Anforderungen gestellt werden, und diese erfordern auch, ein hohes Englischniveau zu haben, die weit über dem der Umgangssprache liegt“, sagt Michael Böss, der bereits die ersten negativen Folgen der grønländischen Regierung in diesen Jahren gesehen hat, die versucht, die Distanz zu Dänemark zu erhöhen.
„Die ,Grönungspolitik´ hat dazu geführt, dass viele junge Menschen Schwierigkeiten haben, junge Menschen dazu zu bringen, eine weiterführende Schule zu besuchen, damit sie in die öffentliche Verwaltung und andere anspruchsvolle Berufe gehen können. Daher ist das sprachliche Problem für Grønland bereits jetzt ein großes Problem, und es ist zweifelhaft, ob es die richtige Strategie ist, wenn man ins Englische geht“, sagt der Forscher.
von
Günter Schwarz – 08.05.2018