(Odense / Flensburg) – Auf Fyn (Fünen) starb am 21. August 2016 eine 33-jährige deutsche Urlauberin, die sich zusammen mit ihrem 36-jährigen Ehemann und 5-jährigen Sohn auf der Rückreise von einem Schwedenurlaub nach Nordrhein-Westfalen befand, nachdem auf der „Fyn-Autobahn“ bei Odense ein Stein von einer Brücke aus auf die Fahrbahn geworfen wurde. Jetzt will die dänische Polizei überprüfen, ob der damalige Vorfall mit den jüngsten Steinwürfen vom Dienstagabend bei Flensburg in Verbindung steht oder ob Parallelen in der Tatausführung bestehen.


Foto: Brücke über die „Fyn-Autobahn“ bei Odense
Im Grenzland haben in der vergangenen Nacht Steinwürfe dazu geführt, dass die A7 zwischen dem Grenzübergang Ellund und Flensburg-Harrislee zeitweise für gut drei Stunden komplett gesperrt wurde, um nach Spuren zu suchen. Eine Autofahrerin wurde schwer verletzt. Laut TV2 handelt es sich dabei um eine 58-jährige Dänin, die in Dänemark arbeitet und in Flensburg lebt.

Eine halbe Stunde zuvor seien von einer anderen Brücke weiter südlich bei Oeversee ebenfalls mehrere Steine auf einen Lkw geworfen worden, sagte Christian Kartheus von der Polizei Flensburg . „Der Lkw-Fahrer konnte ausweichen, sodass nichts passiert ist.“ Die Polizei geht von einem Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen aus.

„Wir ermitteln wegen eines versuchten Tötungsdeliktes. Wer Steine von einer Autobahnbrücke wirft nimmt in Kauf, dass jemand ums Leben kommt. Bei dem Stein handelt es sich um einen Findlingsstein in Fußball-Größe mit einem Gewicht von etwa 40 Kilogramm“, sagte Polizeisprecher Kartheus.

Jetzt will die Polizei von der dänischen Insel Fyn den Kontakt mit den schleswig-holsteinischen in Flensburg Kollegen aufnehmen – denn 2016 hat es in der Nähe von Odense einen ganz ähnlichen Vorfall gegeben. Damals wurde eine deutsche Urlauberin in ihrem Auto durch den Steinwurf getötet.

Richardt Jakobsen von der Polizei von Fyn sagte der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau am Mittwoch, dass es noch keinen Kontakt gegeben habe, dass dieses aber „ganz sicher“ passieren werde, „um zu hören, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt“.

Der Fall von Odense beschäftigt Polizei und Medien in Dänemark noch immer. „Wir müssen noch vieles abarbeiten“, sagt Jakobsen, „und wir sind immer noch nicht weiter gekommen“. Die Ermittlungen im dänischen Fall hängen, so Jakobsen, von Hinweisen aus der Bevölkerung ab. Eine Dose „Snus“ (Kautabak), die am Tatort gefunden wurde, und ein gräulicher Volvo 245 Kombi sind noch immer im Fokus der Beamten. Doch noch habe es den erhofften Durchbruch nicht gegeben, sagt Jakobsen.

Laut dem Kriminologen Christian Pfeiffer handelt es sich bei solchen Steinewerfern manchmal um Teenager, die nicht nachdenken. Häufiger jedoch hätten diese Leute das Profil eines „objektiv gescheiterten Menschen, der immer wieder merkt: Ich bringe nichts zustande, mir gelingt nichts. Und dann schlägt das um in den Wunsch nach Macht. Und was ist die größte Macht? Herr über Leben und Tod zu sein“, sagte Pfeiffer.

von

Günter Schwarz – 10.05.2018