(Fanø) – Auf der kleinen Nordseeinsel Fanø westlich von Esnjerg und ca. 50 km nördlich von Sylt haben Bürger die Initiative zu einem „Pride-Fest“ ergriffen. Damit wollen sie den selbstbewussten Umgang mit ihrer Sexualität ausdrücken. Die Insel-Bürgermeisterin Sofie Valbjørn freut sich schon – obwohl der Hintergrund ist ein ernster ist.

Fahnen in allen Farben des Regenbogens, verkleidete Menschen und gute Stimmung – darauf können sich die Einwohner der kleinen Nordseeinsel Fanø vor Esbjerg im Sommer gefasst machen. Denn erstmals wird es dort eine Pride-Parade geben, mit der Teilnehmer und Initiatoren ihrem Stolz und ihrer Selbstachtung hinsichtlich ihrer Sexualität Ausdruck verleihen wollen, und mit der gezeigt werden soll, dass die kleine Wattenmeerinsel mit rund 3.400 Einwohnern unterschiedlichen sexuellen Identitäten gegenüber aufgeschlossen ist.

Die Insel-Bürgermeisterin Sofie Valbjørn von der grünen Umweltpartei die Alternativet hat zugestimmt, die Eröffnungsrede zu halten. Sie unterstützt das Vorhaben voll und ganz. „Eine schöne Initiative. Es ist toll, dass einige Bürger die Initiative zeigen, dass wir auf Fanø aufgeschlossen sind und die Vielfalt wollen“, sagt sie.

Der Hintergrund des Ganzen sei allerdings besorgniserregend, berichtet Jeanett Exner, kreative Leiterin im Kulturhaus „Realen“ auf Fanø. DR Nyheder erzählt sie: „Meine Tochter Christina ist mit Cecilie verheiratet, und sie hatten letztes Jahr Besuch von einigen Freunden, und da gab es kurz vorher einen unschönen Vorfall“, sagt sie. „Simon, einer ihrer Freunde, saß zusammen mit seinem Mann in einem Zug auf dem Weg nach Fanø. Simon gab seinem Mann einen Kuss auf die Wange. Doch dann bekam er einfach einen Faustschlag ins Gesicht von einem Mann, der ihm gegenüber saß“, berichtet Exner.

Die Bürgermeisterin berichtet, dass sich die Einstellung der Inselbewohner gewandelt habe: „In den fünf Jahren, seit ich zurück auf Fanø bin, habe ich nichts Dahingehendes erlebt. Aber früher, als ich hier jung war, gab es einige, die ausgeschlossen wurden und der Ton war nicht immer freundlich untereinander.“

Valbjørn rechnet damit, dass die Premiere des Fanø Pride am 11. Juli auch Menschen von Außerhalb anziehen wird. Die Veranstalter hätten schließlich viele gute Kontakte. „Eine positive Botschaft ist immer schön. Aber wir als Kommune sind da nicht politisch involviert. Das ist eine Veranstaltung, die von einer Bürgerinitiative organisiert wird. Aber alle starken Kräfte, die sich für ihre Insel einsetzen wollen, senden ein positives Signal aus“, sagt sie.

In Dänemark gibt es Pride-Veranstaltungen bisher in den Großstädten København, Aarhus und Aalborg und im kleinen zur Kommune Vejen gehörenden Gesten in Syddanmark. In Deutschland gibt es zahlreiche solcher Umzüge, die nach dem amerikanischen Vorbild Christopher Street Day (kurz CSD) genannt werden – den größten jedes Jahr in Köln.

Ihren Ursprung hat die Bewegung den USA, wo seit 1970 der Christopher Street Liberation Day in New York als Nachfolger vorangegangener Protestveranstaltungen gefeiert wird. 1972 wurde erstmals ein Fackelzug in London als „Gay Pride March“ bezeichnet.

von

Günter Schwarz – 13.05.2018