(København) – Die „Freistadt“ Christiania, die alternative Wohnsiedlung mitten in København auf dem ehemaligen Militärgelände der Bådsmandsstrædes Kaserne, ist seit 1971 weltweit für ihre Freizügigkeit besonders in Sachen Drogen bekannt. Doch mit harter Drogenkriminalität wollen die Bewohner nichts mehr zu tun haben – und schließen die Dealerbuden zum wiederholten Male. Diesmal jedoch mit neuen und restriktiveren Mitteln.

Der Geist von Christiania entwickelte sich schnell in Richtung Hippiebewegung, Hausbesetzertum, Kollektivismus und Anarchismus, Doch jetzt haben die Bewohner der autonomen Gemeinde Christiania, in Dänemark werden sie „Christianitter“ genannt, das Gebiet, in dem Dealer in ihrem Quartier mit Haschisch und anderen Drogen handeln, abgesperrt. Dazu gehört auch die bekannte „Pusher Street“ mit ihren Verkaufsbuden, in denen unter anderem fertige Joints angeboten werden.

Sämtliche Zugänge zu der Straße, in der der jährliche Umsatz des Drogenhandels auf 100 bis 130 Millionen Euro geschätzt wird, sind blockiert – mit einem zwei Meter hohem schwarzen Zaun. „Hier ist Feierabend“, so eine Frau an einem der Zugänge zur „Pusher Street“ am Dienstag. Ein Schild klärt auf: „Die ,Pusher Street´ ist die nächsten Paar Tage geschlossen. Wir öffnen dann wieder mit einer gemütlicheren Straße“, steht darauf.

Derweil diskutieren die „Christianitter“ erneut über den Hasch- und Drogenhandel in ihrer „Freistadt“. Dem Vernehmen nach gibt es verschiedene Fraktionen und Uneinigkeit darüber, wer in Christiania was verkaufen dürfen soll – und wer nicht. Wenn es nach der Polizei geht, lautet die Antwort „niemand“ – und immer wieder greift sie ein und nimmt Festnahmen in Christiania vor. Laut Angaben aus der Polizei waren es bislang 150 alleine in diesem Jahr, von denen 50 zu Inhaftierungen in die U-Haft führten.

Bereits im September 2016 hatte es für große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gesorgt, als die „Christianitter“ selbst die Haschbuden abrissen, nachdem es zu steigender Gewaltkriminalität gekommen war. Unter anderem wurde während einer Razzia zwei Polizisten unweit der Freistadt niedergeschossen, wobei ein Polizist seiner Verletzung erlag.

Über die Hintergründe der derzeitigen Aktion wollen die „Christianitter“ sich erst nach einem gemeinsamen Treffen äußern. Die Polizei teilt unterdessen mit, dass sie die Lage in Christiania aufmerksam verfolge und den Bewohnern beim Schließungsplan gerne behilflich sei.

Eine Dokumentation des RBB über den Freistaat ‚Christiania‘ in København, Dänemark.

von

Günter Schwarz – 23.05.201