Findet der womöglich „netteste Besatzungskrieg“ der Menschheitsgeschichte bald ein Ende? Seit Jahren „kämpfen“ Dänemark und Kanada um die Hans-Insel, die auf Grönländisch Tartupaluk heißt, indem sie abwechselnd ihre Flagge auf dem unbewohnten Eiland hissen und eine Flasche Alkohol für den „Feind“ hinterlassen. Jetzt soll eine gemeinsame Arbeitsgruppe beider Länder unter Einbeziehung der grönländischen Autonomieregierung die Zugehörigkeit der Insel endgültig klären.

Die Hans-Insel ist nicht mehr als ein Fels in der arktischen Brandung. Gerade einmal etwas größer als ein Quadratkilometer, unbewohnt natürlich und nicht einmal von einer anständigen Schicht Moos bewachsen. Es gibt dort nichts, was für irgendjemanden von Interesse sein könnte. Außer vielleicht die dort deponierten Schnapsflaschen – entweder aus Kanada oder aus Dänemark. Je nachdem, wer gerade dort das Sagen haben will.

Kanada und Dänemark haben sich endlich geeinigt, zusammen mit der grönländischen Autonomieregierung die Grenzziehung zwischen Kanada und Grønland zu untersuchen. Eine eigens dafür eingerichtete Arbeitsgruppe wird sich in Zukunft damit beschäftigen, um „ausstehende Grenzprobleme“ zu lösen, berichtete das dänische Außenministerium am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Die Grenzziehung bei der unbewohnten Hans-Insel soll ein für alle Mal gelöst werden. Seit Jahren erheben beide Länder Anspruch auf die Insel in der Labrador See.

„Es freut mich, dass wir nun eine gemeinsame Task Force auf die Beine gestellt haben. Das ist ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit beider Länder. Nun können wir zusammen die Souveränität der Hans-Insel klären“, erklärt der dänische Außenminister Anders Samuelsen (Liberal Alliance).

Auch seine kanadische Kollegin Chystia Freeland ist zufrieden. „Als eine arktische Nation sind wir daran interessiert, die offenen Fragen der Grenzziehung in Zusammenarbeit zu lösen. Deshalb freue ich mich über eine gemeinsame diplomatische Arbeitsgruppe“, so Freeland.

Seit 1973 streiten Dänemark und Kanada um die unbewohnte Insel. 1984 beschloss der damalige dänische Minister für Grønland-Angelegenheiten, Tom Høyem, Fakten zu schaffen und hisste die dänische Flagge auf der Hans-Insel. Seitdem wird die Insel regelmäßig von Soldaten beider Seiten aufgesucht. Die „Kampfhandlungen“ sehen jedes Mal gleich aus: Die Kanadier tauschen die dänische Fahne gegen ihre aus und deponieren daneben eine Flasche Whiskey (Canadian Club). Dann kommen die Dänen, tauschen die kanadische Fahne gegen ihre aus und deponieren daneben eine Flasche Schnaps.

Es hatte jahrelang zu einem kuriosen Ritual auf einer winzigen Insel in der Arktis geführt. So geht das seit Jahren und die Regierungen beider Staaten unternahmen bisher nichts, um diesen „Besatzungskrieg“ zu beenden.

Womöglich zählt dieses Grenz-„Konkliktchen“ zum „nettesten Besatzungskrieg“ der Menschheitsgeschichte.

von

Günter Schwarz – 24.05.2018