AfD demonstriert in Berlin – Gegner mit Partyzug und Flößen auf der Spree
(Berlin) – Die AfD-Demo ist offiziell beendet, die Teilnehmer sind vor dem Brandenburger Tor angekommen. Währenddessen protestieren ihre Gegner lautstark aus dem benachbarten Tiergarten mit wummernden Bässen.
Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat am heutigen Sonntag in Berlin eine Demonstration der AfD stattgefunden. Mittlerweile ist sie am Zielpunkt, dem Brandenburger Tor, angekommen – unter dem Wummern der Bässe der Gegendemonstranten.
Dort haben die Parteivorsitzenden Jörg Meuthen und Alexander Gauland unter dem starken Protest der Gegendemos ihre Reden gehalten. Nach Angaben der Polizei nahmen an der Kundgebung der AfD mehr als 5.000 Menschen teil.
Der Aufzug der rechtspopulistischen und nationalistischen Partei unter dem Motto „Zukunft Deutschland“ war am frühen Nachmittag am Hauptbahnhof Richtung Brandenburger Tor gestartet. Bundesvorstandsmitglied Beatrix von Storch provozierte bei der Auftaktkundgebung mit der ihr eigenen volksverhetzenden Aussage: „Die Herrschaft dieses Islam in Deutschland ist nichts anderes als die Herrschaft des Bösen“. Über den Fußball-Nationalspieler Mesut Özil sagte sie: er sei „trotz seines deutschen Passes kein Deutscher“, weil er die Nationalhymne nicht singen wolle und sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan getroffen habe.
Für Anti-AfD-Proteste waren insgesamt 13 Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet. Am frühen Nachmittag waren stadtweit mehr als 10.000 Demonstranten unterwegs, so eine vorläufige Schätzung der Polizei.
An der Spree – gegenüber vom Hauptbahnhof – hatten sich AfD-Gegner positioniert, die mit Rufen und Pfiffen ihren Unmut über die Demonstration äußern. Auf Booten und Flößen zogen Spruchbänder gegen die AfD auf.
Gleichzeitig bewegt sich ein Zug mit rund 30 Musikwagen der Berliner Clubszene vom Hansaplatz zur Siegessäule und der Straße des 17. Juni. „CAfD wegbassen“ lautete das Motto der lautstarken Karawane, die das Netzwerk „Reclaim Club Culture“ organisierte und an der sich 120 Clubs, Festival- und Party-Veranstalter beteiligen wollten.
Eine „Glänzende Demonstration“ von Künstlern lief vom Weinbergspark über Unter den Linden zum Pariser Platz am Brandenburger Tor.
Vor dem Reichstagsgebäude kamen am Vormittag mehrere tausend Gegendemonstranten zur zentralen Kundgebung zusammen. Sie lief unter dem Motto „Stoppt den Hass. Stoppt die AfD“. Aufgerufen haben Gewerkschaften sowie Grüne, Linke und die SPD.
Die Polizei sperrte nach eigenen Angaben am Nachmittag die Brücken über die Spree im Regierungsviertel ab, um ein Aufeinandertreffen der Demonstranten zu verhindern.
Rund um den Großen Stern und die Siegessäule kam der Verkehr inzwischen zum Erliegen – alle abgehende Straßen waren gesperrt. Dort sowie in den Querstraßen und Kreuzungen des Regierungsviertels sind zahlreiche Polizisten positioniert. Laut BVG wurden in Berlin-Mitte mehrere Straßenbahnlinien teilweise unterbrochen. Insgesamt waren 2.000 Polizisten im Einsatz.
Am Mehringplatz in Kreuzberg versuchten am Mittag einige Anti-AfD-Demonstranten, Absperrungen der Polizei zu überwinden. Diese drängte die Protestierer nach eigenen Angaben zurück und setzte „Zwangsmittel“ wie Pfefferspray ein. Zu dem Zeitpunkt sollen sich rund 1.000 Demonstranten am Mehringplatz aufgehalten haben.
In Berlin-Mitte versuchten Linksautonome, den Demozug der AfD zu stören. In der Reinhardt- bzw. Marienstraße wurden sie von der Polizei eingekesselt. Unangemeldete Demonstranten hatten sich am Vormittag auch von Gesundbrunnen zum Potsdamer Platz aufgemacht, wo die Polizei sie stoppte.
von
Günter Schwarz – 27.05.2018