Der am 17. Dezember 1840 in København geborene Komponist Christian Frederik Emil Horneman verstirbt am 08. Juni 1906 an seinem Geburtsort im Alter von 65 Jahren.

Bei dem Sohn des Komponisten Johan Ole Emil Horneman zeigte sich schon früh seine musikalische Begabung, und seit seiner Kindheit begeisterte er sich für Opern. So begab Christian Horneman nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung nach Sachsen und studierte in den Jahren 1858 bis 1860 am Leipziger Konservatorium bei Ignaz Moscheles, Ernst Friedrich Richter, Moritz Hauptmann und Julius Rietz. Hier traf er auch auf den norwegischen Komponisten Edvard Grieg (1843–1907), woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte, die u. a. auf der gemeinsamen Verfolgung „skandinavischer“ Zusammenarbeit beruhte. Hintergrund dessen war auch die gemeinsame ablehnende Haltung den Leipziger Zuständen gegenüber, die sie als konservativ wahrnahmen.

Nach seiner Rückkehr nach Dänemark komponierte er Divertimenti und Opernfantasien, Orchesterstücke für die Aufführung im Tivoli, ein Streichquartett und 1863 die Oper „Aladdin“. Während einer Deutschlandreise 1867 komponierte er in München die „Ouverture heroique“ und führte bei einem Gewandhaus-Konzert in Leipzig die Aladdin-Ouvertüre auf. Daneben entstanden für das „Dagmartheatret“ in København mehrere Schauspielmusiken, darunter zu Holger Drachmanns „Esther“ und Frederik Paludan-Müllers „Kalanus“, und die Kantate „In memoriam Christian IX.“.

Musikalisch versuchte Horneman in København, neue Akzente zu setzen. Grenzen setzten ihm jedoch der damals in Dänemark alles dominierende Niels W. Gade (1817–1890) und dessen Kreis. In der Folge scheiterte Horneman mit dem Versuch, alternative Konzertangebote einzurichten bzw. zu leiten. Der Konzertverein „Euterpe“, den er zusammen mit Gottfred Matthison-Hansen und anderen gegründert hatte und dessen Konzerte er dirigierte, überlebte nur von 1865 bis 1868.

Das Nachfolgeprojekt „Koncertforeningen“ (Konzertverein), das er 1874 zusammen mit dem Organisten und Komponisten mit Otto Malling gründete und deren Konzerte beide abwechselnd dirigierten, existierte von 1874 bis 1893 weitaus länger. Nach zwei Jahren schied Horneman jedoch wegen schlechter Leistungen als Dirigent und Differenzen mit dem Vorstand aus dem Verein aus.

Erst mit der Gründung seines „Musik-Instituts“, das sich stark am Modell des Leipziger Konservatoriums orientierte, konnte Horneman einen längerfristigen Erfolg verbuchen. Das Institut wurde stark von Københavner Schülern frequentiert. Auch nach Hornemans Tod 1906 existierte es noch bis 1920 weiter.

Aufgrund der zahlreichen Projekte, die u. a. seine Existenzgrundlage darstellten, blieb Horneman wenig Zeit für sein kompositorisches Schaffen. Stilistisch fügte er sich in die durch die Komponisten Johann Peter Emilius Hartmann (1805–1900) und Niels W. Gade begründete Tradition der dänischen Nationalromantik ein. Dennoch spielte die Auseinandersetzung mit der Leipziger Schule  bei Horneman eine erhebliche Rolle und stellt damit ein Gegenbeispiel für die Abkehr nordischer Komponisten von dieser Kompositionsästhetik dar, wie sie in den 1860er Jahren in großer Zahl stattfand. Häufig wurde ihr stilistisches Regelwerk als nicht mehr zeitgemäß bzw. reaktionär rezipiert.

Trotz seiner ansonsten kritischen Haltung Leipzig gegenüber entdeckte Horneman das Postulat der klaren Form und der funktionsgebundenen Harmonik der Leipziger Schule für sein Werk neu. Die Leipziger Ästhetik fungierte hier als Synthese zwischen nationaler Tonsprache und universellen Struktur- und Formelementen. Die Notwendigkeit einer soliden musikalischen Grundausbildung durch die Leipziger Schule scheint damit der Entwicklung seines eigenen Stils vorgeschaltet gewesen zu sein.

von

Günter Schwarz – 08.06.2018